Mittwoch, 11. Februar 2015

10. Februar 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Hamburg bei Marcel


Vorspeise: Kräutersaitling/Fichte/Blüten
Hauptspeise: Schweinebauch/Hummer/Port
Nachspeise: Schokolade/Fleur de Sel/Karamell


Viel Lärm um nichts

und nur ein Hauch einer Idee vom Sattwerden. Der eine lässt sich Parfum-Proben in Reagenzgläschen abfüllen, der andere punktet Essenspröbchen auf die Teller.

Der Barkeeper lebt in einer Wohnung mit seiner Freundin, die sich nicht zeigt. Dafür geht er erst einmal in einen Deko- und Möbelladen zum Einkaufen, um einem überraschten, jedoch bereits vollständig TV-tauglich ausgestatteten Freund zu erzählen, dass er beim perfekten Dinner mitmache - und noch ein paar Ausstattungsgegenstände benötige. Die 120 Euro für die recht geschmacksverirrten Dinge hätte er besser in einen Pizza-Bring-Dienst investiert, der seine Gäste wenigstens gesättigt hätte. Doch so ist das Dinner nicht gedacht, er muss selber ran und Lebensmittel atomisieren.

Im Sous Vide-Gerät soll ein Schweinebauch sich am Ende für sechsunddreißig Stunden geschmacklich zu einem Hochgenuss entfaltet haben. Er nimmt sich einen Hummer vor, den er lieber frischer - sprich lebendig - bekommen hätte und friemelt das Fleisch so weit auseinander, dass am Ende ein winziges Stückchen für jeden übrig bleibt. Ohne Lupe kann man es kaum erkennen. Ein kleiner Baustein in seinem Designer-Werk. Nicht mal Babies würden an diesem Abend satt werden. - Dafür hampelt Marcel in seiner Küche von einem Bein auf das andere und schaukelt wortgewandt seine Speisen genau so hoch. Viel Schaumschlägerei und heiße Luft.

Doch eine böse Schreiberin macht die Rechnung ohne die Gäste auf: Die drohen bereits zur Vorspeise in himmliche Genuss-Gefilde abzudriften, so sehr begeistert sie der eine und einzige Pilz auf ihrem Teller. Immerhin sind die Teller mit je zwei essbaren Blüten dekoriert, die bei weitem die Sättigungsbeilage zum Hauptgericht an Volumen übertreffen.

Unübertroffen kommen drei Tropfen Möhrenbreichen in der Größe eines Ein-Cent-Stückes neben das Würfelchen Bauchfleisch, abgerundet durch den Hauch eines Pinselstriches  Jus. Wer hungrig ist, wird heute nicht mehr satt werden. Linda bekommt alternativ einen kleinen Reis, den ich als Risotto  nicht identifiziere.

Thomas und Marcel haben vermutlich bereits einen Freundlich- und Gefälligkeits-Pakt geschlossen, denn Thomas findet die schönsten Worte für diese teilweise absurden Kleinigkeiten. Mehr gute Worte als gutes Essen - so das Fazit. Als Cliffhanger zur Werbepause hält Thomas eine Überraschung bereit: Er überreicht dem Gastgeber ein Fläschchen mit dem Hauch eines Parfums, das er für ihn als passend empfindet. Dass dies von Marcel mit Begeisterung angenommen wird, passt ins Bildchen.

Der Nachtisch ist ein Schokoladenkuchen, der in einer Mikrowelle hergestellt wird. Ein erster und einziger Anlass zur Kritik der ansonsten wohlwollenden Gäste.

Mit sechsunddreißig Punkten für sechsunddreißig Gramm Essen ist Marcel bestens und überbewertet bedient.  Sie unterstützen den Barkeeper auf dem Weg zu seiner Selbstliebe, der genau mit dieser Punktzahl gerechnet hat.

Jetzt würde mich mal die Meinung von Dirk aus der letzten Woche interessieren. Aber so was von.

Heiliger Strohsack, Gruß Biene

6 Kommentare:

  1. Ein Hauch von Nichts.
    Weniger ist mehr.
    Qualität statt Quantität.
    Das war ein 36-Punkte-Dinner und die Erde ist eine Scheibe.

