Freitag, 6. Februar 2015

5. Februar 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi - Donnerstag in Berlin bei Julius

Fotos: I. N.

Aperitif: Moscow Mule
Vorspeise: "Geschredderte Stulle", pochiertes Wachtelei, Rindertatar, Trüffelbutter
Hauptspeise: Konfiertes Rotbarbenfilet, Kaisergranat, Pulpo, Grapefruit, Mohn, Safransoße, Blütensalat
Nachspeise: Eispralinen, Kamille, Gurke, Cayenne Pfeffer, Butter Scotch


Der Himmel über Berlin

verdunkelt sich schlagartig, denn die vier aus dem Männer-Ballett schlagen auf und um sich. Anstatt die vielleicht erregendste und anregendste Stadt der Welt zu genießen. regen sie sich auf und haben giftige Anregungen nur für die jeweils anderen parat. Manuel, seit gestern mein Hauptverdächtiger, der Koch zu sein (es gibt ja mehr Loser als Top-Köche), nimmt seine Schlappe noch immer nicht cool. An den Berlinern und ihrem Flughafenprojekt könnte er sich locker ein Beispiel nehmen: Aber der unsmarte Kerl hat sich ein Beispiel an Dirk genommen, ist bei ihm in die Schnellschuß-Ausbildung gegangen - und kritisiert, was das Zeug hält.

Sven steht der Neid ins Gesicht geschrieben, und der steht ihm überhaupt nicht gut. Auf die Art sieht er bald nicht mehr aus wie der junge Boy George, sondern wie der alte, wenn der denn unoperiert wäre.

Dirk als einziger gibt sich ein klitzekleines bisschen zahmer, denn ihm steht vermutlich die Frage näher, wo die nächste Kanne Alkohol ist - als das umfangreiche Wissen über Lebensmittel zu transportieren wie Dirk es in seinen Koch-Balladen frei Haus, ungefragt, und daher selbst viel kritisiert, liefert.

Dirk, der Chef-Lebensmittel-Sachverständige, hat heute nur Angst, bei Julius dem bösen Hund von Baskerville zu begegnen. Die Attacke eines "Listen"-Hundes hat er weder vergessen noch verarbeitet. Doch selten ist ein Hund der wirklich Schuldige, wenn er angreift - es ist der Mensch, der ihn dazu bringt. Und im Fall von Dirk ist es im Rahmen der Möglichkeiten, dass er den Hund einfach dermaßen zugequatscht hat, dass diesem die Ohren und die Seele weh taten - und schnapp! - hat er das getan, was viele Zuschauer auch gern tun würden.

So marschiert Dirk, der moderne Hauptmann von Köpenick, der viel redet, und den Beweis noch schuldig ist, ob seinen Worten auch Taten folgen - mit den drei anderen trüben Männerherzen bei Julius ein. Attacke eröffnet!

Im übrigen ist Julius Hund eindeutig ein Boxer und keine Kampfmaschine wie Dirk, das wandelnde Kochbuch-Gewissen.

Julius lebt in einer Wohnung mit seiner Frau Sarah und den Kindern Magnum und Mathilda. Er sammelt Dinge, die andere weg geworfen haben, aber in einer einst ergatterten Urne ist keine Asche eines Verstorbenen: Makaber ist das dennoch. Die kleine Küche ist ziemlich zugestellt, was für manch Kochenden bereits eine Qual darstellen würde. Julius hingegen hantiert gekonnt, routiniert und an allen Ecken und Enden. Sein Menü ist ziemlich umfangreich, wenn auch nur kleine Häppchen davon auf die Teller kommen.

Doch von den kleinen Häppchen wird noch ein jedes in seine Atome zerteilt und genauester Prüfung unterzogen. Herr, lass Freude vom Himmel regnen über diesem Berlin an diesem Abend - möchte man den Kerlen am Ende der Geduld zurufen. Nix da, keine Freude! Kein Frieden! Und Eierkuchen gibt es sowieso nicht.

Dafür fünf verdammte Punkte von Manuel, der vermutlich Koch in Hintertupfingen ist. Insgesamt bekommt er siebenundzwanzig Punkte, von Frohnatur Dirk sogar acht. Das Leben ist eben eine Baustelle, und vier haben noch ordentlich zu tun, um aus einer Baustelle ein vernünftiges Gedankengebäude zu erstellen. Für Uwe ist das schon ziemlich spät, seine Baustellen noch zu beackern und ein freundlicher, gütiger Herr zu werden. Der gern über die Fehler anderer hinweg sieht und ihnen dann überraschender Weise und ohne viele Worte zeigt, wie man es besser macht. Wenn er es denn besser macht. Die Hoffnung, dass er mal so richtig abstürzt, bleibt mir als letzter Akt der Schadenfreude.

