Samstag, 23. November 2019

23. November 2019 - Mein Hunde-Sohn Robin - 49. Teil



49. Teil
Mein Hundesohn Robin


Prinz und Robin - Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten

Eine lange Weile habe ich pausiert mit Robins Geschichte, die, wenn es ums rein Schriftliche geht, ohnehin - und leider - bald fertig geschrieben worden wäre. Einiges habe ich erzählt, vieles nicht, denn es sollte kein Buch, sondern nur eine längere Abhandlung über Robins Leben sein und einen Teil desselben erzählen.

Die Pause resultierte auch wegen seiner Operation am 2. April 2019, in der ihm beide Augen entfernt wurden, und ich nicht die rechte Muße hatte, viel Bleibendes darüber zu schreiben. Und ich denke, er hat sich bis zu seinem Lebensende am 6. September 2019 nicht damit abgefunden, nun blind zu sein. Während ich in der Zeit seiner Blindheit nicht einfach nur in der Geschichte fortfahren konnte, als sei nichts Dramatisches passiert. Kurz gesagt: Ich konnte keine fröhlichen Worte für einen traurigen Zustand finden, auch, wenn diese fröhlichen Beschreibungen seinem Leben vor seiner Blindheit gegolten hätten.

In meiner Trauer um Robin kommen auch andere Gedanken, an einen anderen Hund, der Prinz hieß, wieder ans Tageslicht. Einst sollte Robin mir helfen, Prinz' Tod besser zu verkraften -

stattdessen habe ich gemerkt, dass ich durch Robin derart abgelenkt war, dass meine Trauer um Prinz bereits 9 Wochen nach seinem Tod keine wesentliche Rolle mehr in meinem Leben spielte. Das war ein Fehler! Aber damals dachte ich, es sei gut so, denn ändern konnte ich schließlich nichts.

Robin wurde am 13. Januar 2004 geboren. Prinz starb am 22. Januar 2004.

Ich habe meine Trauer damals "unterbrochen" und trauere nun um zwei Hunde, Prinz und Robin.

Robin war genau 9 Wochen alt, als ich ihn zu mir holte.

Eigentlich hatte ich keinen anderen Hund gewollt. Und ich hasste die Nachfragen von Bekannten, die wissen wollten, ob und wann ich mir einen neuen Hund ins Leben hole (na ja, sie haben eher gesagt: zulege). Das war undenkbar,

denn Prinz war einzigartig, und das ist er auch heute noch in meiner Erinnerung.

An einem Tag sagte eine Bekannte zu mir: Vielleicht brauchen Sie keinen neuen Hund, aber vielleicht braucht dieser Hund Sie!

Das war der Punkt, an dem es in meinem Kopf Click gemacht hat. Seit jenem fernen Tag dachte ich darüber nach.

Ganz klar war es, dass der andere Hund auch ein Yorkie sein sollte wie Prinz. Tief im Innern habe ich wohl gehofft, eine Art Klon von dem tollen Prinz zu bekommen -

was ich mit Robin bekam, war so ungefähr das Gegenteil von einem Prinz-Klon.

Am Ende beider Leben gab es in etwa nur eine einzige Gemeinsamkeit, die aber auch keine wirkliche war:

Beide starben an Nierenversagen.

Prinz allerdings bereits mit 6 Jahren, 1 Monat und 4 Tagen - und Robin mit 15 Jahren, 7 Monaten und 3  Wochen.

Und schon bin ich bei den Unterschieden der beiden, die auch im Gesundheitszustand lagen. Prinz hatte bereits als Welpe Zahn-Probleme (ihm mussten Milchzähne gezogen werden, weil sonst die neuen Zähne keinen Platz gehabt hätten),  und er hatte einen Unterbiss - während Robin das beste Gebiss hatte, das man sich denken konnte. Das änderte sich erst im Alter.

Prinz hatte öfter Wehwehchen, die behandelt werden mussten. Robin war lange Jahre kerngesund.


Unterschiede

Wenn ich mit Prinz raus gegangen bin, habe ich immer gesagt: "Komm, Prinz, wir treffen deine Freunde."

Bei Robin lautete das gleiche Ritual: "Komm, Robin, wir treffen deine Feinde."

Das beschreibt in etwa den größten Gegensatz, der ihnen zu eigen war. Prinz war mit allen Hunden verträglich,

Robin nur mit ausgewählten. Und dass, obwohl er als der größte Küsser im ganzen großen Umfeld galt. Aber schließlich hat er nur diejenigen - Hündinnen oder Rüden, da machte er keinen Unterschied - geküsst, die er besonders mochte, und erst im Laufe der Zeit wurden das immer mehr. Nur als Welpe mochte er alle Hunde, war jedoch im Umkehrschluss für viele ein nerviger Welpe, der ständig aufs Küssen aus war.

Prinz war der unabhängigste Hund, den man sich vorstellen kann: Er ist kaum jemals, egal wo wir waren, angeleint gelaufen. Waren wir in einem bestimmten Lokal und ihm wurde langweilig, drehte er mal schnell eine kurze Runde durch den anliegenden Park - und war nach 10 Minuten wieder da.

Diese Freiheit wollte ich später Robin nicht mehr gönnen - aus Sorge. Denn man konnte nie ahnen, wen er unterwegs treffen würde.

Heute würde ich es auch einem Prinz nicht mehr erlauben - denn auf diese Art sind vielleicht auch schon Hunde verschwunden, weil sie gestohlen wurden.