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  2. Hamburger Chic

    gab es am Montag bei Thomas und gestern bei Barkeeper Marcel, der für Vox und 4 Dinnergäste seine Türen öffnete. Stilsicher und mit Gespür für Farben ist seine Wohnung eingerichtet, modern, Hochglanz, kühle Farben, Eames. Ob seine Freundin sich da mit einbringen durfte, ist fraglich bei der eher männlichen Einrichtung.

    Marcel, der im Barwerk Barista und Barkeeper Schulungen anbietet, bezeichnet sich als ambitionierten Hobbykoch, angefangen hat er ganz klein mit Spaghetti Bollo. Dass ihm bei seinen Kocherfahrungen so manch ein anderer unter die Arme gegriffen und gecoacht hat, liegt schon fast auf der Hand. Parallelen zu Privatier Dirk aus der Profiwoche drängen sich auf, betreibt doch dieser eine cooking-event Agentur und zahlreiche Sterneköche haben ihn über Jahre auf seinem Weg begleitet und geschult. Ich hoffe, Dirk als Profi ohne dreijährige Kochausbildung spendet die 5.000 €, aber das ist wahrscheinlich nur frommes Wunschdenken.

    Was Marcel dann auf die Teller zaubert, ist schön anzusehen, aber man muss schon allerschwerst verliebt sein, um von Luft und diesen Portiönchen satt zu werden. Man könnte die Vorspeise, Hauptspeise und das Dessert durch ein einziges Wort ersetzen: Amuse Gueule. Ein Strich Jus mit Kräutersei(b)tling, ein Strich Port mit Bauch/Hummer, komplettiert durch ganze vier! Klekse Möhrenpü und zu guter Letzt ein enttäuschender in der Mikrowelle hergestellter Schokokuchen. Ach ja, ich vergaß ja schon fast das Risöttchen von overoverknee-Linda.

    Und während Marcel luftigen Minimalismus kredenzte, erwies sich Till als ein nicht enden wollendes Füllhorn verpeilter Fragen und Äußerungen, natürlich gemäß seinem Lieblingsthema Beziehungsstatus und Dating Portale und vergleicht Speed Dating mal rasch mit einem Gang zu Metzger: “Also nehme ich jetzt dieses Fleisch oder doch das andere oder beide?“ Vielleicht sollte er das Format wechseln und statt zu kochen an einer neuen Staffel von „Der Bachelor“ teilnehmen. Da wäre dann die Auswahl an auf Hochglanz ondulierten und bis zur Schmerzgrenze geschminkten Trash-Barbies und Skippers für ihn zum Greifen nah, und das alles ohne störende Portale. Amen!

    Thomas überreicht, deutlich ruhiger und ohne permanentes Dauergewieher Marcel einen kleinen Pumpzerstäuber aus seiner umfangreichen Parfümsammlung und damit geht ein langweiliger und belangloser Abend zu Ende. Bin ich froh, mich überhaupt noch an was erinnern zu können.

    Gestern gab es Sonne satt, das muss mal wieder für eine Weile reichen. Es ist wie immer grau in grau und daher bunte Bützche und Strüssche in die Runde von Regine

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  3. Da meinte doch Marcel wohl, dass die Quantität des Essens reziprok zu seiner Qualität sei. Dem war aber nicht so.

    Vorspeise:
    Ein Pilz, ein Hauch Fichten-Jus und 2 Blütenblättchen. Das ist höchstens die Vorspeise zur Vorspeise. Und die Gäste verwechseln auch noch Saibling und Kräuterseitling und fragen, wo denn beim Kräuterseitling die Kräuter waren. Oh heilige Einfalt!

    Hauptspeise:
    36-Stunden-Schweinebauch aus dem Würstchenwärmer. Der Schweinebauch wird in den letzten 30 Stunden nicht mehr besser. Davon ein Würfelchen und dazu ein Fitzelchen Hummer und ein Strichlein Port. Und, habe ich fast übersehen, drei Tröpfchen Möhrenpü. Das war es!