Gimme Five fröhlich-freundliche Kandidaten nächste Woche, Gruß Biene
Schnapp den Uwe!

10 Kommentare:

  1. Guten Morgen Biene,
    genau so wie du habe ich den gestrigen Abend auch empfunden.
    Eigentlich noch emotionaler, ich wurde immer wütender.
    Meine Stimmung verschlechterte sich mit dem Ansteigen der Bosheiten und
    Spitzen, die weiter anstiegen, je später es wurde.

    Julius in seiner etwas chaotischen Wohnung mit seiner hübschen Frau und den
    süßen Kindern samt harmlos ausschauendem Hund.
    Eine typisch junge Familie voller Zuneigung.

    Das war nicht die gespielte Küsserei vieler Paare vor der Kamera.
    Papa konnte sich von den Kleinen nur unschwer trennen.
    Das sind Kinder die glücklich aufwachsen, weil man sich kümmert. Das erkannte
    ich an der Sprache des kleinen Mädchens.
    Bestimmt bekommt sie jeden Abend eine Gute Nacht -Geschichte.

    Aber ich schweife ab.
    Ich hätte mir gewünscht, dass der Hund da bleibt und erweitere den Wunsch
    noch.:

    "Fass sie alle vier" und jage sie in ihre Heimat zurück.
    Gestern war die Kocherei kein großes Kino aber gekonnt war es ganz bestimmt.

    Mich ärgert, dass Uwe immer noch mit dem Schaumschläger von Dienstag auf
    Platz 1 ist.
    Was passiert eigentlich bei einem geteilten Sieg, wenn einer davon der Profi ist?
    Wird dann eine Hälfte ausgezahlt und die andere gespendet?
    Ehrlich, dem Dirk gönne ich den Sieg am wenigsten.
    Verbitterter alter Mann.
    Angeber, Aufschneider.......ach mir fallen noch andere Bezeichnungen ein, die
    sind aber nicht blogfähig.

    Wenn an den vergangenen Tagen ein Profikoch dabei war, dann einer aus einem
    Landgasthof in Hintertupfingen.
    Spiegelei mit Bratkartoffeln als Tagesgericht.

    Ich bin heute ein wenig verbittert, waren doch die Profiwochen immer ein Genuss.
    Auch die Laien kochten hervorragend.

    Heute gibt es bei mir Spitzkohl mit kleinen Fleischklößchen und Salzkartoffeln.
    Das würde zumindest dem gestrigen Koch schmecken.
    Wir Berliner essen bodenständig.

    Euch allen einen schönen sonnigen Tag.
    Den hatten wir gestern.
    Gruß Anna

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  2. Nein das war beileibe nicht der Profi!
    Diese klare Aussage hat mitnichten etwas mit Julius Kochleistung zu tun, sondern vielmehr damit, dass gestern endlich ein Mensch aus Lust und Leidenschaft kochte. Ausserhalb jeglicher persönlicher Profilneurose und kleinlichen Konkurrenzdenkens zog der Berliner Hobbykoch unbeirrt sein Ding durch.

    Dabei merkte man seinen Gerichten ebenso wie seiner Wohnung den ganz individuellen Stempel an. Frei nach Pippi Langstrumpf macht er sich die Welt, wie sie ihm gefällt.
    Bunt, ungewöhnlich, auf nette Art ein bißchen verschroben.
    Klar dass das Munition für vier Holzköppe war, aber "so what", dachte sich der Gastgeber und Recht hatte er.

    Beim Cocktail herrschte noch eitel Sonnenschein, die Rücksichtnahme auf den Phobiker wurde gelobt, aber fortan blies Mann das böse Halali zur großen Jagd auf Julius.

    Da wurde dann gleich mal eine ganz neue Befindlichkeit entdeckt: Mann kann kein rohes Fleisch schlucken!!! Und zwar fast jeder von denen!!! Wie Muschi ist das denn?? Trotzdem wollten aber alle das Tatar und alle wollten trotzdem aber auch die angebotene Alternative den Schinken vom Ibericoschwein.
    Seis drum - ein jedes Schweinderl bekam, was es gelüstete. Aber der Julius bekam trotzdem sein Fett weg: ALSOOO:
    Der Schinken war zu trocken, denn er war vom Vorderhuf und nicht vom Hinterhuf, ich dachte immer Schinken sei vom Schinken und nicht aus Hufen aber die sind ja soooo schlau. Gut, Scherz, es ist schon klar, was Uwe meinte, aber er bemeckerte eine zusätzlich auf seinem Teller gelandete Alternative und das finde ich unverschämt..

