Schon oft gesehen. Doch heute zum erstenmal unter dem Aspekt, Kritikpunkte zu finden, um diesem Beitrag Würze zu geben und den Ödipussis dieser Welt Paroli zu bieten. Vorweg: Außer einem kleinen Schnittfehler - der aber auch im Laufe der Jahre passiert sein kann (durch Abnutzung der Kopie)- habe ich nichts gefunden. Nothing. Null. Zero.
Loriot muss ein verbissener Arbeiter am Schreibtisch gewesen sein, denn in diesem Film sitzt jede Szene, es gibt absolut keinen Humor-Leerlauf, wobei das wirklich Alberne nur einmal vorkommt: Als ein Alter Ego von Loriot eine Alter Ego von Evelyn Hamann durch die Hotelflure sabbernd verfolgt.
Selbst die Kulissen sind professionell durchdacht: So die Flughafenszene: Dicke Frau mit Pelzkragen, die an ihrem Chow-Chow zieht, der die gleiche Farbe hat wie ihr Kragen. Und - obwohl des Italienischen nicht mächtig - kann man davon ausgehen, dass auch jedes un-untertitelte italienische Wort punktgenau ist.
Paul Winkelmann ist ganz und gar der Sohn seiner dominanten Mutter. Nur in seinen Träumen zieht er seiner "Braut", die er Mutter nennt, den Hut über den Kopf. Vielleicht, damit er mit seinen eigenen Augen sehend durch die Welt gehen kann? Denn, obwohl schon 58 Jahre alt, ist er sicher noch ein Jungmann. Mit einem Stoffladen: Sicher gibt es auch hier eine Parallele zum Ödipussi - vielleicht Mamas Rockzipfel, die Schürzen von Mama?
Dann trifft Paul auf Margarethe Tietze, eine Diplom-Psychologin, die sich um das Seelenheil in ihren anderen Problemen verfangener Menschen kümmert - und dabei schon mal an Grenz-Pfosten pocht. Das alte Ehepaar, nur negativ belastet, soll durch eine farbenfrohe Umgebung endlich Lebensfreude gewinnen. Doch sie bleiben beim Grau in Grau, wie das eben auch im realen Leben vorkommt. Ist vielleicht besser so, denn Margarethe meint, eine violette Sitzgruppe könnte zum Ehegattinnen-Mord führen - es sei denn, sie ist geblümt. Dann wird der Mord unterlassen.
Paul könnte sich vorstellen, mit Margarethe "in einer Tonne durch die Niagara-Fälle zu düsen". Das ist seine Art, Komplimente zu machen. Ehrlich sind sie ja, diese Komplimente. Weit hergeholt? Hat Loriot lange drüber nachgedacht, bis ihm so was eingefallen ist? - oder hat er am Morgen in seiner Tageszeitung von einer solchen Niagara-Durchquerung gelesen - und es hat Peng gemacht.
Irgendwie und auf die ureigene Art ist jeder in diesem Film bekloppt, gestört, durchgeknallt. Und das hat was vom realen Leben, da ist es nicht viel anders. Man findet es nur nicht so komprimiert vor.
Am Ende heiratet Ödipussi seine Margarethe, oder heiratet er auch zusätzlich endlich seine Mutter? Deren Aufgabe es künftig sein wird, sich in die Ehe des einzigen Kindes einzumischen - mit allen Konsequenzen.
Man hätte gern eine Fortsetzung des Films gehabt, aber da war wohl auch Loriot überfordert. So ist sie doch noch da, die Kritik. Denkbar, dass er sich an einer Fortsetzung versucht hat, aber nichts vor den eigenen kritischen Augen Bestand hatte.
Ein frohes Neues Jahr wünscht Biene
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