Aperitif: Alkoholisierter Salbei
Vorspeise: Salatvariation mit Pilzen und Kartoffelmarinade
Hauptspeise: Donauwaller mit Meerrettichkruste auf Pfefferspitzkraut an Karotte
Nachspeise: Gefüllte Topfennougatknödel mit karamelisierten Äpfeln auf Vanillerahmeis
Sissi
aus Passau. Und gleich fühlt man sich nach Possenhofen versetzt und denkt, da kommt eine Kaiserin um die Ecke, die nur versehentlich in einer Fernseh-Sendung gelandet ist. Doch das ist kein Versehen, sondern eine schlaue Idee.
Elisabeth geht auf einem Markt einkaufen, und schon stehen fernsehtauglich die Spitzkohle wie Soldaten stramm, bewachend und vor der Linse. Ihr Mann Frank - nicht Franz Josef, eine klitzekleine Ungereimtheit - bleibt zu Hause, ist aber per Foto transportiert worden und wer so schnell schauen konnte, weiß nun, wie er aussieht: Der Kaiser der Kaiserin von Passau.
Nachdem sie ihre Küchenarbeiten mit Tochter Katharina, die schnibbelt, vorbereitet hat, kommt die Passau-Runde andiamo angerauscht. Die Damen mit Hüten versehen, nur Babette nimmt ihren im Hause Sissis vom Kopf, weil er kein Fascinator, sondern ein Mallorca- oder Ibiza-Hut ist. So will es der Knigge, wie er heute "übersetzt" wird.
In ihrem gepflegten Daheim finden sich nun alle Charaktere ein, die Sissi mehr oder weniger auch um sich hatte:
Hofdame Pia - als adeliges Mädchen prädestiniert, diese Rolle zu geben, auszufüllen und in Ehrfurcht vor der einen oder anderen zu erstarren. Muss sie nicht, sie wird eigene Wege finden, die süße Kleine.
Hofnarr Matthias - der als ehemaliger Handarbeitsschüler sowieso an den Lippen der freundlichen Hutmacherin hängt, aber sie nicht wirklich zum Lachen bringt. Gut, dass er kein Hofnarr in einem Märchen ist. Sonst ...
Babette - die stille Kammerzofe, die nicht aus sich heraus gehen darf oder kann.
Und die Graue Eminenz Vivien - die heimlich die Herrschaft anstrebt.
Beim Kochen trägt Elisabeth einen Bommel im Haar, denn ohne ein Kopf-Accessoire setzt vermutlich das Nachdenken aus bei ihr. Um es auf den Punkt zu bringen: Sie ist eine liebenswerte Frau mit vielen Hüten und der guten Idee ausgestattet, diese mal beim perfekten Dinner zu präsentieren. Dass sie dann auch noch kochen kann, ist ihr großes Glück.
Einen kleinen Ausrutscher hat sie trotzdem, denn nichts ist so gnadenlos wie eine Kamera- und Tonaufzeichnung: Jemand fragt, ob sie manche Hüte lieber für sich selber behält. Sie antwortet mit einem Ja und "... oder ich mache sie so teuer, dass ..." Und bekommt sogleich die Kurve ... " ... denn ich möchte, dass man die Hüte schätzt ...". Ja, Hüte gehören zu den wichtigsten Dingen im Leben! Nach der Dinner-Woche im Fernsehen kann sie auch Hüte, die sie nie selber behalten wollte, ein bisschen teurer veranschlagen.
In der Pause entdecken die Kandidaten gar Hüte, die Ascot alle Ehre machen würden. Haute Couture eben. Die ist nicht für den alltäglichen Gebrauch gedacht, sondern nur für die Show.
Am Ende bleibt die Frage, ob Sissi einen Dolch in den Rücken bekommt. Von der dominanten Trophäen-Jägerin Vivien: Nein, bekommt sie nicht. Vivien weiß, wie weit sie wohin und überhaupt gehen kann und gibt neun Punkte für Elisabeths Dinner. Sie ist ja keine dumme Person.
So bekommt Elisabeth achtunddreißig Punkte. Und teilt sich den Gewinn mit der fuchsverteufelten Vivien.
Guten Abend, Gruß Biene