    Und das Tatar, ja das war gewolft. Grosse Kritik! Aber man konnte sehen dass der Wolf es sehr grob zerteilte, die Würzung mit Wodka und den anderen Zutaten fand ich sehr gelungen, sparsam salzen würde ich Tatar immer, das macht grundsätzlich der Gast frisch am Tisch.
    Das Schredderbrot - ebenfalls eine Klasseidee, das pochierte Wachtelei, lauwarm, wachsweich gelungen, warum in aller Welt sollte das heiss sein? Und schliesslich die frisch intensive Trüffelbutter zu dem warmen duftigen Brot? Was für ein tolles Zusammenspiel, wenn man sich drauf einlässt. Ein echtes Herrengedeck so ähnlich haben um die Jahrhundertwende Hamburger Ratsherren und Kaufleute gefrühstückt.

    Das Hauptgericht, hat er in meinen Augen wunderbar hinbekommen, sowohl die bilderbuchmäßigen Rotbarben, von denen ich einfach nicht glaube, dass sie zu wenig gewürzt waren, als auch die Kaisergranat, (Wann hat das Darm-Gelaber eigentlich angefangen, ich habe jahrzehnte Gambas gegessen ohne einen Gedanken an sowas zu verschwenden?) die Spargelbeilage, der Salat, die Safransosse, alles lecker. Zu kalt - das ist schade zugegeben und der einzige Kritikpunkt, den ich wirklich gelten lasse.

    Das Dessert wiederum auch ungewöhnlich, kreativ, selbst erdacht, filigran ausgearbeitet, gewagte Geschmackskombinationenen, ein Kauerlebnis, die Eispraline. Manuel weinte wegen schwarzer Brocken? Hä?
    Dirk stöhnte über widerwärtigen Wein - ohgottogott!!

    Alles in allem ein besonderer Abend bei einem Hobbykoch, der gerne Gäste einlädt und bessere verdient hätte. Im Gegensatz zu Manuel, der alte Hüte nachkochte, hat Julius sich an Neues herangetraut. Ohne Uwes Gerätepark und ohne fragwürdige Goumetfolterprodukte. Deshalb für mich der beste der Woche .
    Menschlich sowie so. Und was Manuel betrifft: der trug seinen neuen Namen gestern auf dem Shirt spazieren: "Misery", heisst er bei mir ab sofort.
    Hier scheint die Sonne wie verrückt, heute ist Uwe bei mir in HH dran, wie Hochnotpeinlich, ich hab einen großen schwarzen Hund.....liebe Grüße Susi

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  3. Nachtrag:
    Susi, ihr habe uns die Sonne gemopst. Aber es sei euch gegönnt.
    Dafür habt ihr heute als Ausgleich den lieben Dirk. grins

    Kleine Korrektur:
    Natürlich konnte sich Julius nur s c h w e r von seinen Kleinen trennen.
    Der Teufel liegt im Detail.
    Sorry Julius

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    1. Ja, liebe Anna der Teufel liegt wirklich im Detail, denn heute ist natürlich Dirk dran in HH. Nicht Uwe, wie ich schrieb. Aber wie sagte Oma Hedwig so schön: "Die kannste alle in einen Sack stecken und draufkloppen, triffst immer den richtigen". Insofern sind Namen bei 4 von 5 letztlich doch nur Schall und Rauch...
      Ich grusel mich schon vor heut abend, liebe Grüße Susi

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    2. Ich hatte auch meine Mühe, Dirk und Uwe auseinander zu halten. Ich hoffe, es ist mir gelungen. Wenn nicht - wie du schon sagst, Schall, Rauch und vor allem viel Qualm.

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  4. Der Waldschrat verspielt sich seinen Sympathiepunkt, da er zum Ekel mutiert. Der Erklärbär nervt schon den vierten Tag – schneiden oder wolfen von Fleisch jaha ich habe Jahrzehnte Tatar ohne Genuß genossen ;-). Der Jungspund hat Angst, dass er (oder alle) unsympathisch rüber kommt – wieso denn das ?? Und der Lachsack singt nun auch noch…..
    Ja solche Gäste wünscht man jedem GG beim pD ! Na gut manche haben es nicht anders verdient, aber der Julius ist mit Abstand der beste Hobbykoch der Woche !