    Nachspeise:
    Vier Worte und nicht mehr wert. Schokobrei aus der Mikrowelle.

    Fazit:
    Zu wenig, zu einfach mit viel Getöse. Also Show ohne Hintergrund. Eben wie bei den meisten Mix-Getränken. Hierzu dann eine ahnungslose Gästeschar und man erreicht vollkommen überzogene 36 Punkte.

    Heute wollen wir doch mal richtig kochen. Bei mir gibt es heute als Hauptspeise: Schweinerücken gegart bei Niedrigtemperatur (angebraten und dann bei 80° C fertiggegart). Dazu einen Blumenkohl auf polnische Art und ein Petersilienwurzelpüree (ohne Kartoffelanteil).

    Lasst es euch schmecken!

    Gruß
    Manne

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    1. Vielleicht war das gestern schon eine Art Büttenrede aufs pD mit Witzchen aus Kochtöpfchen und Würstchenwärmer (sah auch so aus, dieses tolle Gerät) und fertig gegartem Hümmerchen. Helauchen und Alaafchen, S.

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  4. Wenn inflationär das Wort "kreativ" auftaucht, dann werde ich misstrauisch. Dieses diffuse Gefühl sollte sich gestern bestätigen, lange noch bevor gekocht wurde. (Was ja sowieso erst im letzten Drittel des P.D. noch vorkommt)

    Zunächst wurde die schöpferische Künstlerkraft des Barmixers anhand seines Oevres über dem Sofa - pardon, der Chillounge, vorgeführt. Das war aber mal was anderes als Malen nach Zahlen, mein lieber Scholli und wenn dann konnte der Künstler mindestens bis fünfeinhalb zählen.

    Der Feierabendgucker kam indes nicht zur Ruhe - der nächste Höhepunkt stand direkt bevor, als Marcel ein Etablissement für gehobenen Dekorationsbedarf aufsuchte und sich dort fachmännisch beraten und stilsicher ausstatten liess. Mit Tischdeko für den leicht zu merkenden Betrag von 123,- Euro verliess der Hamburger Jung den Laden ohne die kleinste Gesichtszuckung - hart im Nehmen so ein ein Barrista.

    Kehrte heim zu seinem weichem Schweinebauch, der gemütlich temperiert sous vide vor sich hin badete und erging sich aufgeräumt plaudernd weiteren Kochtätigkeiten.

    Schnitt Kräutersaitlinge als hätte er diese selbst zur Welt gebracht, mit Messern, die aus Vietnam und nicht wie ich zunächst fälschlich verstand, aus Vierlanden stammten. Ich Dummerchen, aber Marcel hatte so einen gedämpften Ton drauf und immer diese "wir machen","wir tun" Formulierungen, so samtweich und leise, da versteht man schonmal was miß.
    Also klar, Messer aus Vietnam schneiden den supertollen Saitling, dann gebraten, dann gesalzen, Blüten, gekauftes Brot und gut. Das heisst für mich eher so mittel, als Gang meine ich. Fichtennadeljus, ach Gottchen ja der dünne Strich?
    Den Sirup hat meine Oma schon gekocht, ich selbst mache das auch noch manchmal, ist wirklich lecker, wäre mir nicht eingefallen da so`n Bohei drum zu machen...

    Hauptgang: Schweinebauch, sah lecker aus, es fehlte allerdings das leckere Topping, das Dirk letzte Woche drauf gestrichen hatte.
    Und auch das mit der aufwendigsten Grandezza zusammengezauberte Rübenmus bleibt oranger Brei, der verflucht den Babygläschen ähnelt, die ich an meine Brut verfütterte. So fettes Fleisch braucht einfach aufsaugende Begleiter, Kohlenhydrate, aber ein modisches Essen ist eben alles andere als ein rundes Essen und glücklich macht es auch nicht.

    Was der - in jeder Hinsicht - blasse Hummer darauf sollte, das wissen auch wiederum nur die Styling Götter. Geschmacklich tut das jedenfalls nichts füreinander.

