Montag, 23. Februar 2015

22. Februar 2015 - ARD - Tatort - Das Haus am Ende der Straße


Das Haus am Ende der Straße

Um dem Tatort einen Einstieg ins eigentlich Gedachte zu ermöglichen, muss erst einmal ein Kind so unglücklich sterben, wie es im wirklichen Leben eher nicht passiert: Zwei Schüsse auf die Wand abgefeuert, durchschlagen diese zur Nachbarwohnung und treffen das Kind tödlich.

Zeuge des Totschlags ist Kommissar Steier, den Joachim Król letztmalig verkörpert. Vor Gericht wird seine Aussage über das Geschehen nicht berücksichtigt. Der Kommissar hat ein Alkoholproblem, und  der Anwalt des Angeklagten ist so auf Draht, dass er ihm den Alkohol-Promille-Gehalt für die Zeit als Zeuge - nachweist. Machen Anwälte derart detektivische Untersuchungen für einen Mandanten, deren Pflichtverteidiger sie sind? Und: Gelten Zeugenaussagen nicht, weil sie ein nicht völlig nüchterner Mensch macht?

Andere Frage: Warum sind dann die übrigen Ermittlungen aus den vorhergehenden Tatorten des Alkoholikers Steier eigentlich gültig?

Auf unlogischen Zufalls-Wegen führt der Tatort schließlich in das Haus am Ende der Straße, in dem der von Armin Rhode gespielte verzweifelte Mann lebt. Eigentlich war er ein Selbstmord-Kandidat nach all dem Unglück, das ihm widerfahren ist. Nun ist er der Rache-Gott in mächtiger Gestalt und raumfüllendem Bild-Profil. Überwältigt Einbrecher (nebenbei begehen diese auch noch einen Mord) und Kommissar. Der daraufhin in den kalten Alkohol-Entzug kommt.

Rhode und Król schenken sich schauspielerisch gesehen nicht die Bohne. Ein klaustrophobisches Katz- und Maus-Kammer-Spiel beginnt - und endet erst mit dem Übergriff der Polizei.

Viele Zufälle. Viel Getöse. Ein Tatort am Rande der Berechtigung, unter diesem Label zu firmieren.

Am Ende verabschieden die Kollegen, die Steier eigentlich nicht mögen, ihn aus dem Dienst, den er selber mit 54 Jahren quittiert hat. Was wird er nach dieser Zeit nur mit seinem Leben anfangen: Wodka-Flaschen sammeln oder als trockener Alkoholiker den Wahrheiten ins Auge sehen?

Mir geht es wie Steiers Kollegen: Gut, dass er seinen Abschied genommen hat. Die ARD hat ihm dafür noch eine Charakter-Studie auf den Leib geschrieben, als Empfehlung für weitere düstere Rollenangebote.

Der Titel weist zudem pschychologisch mit dem Holzhammer auf das Leben der agierenden Personen hin, die sich im Haus befinden. "Am Ende des Wodkas" wäre sinniger gewesen. Kleiner Spaß am Rande.

Guten Morgen, Gruß Biene

1 Kommentar:

  1. Eigentlich, ja eigentlich wollte ich mir diese Breitseite an Negativität, an Absturz, Selbstzerstörung und unaufhaltsamem Ruin nicht antun. Auch wenn es nur eine Fernsehfigur ist, der Hauptkomissar Steier, ich persönlich neige dazu, mit zu leiden. Und wenn mir so jemand wie Herr Krol sein Drama vorspielt, dann geht es eben auch besonders unter die Haut.
    Krol spielte diese Rolle das letzte Mal, da nimmt man dann ja meist keine Rücksicht auf den sensiblen Zuschauer - im Gegenteil, je heftiger die Lebenskeule zuschlägt, je steiler der Abstieg in die Höllengruft, um so spektakulärer die Quote.

    Erst beim Wetterbericht der Tagesschau siegte so etwas wie Pietät bei mir: Das bin ich dem Steier schuldig, dachte ich arme dusselige Zuschauerin, schon fast auf Du und Du mit einem TV-Bullen, (wie tief kann man sinken, meine Oma immer hat mit J.R. ernste Worte geschimpft??)

    Also, ich gestern abend, Fernbedienung gegriffen, die 1 reingehauen - und siehe da der Tatort aus Frankfurt hat sich gelohnt:
    Gleichzeitig ruhig und bebend vor Spannung, das war tragisch und komisch, das war eindeutig und vielschichtig, einfach Klasse. Und Steier wuchs zum Held in seinem eigenen Film, obwohl er den Alk stehen liess.
    Er hat mehr als aufrecht überlebt, er hat ein winziges Lächeln gezeigt am Schluss, wie ein Sonnenstrahl am Horizont über der Müllkippe. Man sass da und dachte erstaunt: Das wird schon, Mensch!

    Und über Logik in Krimis habe ich schon ganz lange aufgegeben nachzudenken, wenn es nicht allzu haarsträubend daher kommt, esse ich, was auf den Tisch kommt und lasse mich einfach ohne Widerworte auf die geschichte ein. Wenn man damit erst anfängt - gerade bei deutschen Krimis - wird man verrückt.

    Ich möchte auch eine Steier Maske - falls mir mal der passende Gesichtsausdruck fehlt. Oder ein Shirt mit Steier statt Che Guevara - jetzt könnte die ARD doch mal so richtig fett ins Merchandising einsteigen. Aber: Die Idee ist hier von diesem Blog, das ist mal klar.

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