    Hübsche Frau, süße Kinder, freundlicher „Kampfhund“ *grrrrr fassss*, Wohnung kindgerecht, Küche als Arbeitsraum angenehm unaufgeräumt…und er weiß was er tut :-) Es hat Spaß gemacht zuzusehen. Die vielen Extrawürste, die heißen Steine fürs Brot, Salz und Pfeffer standen als Deko auf dem Tisch (mehrfach)… aber für die Dauernörgler alles vergebene Liebesmüh ! Das Gelache beim Servieren war so was von böse, die Fragen nervig und bösartig. Ich hätte zurückgegiftet, aber der Julius ist ein ruhiger Mensch und steht da drüber. Beim Hauptgang war ihm aber der Frust doch anzumerken.
    Das Dessert war super, die Herstellung habe ich mit Freude beobachten können….paar dumme Kommentare weniger und bissel mehr Handwerk in der Küche hätte gezeigt werden können.

    Dann war der Abend endlich geschafft und der GG auch ! Armer Julius, diese Gäste hattest du nicht verdient :-(

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  5. Ich vergass ja noch die Alternative für Sven, die Ochsenbäckchen, an denen ihm der Jus fehlte, er aber sonst gar nicht mal so viel zu meckern hatte.

    Um so mehr am Nachbarteller auszusetzen, hatte dagegen Freund Misery, der unschwer erkannte, dass das Gratin völlig verbrannt sei, dies auch pronto äußerte, um Sven auch ganz bestimmt ordentlich den Appetit zu verderben.

    Er mußte auch noch schnell sein eigenes - trotz Stromausfall so überaus gelungenes Eigenprodukt ins Kurzzeitgedächnis rufen - leider machte ihm das eingeschnittene Video seines Gratins diese liebe Erinnerung brutal kaputt.

    Unverdrossen stürzte er sich sofort auf den Spitzkohl/Wirsing? Der sei ja völlig verkocht, zeigte direkt mit dem Finger drauf, kein Wunder dass das Essen bei dieser seiner Klagetirade noch kälter wurde. Oh Misery!

    Sven, brauchte jetzt ja nicht mehr selbst zu nörgeln, schade eigentlich, hat aber letztlich, das muss man ihm lassen, immerhin für seine Verhältnisse faire 7 Punkte gegeben.

    Was mir nebenbei noch einfällt: Kennt ihr "Der Koch" von Martin Suter? Ein wirklich schönes Buch, das ich vor Jahren las und das mir bei diesen Herren und dem Profithema immer wieder in den Sinn kam. Vielleicht auch, weil ich gerade auf dem Flohmarkt eine geniale Hörbuch-Version von Heikko Deutschmann für einen schlappen Euro erstanden habe. Da kann man so einen Text nochmal ganz neu erleben.
    Ich bin aber froh, dass ich das im Bett vor dem Einschlafen mache, weil ich sonst immer in die Küche rennen und kochen und schmecken und ausprobieren müsste. Versuchts doch auch mal...Steht viel drin über den Dünkel von Sterneköchen und wie es abgeht im "Bauch der Galeere" sprich in den Küchen der Gourmettempel. Der Held ist ein tamilischer Asylbewerber, der schon als Kleinkind von seiner Großmutter, einer begnadeten Köchin, in die Geheimnisse von Gewürzen, von Curries, von schlichter und großer Kochkunst eingeweiht wurde. In der Schweiz arbeitet er als Küchenhilfe in Sternerestaurants, schaut zu und lernt...fachlich nicht viel neues, menschliche Abgründe jede Menge. Lest oder hört selber, sehr zu empfehlen.
    Liebe Grüße Susi

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  6. Wo sind eigentlich Manne und Rudi ?? Gerade diese Woche hätte mich ihre Sicht auf diese Männerrunde brennend interessiert !

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    1. Tut mir leid, aber ich war diese Woche mal wieder sehr viel unterwegs. Deshalb habe ich nur einen Teil mitbekommen.
      Was ich gesehen habe war im Verhalten der Kandidaten eher von der abstoßenden Art.
      Die Küche war auch in der Profiwoche eher simpel. M.E. ist Manuel der Profikoch. Ich habe seine Hände bei der Arbeit beobachtet. Das sah nach Profi aus. Sein Dinner konnte er ja nicht so vollenden, wie er wollte. Für mich sah sein Fleisch beim Hauptgericht nicht zu sehr durch aus. Aber er wollte es wohl perfekt haben und ist an Stromausfällen gescheitert.
      Oder es war alles ein Fake von Vox (was ich für wahrscheinlich halte).

      Gruß
      Manne

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    2. Ich freue mich, Manne, dass du auf Petras Frage so schnell geantwortet hast. Deine Meinung zu den Koch-Events ist mir immer sehr wichtig, weil sie sehr sachlich und fachlich untermauert ist. Aber ich habe natürlich Verständnis, wenn dich dein "Stromer" (es gibt hier bei Google einen Blog dazu) wieder voll in Anspruch nimmt. Ganz liebe Grüße, Silvia

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