Prinz

Eine kleine Geschichte, die ihn gut beschreibt: Wir waren oft in unserem hiesigen Park, und an einem Nachmittag war Prinz plötzlich spurlos verschwunden. Ich wartete dort, wo ich ihn verloren hatte. Er kam nach etwa einer halben Stunde zurück. Es war eine der längsten halben Stunden meines Lebens - aber am nächsten Tag passierte genau das gleiche wieder. Und in den folgenden zwei Wochen auch.

Ich konnte mich trotzdem nicht überwinden, ihn anzuleinen ... er hätte das nicht verstanden. Also blieb ich ratlos und spekulierte ergebnislos.

Nach diesen 2 Wochen kam eine Frau mit ihrer Hündin zu mir. Prinz hatte sie in dieser langen Zeit jeden Tag begleitet, weil die Hündin läufig war. Erst als sie mit ihrer Hündin zur Straße ging, kehrte Prinz um,

denn ohne ein Kommando von mir oder meinem Mann durfte Prinz keine Straße überqueren.

Ähnliche Geschichten gibt es viele. Prinz war eben verrückt nach läufigen Hündinnen. Aber uns dennoch treu ergeben.

Prinz


Robin

liebte die "heißen" Mädchen ebenfalls, aber er ging nie weiter als in einem angemessenen Abstand und Sichtweite zu mir. Nur einmal hat ihn seine Männlichkeit derart überrumpelt, dass er quer durch den Wald einer läufigen Hündin hinterher lief. Wer weiß, wie schnell ein Hund rennen kann, ahnt, dass ich nicht in genau diesem Tempo hinterher kam. Aber Robin kam einer vom Laufen atemlosen Silvia am Ende wieder entgegen.

Robin liebte Menschen. Die meisten. Die, die er gerne traf, waren in der Überzahl - aber manche Leute konnten sich auf den Kopf stellen, sie interessierten ihn absolut nicht.


Prinz

machte einen stets großen Bogen um Hunde, die ihm gefährlich erschienen. Er ist nie gebissen oder angegriffen worden - noch hat er jemals andere angegriffen.

Prinz

Robin

war ein anderes Kaliber. Er zierte sich nicht, denn wenn ihm eine Rüde nicht gefiel, zeigte er ihm das auch deutlich. Anfangs hatte ich große Angst vor unserem täglichen Waldspaziergang: Hoffentlich bringe ich ihn heil und gesund zurück, war mein einziger Wunsch.

Einige Male wurde er von stärkeren Rüden in die Schranken gewiesen, aber es gab nie große Blessuren. Einmal blutete er ein wenig auf dem Rücken, auf den ihn einer geworfen hatte. Gelernt hat er nichts daraus, denn ein paar Minuten später konnte es passieren, dass er sich wieder mit einem "Kollegen" ins Kriegsgewimmel stürzen wollte.

Robin mit Bienchen


Intelligenz

In mancher Hinsicht war Prinz dem Anschein nach klüger als Robin, weil er sich auf keine Grabenkämpfe einließ. Allerdings war dies eher nur eine Schwäche von Robin, der Größte und Stärkste von allen sein zu wollen, obwohl dies natürlich nicht zutraf. Prinz besaß mehr Gelassenheit und Nachsicht, Robin war in anderer Hinsicht ein kluger Kopf. Nie stürzte er sich kopflos in Abenteuer, sondern überlegte, bevor er etwas tat, und sei es nur, auf die Couch zu springen.

Besonders als er älter wurde, sah man es förmlich in seinem Kopf rotieren - ob er dieses oder jenes wagen oder lieber sein lassen sollte.


Trauer

Natürlich habe ich oft von Prinz gesprochen, während Robin an meiner Seite war. Prinz und ich hatten herrliche Erlebnisse - wenn ich da nur an unsere längere Zeit auf Zeeland zurück denke. Drei Monate waren wir dort. Aber all die Erinnerungen hörten auf, zu schmerzen, als Robin in mein Leben kam - und es auf den jugendlich wirren Kopf stellte. Er verlangte so viel Aufmerksamkeit, dass die Traurigkeit verflog.

Im Nachhinein war es nur oberflächlich gesehen ein Fehler, dass ich Prinz' Platz bereits nach 9 Wochen vergeben habe. Denn hätte ich es nicht,

ich hätte nicht diese vielen Jahre mit Robin erlebt.

Prinz hatte ich ja nicht vergessen, nur weil es Robin gab.

Trotzdem blieb die Trauer um Prinz unausgelebt. Und ich merke nun, dass ich mitten in der Trauer um zwei Hunde stehe.

Sie waren die Allerbesten, jeder auf seine Art und zum Glück sehr verschieden. Jetzt habe ich noch meine über 16 Jahre alte Malteserin Bienchen an der Seite,

und ich werde Robin nun ganz sicher durch keinen anderen Hund ersetzen oder meine Trauer auffangen lassen.

Tiere geben so viel Liebe - zu dem Preis, dass sie uns am Ende das Herz brechen. Dieses Teure muss ich nun bezahlen.


Wer mehr über Robins Leben erfahren möchte, sollte am Ende dieses Beitrages auf "Label" clicken, dann erscheinen alle anderen Beiträge, von 1 bis 49.


Copyright Silvia Gehrmann
Fortsetzung folgt




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