Sonntag, 22. Februar 2015

21. Februar 2015 - ZDF - Ein starkes Team - Stirb einsam

Foto: I. N.

Stirb einsam

Architekten haben mit ihrem Entstehen gleichsam Würde und Kreativität verloren: Die Plattenbauten. Hoch, zweckmäßig, billig, trist.

In einem solchen in Berlin-Marzahn wird Wochen nach Todeseintritt ein sogenannter "Stinker" gefunden, eine Frauenleiche. Niemand hatte die Frau vermisst, ihre  einzigen Anrufe galten lediglich einem Home-Shopping-Kanal. Die Bude ist zugemüllt mit Kitsch und Plüschtieren als Ersatz für andere Wärmequellen. Sinniger Weise wurde sie mit einer Schneekugel erschlagen - als Synonym für die Kälte in mancher Menschen Leben.

Nachbarn schlagen Verena und Otto Türen vor den Nasen zu. Ein äußerlicher sozialer Brennpunkt, der nur von den inneren sozialen Brandherden übertroffen wird. Auffällig benimmt sich ein Katzenliebhaber, der Hanf-Pflanzen in seiner Wohnung zieht.

Eine andere skurrile Figur treffen die Ermittler auf der Beerdigung der ermordeten Frau: Er ist nicht etwa ein Verwandter oder Bekannter. Er besucht Beerdigungen von Leuten, deren letzten Weg sonst niemand begleitet: Auf dem Friedhof nennen sie ihn "Den Einzigen". Ein völlig neues Hobby in der Welt der Vergessenen. Und er hat jede Woche zwei bis drei "Termine".

Der Nachbar Nader schließlich ist das Opfer seiner Krankheit, die ihn von Haus aus schon zum Außenseiter abstraft: Er hat eine soziale Psychose, was auch mit der Unfähigkeit einhergeht, sich normal zu benehmen. Er entzieht sich der Sozial-Kontrolle, was die in ihn verliebte Agentur für Arbeit-Mitarbeiterin nicht hinnehmen will. Ist er erst einmal ein Täter, so wird er am Ende das Opfer der ebenfalls sozial inkompetenten Frau.

Trotzdem ist der Film keine Aneinanderreihung von Trauer-Akten, sondern spannend bis zum Schluss und mit gewohnt heiteren Momenten. Für die einerseits der junge Ermittler herhalten muss, der sich als Profiler zu etablieren versucht - der jedoch seinen Durchblick über eine andere Person erlangt. Natürlich fehlt auch Ottos Freund Sputnik nicht, der immer in irgendeiner Bredouille steckt.

Ein passendes Umfeld für die beiden Ermittler Verena und Otto, die ihrerseits so einsam sind wie alle anderen Protagonisten im Krimi. Sie haben im Grunde nur einander - aber da steht einer für den anderen ein, das ist gewiss.

Guten Morgen, Gruß Biene

3 Kommentare:

  1. Ein Beitrag von Viktualia Suleyka, von mir nur hier rein kopiert:

    Ja - manchmal überrascht einen die alte Sendeanstalt doch noch mit unverhofften Schätzchen.
    Es ist Samstagabend, Krimi steht in der Programmzeitung, die aus Berlin, na gut, war in letzter Zeit auch immer irgendwie langweilig, aber die Stadt seh ich halt doch jedesmal wieder gerne und die Schauspieler - vor allem Maja Maranow - endlich mal eine schöne Frau mit einer bewegten und differenzierten Mimik - lohnen das Eeinschalten auch dann, wenn der Plot es nicht hergibt.

    Und der gab es lange Zeit nicht mehr her. Langweiliger, oft abstruser Einheitsbrei. Gestern flimmerte zu meiner großen Freude aber eine echte Krimi-Perle über den Bildschirm. Endlich mal wieder gradlinige Polizeiarbeit, endlich mal wieder ein Eindringen in nicht so schicke Fassaden, man kannte ja zuletzt nur noch abgehobene Architektenhäuser und moralische Abgründe der upperclass - oder der, die sich dafür hielten.

    Und endlich mal Polizisten, deren Leben die Probleme teilweise zwar spiegelte, die aber nie direkt involviert waren, was ja in letzter Zeit nervtötend oft in jedem deutschen Tatort/Polizeiruf o.ä. der Fall war. Das war dann meistens sehr der Logik geschuldet und krampfig ohne Ende.

    Wie schön dass Einschalten sich dann und wann doch noch mal lohnen kann.

    Ob ich mir heute den negativen Fallout in der ARD antun muss, behalte ich mir einstweilen allerdings noch vor.

    ein leckeres üppiges Sonntags Frühstück wünscht euch Susi

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    1. Danke vieltausendmal, eure Computerweisheit kennt keine Grenzen, werte Frau B.B. ich wäre mir sooo blöd vorgekommen beim Versuch alles nochmal zu schreiben... erleichtert grüsst Susi

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    2. Huldigungen nehme ich ausschließlich Montags entgegen, und nur gegen Mitternacht im Traum. - Das war jetzt kein Hexenwerk. S.

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