    Das Dessert: Wenn man denn sagen möchte, hier war vorneweg ein versierter Hobbykoch am Werke, dann hat dieser hintenrum alles wieder eingerissen: Kuchen in der Mikrowelle!
    Dazu sagt man besser nichts, das Ergebnis sprach auch für sich. Und sogar so eine sichere Bank wie einen salzigen Karamell, durch Gepansche mit Cidre zu versauen, das zeugt schon von echter Kreativität. Allerdings im Minusbereich.

    Wieder ein sehr von sich überzeugter Gastgeber, auch an den Gästen hat man immer mehr Freude, eine Vegetarierin, die immer enttäuschter wird - worüber???
    Ein verbal übergriffiger unangenehm primitiver Macho Till, (Was für unterirdische Tischgespräche!!) ein schmuckbeladener Duftjunkie, Dominik ist der einzige der mir bis jetzt wirklich sympatisch ist.

    Warum sind die Großstädter bloß oft so doof? Schlichte Frage eines schlichten Gemüts, es grüßt euch Susi

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  5. Im Himmel ist Jahrmarkt :-)

    ….und so präsentiert VOX nach nur zwei Dinnertagen noch mal aus Hamburg Schweinebauch und Hummer, Schokomalheur inklusive.

    Aber anders als am Freitag bei Dirk und seinem Siegermenü der vollendeten Tatsachen, merkte ich Marcel seine Kochfreude an, er kochte routiniert, erklärte die einzelnen Schritte und es war sehr angenehm, ihm zuzuschauen. Er zauberte aus Karottenkraut eine Alternative für die Vegetarierin. Wie nebenbei entstanden Karottenpüree und Kräuterbutter.

    Cocktail und Vorspeise kamen bei den Gästen super an. Ein gebratener Pilz mit Brot und Kräuterbutter, für Linda wurde zum Pilz der Karottenkrautmix serviert.

    Bei Dirk am Freitag wurde nach 36 Stunden der Schweinebauch aus dem Kochbeutel gelassen, ihm wurde mit zittrigen Fingern die Schwarte abgeschnitten, mit einem unsäglichen Küchenschnitzer, dann das Fleisch damit in Scheiben gefleddert, mit Lack glasiert und ins Rohr geschoben. Das Espumadesaster laß ich mal weg, ich bin heute noch sprachlos, nach 4 Tagen Wichtigtuerei, Besserwisserei und Tritte in alle Richtungen bis hoch in den Kocholymp, dann dieser Auftritt….

    Anders bei Marcel ;-) ein eher schnelles Risotto mit Spargel für die Vegetarierin frei Schnau.., Hummer als Dekoelement, Schweinebauch nach 36 Stunden im Wasserbad noch im Ganzen im Backofen gegrillt, mit einem seiner tollen Messer in Würfel geschnitten, je ein Würfel mit paar Pünktchen Karottenpüree…wie sag ich immer: Designeressen :-) aber es gab Nachschlag und davon wurde reichlich Gebrauch gemacht.
    Ich muß mich mit dem Rezept nicht befassen, denn in meinem Umfeld würde nur eine einzige dieses Fleisch überhaupt essen, und ganz nebenbei 60 g Schweinebauch haben über den Daumen so viele hübsche kleine Kalorienchen wie 200 g Rinderfilet…..

    Das Dessert gefiel nur Marcel, die Gäste waren nicht begeistert. Im Internet ist im Moment Tassenkuchen aus der Mikrowelle wie ein Flächenbrand vertreten, für den schnellen Hunger oder so, ich halte an der herkömmlichen Methode fest :-) und könnte wetten, dass es in der gleichen Zeit fertig gewesen wäre ?

    Alles in allem ein gelungener Abend, der Till redet sich um Kopf und Kragen, Thomas, der Besitzer von Tante Gretels Gedächtnistellern, verschenkt Parfum und die anderen ?
    Heute Stromausfall – hat der Praktikant die Regieanweisungen falsch kopiert ? Mal sehen - wird noch allerhand zu lästern sein diese Woche !

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