Samstag, 18. Januar 2020

18. Januar 2020 - Das Phänomen, anderen beim Kochen zusehen zu wollen ...



Das Phänomen, anderen beim Kochen zusehen zu wollen ...

Es ist nicht neu, denn bereits in den Anfängen des Fernsehens gab es einen Schauspieler namens Wilmenrod, der sich vor den Kameras des noch jungen Mediums als Koch ausgab und so wundersame Dinge wie die gefüllte Erdbeere erfunden hat. Der Toast Hawaii geht ebenfalls auf sein Konto, obwohl es genau so gut möglich ist, dass er diese Idee geklaut hat.

Heute gehen künftige Darsteller guter Schauspielkünste den Umweg über eine Koch-Ausbildung, um später im Fernsehen richtig durchzustarten. Das füllt die Kassen und unterstützt die Beliebtheit der einzelnen Köche, wobei so manch einer sich auch recht unbeliebt machen kann, wenn der Höhenflug unreflektierte Formen annimmt.

Diese gipfeln dann zum Beispiel darin, dass ein Fernseh-Koch "Nudelwasser-Salz" verkauft, weil er denkt, es wäre unerlässlich, den "dummen Leuten" seine Scherzprodukte unterzujubeln.

Ach, das ist gar nicht im Scherz gemeint?

Natürlich ist nichts als Scherz gemeint, das die Kassen klingeln lassen muss! Da hat jemand eine Marktlücke gefunden, mit der er sein eigenes Bankkonto auffüllen will. Als Lohn der Angst, dieses Produkt auf den Markt zu bringen,

geraten nun hoffentlich auch seine anderen Gewürze ins Schlingern und lassen Leute die Frage stellen, ob sie dem Meister überhaupt noch vertrauen können.

In der Regel gucke ich gar keine Kochsendungen und bekomme solche speziellen Ausfälle der Einfälle entweder im Supermarkt-Regal zu sehen oder lese in einer Zeitung darüber, in der Abteilung: Werbung!  Nur ganz Hartgesottene, die kein Preis der Welt erschüttern kann, greifen im Supermarkt nach diesem Salz. Sie vertrauen eben vollkommen auf ihren Kochgott.

So wie viele auf ihre Kochgötter vertrauen. Die Sendungen übers Kochen haben längst alle Rahmen gesprengt und schießen wie Popcorn in der Pfanne aus allen Programmen.

Da sitzt der dem Kochen gar nicht mal abgeneigte Zuschauer vor dem Bildschirm und will alles nachkochen, was Koch A gerade raus haut,

bis Koch B in der nächsten halben Stunde das Programm und den Herd regiert,

und man dann doch lieber wie er kochen möchte.

Am Ende vergisst man das Kochen, denn es wird überdosiert in Endlosschleife propagiert. Köche halten sich für die neuen Götter in Weiß

oder wahlweise tragen sie auch bereits schwarze Klamotten, um zu signalisieren:

Ich koche wie der Teufel!

Ob jemand so kocht, weiß ich nicht, aber alle Kochen auf Teufel komm raus.

Wer nun meint, dass ich mir doch täglich eine Koch-Sendung (Das perfekte Dinner) auf Vox ansehe ... den muss ich enttäuschen,

denn das ist gar keine Koch-Sendung, sondern gute oder schlechte bis dramatische Unterhaltung auf Kosten der Kandidaten.

Gekocht wird zwar nebenbei auch, aber eine Hauptrolle haben weder Spaghetti noch Dinkel-Brot, sondern die ausgeklügelte Lästervorlage.

Ach ja, manchmal sehe ich Martina und Moritz beim Kochen zu, aber nur, weil ich unbedingt wissen muss, welche Ohrgehänge gerade in sind oder welche Brillen Leute tragen müssen. Desweiteren sind die beiden speziell darauf wie Pitbulls abgerichtet, sich im gegenseitigen Geplänkel hochzunehmen.

Ansonsten kann ich das Phänomen, anderen beim Kochen zuzusehen, nicht wirklich nachvollziehen und begebe mich nun in meine Küche,

um im Stillen und ohne Kameras Nudelwasser aufzusetzen.

Mist, ich habe kein Nudelwasser-Salz, was mache ich nur, was habe ich nur all die Jahre ohne dieses Non-plus-ultra gemacht?

Ich war und bin einfach dem Schuhbeck überlegen. So ist das!


Guten Tag, Gruß Silvia



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