Der Ohrwurm
Überfallartig gelangte der Ohrwurm direkt aus dem Autoradio in meinen Kopf und blieb im Ohr hängen,
als hätte er einen Amoklauf auf meinen Gehörgang nicht nur geplant, sondern bis zum bitteren Ende durchgeführt:
Solid as a Rock
heißt das Lied.
Es blieb haften und schon glaubte ich an das gleichnamige Insekt, dass diesen Song ins Ohr transportiert hatte,
doch Ausspülen half nicht.
Per Youtube holte ich mir die blödesten Songs aller Zeiten zu Hilfe,
aber der Ohrwurm blieb und ließ sich nicht vertreiben.
In der Notaufnahme des Krankenhauses und nach drei Leidenstagen hatte ich zwar ein schlechtes Gewissen,
mit diesem Ohrwurm nicht selber fertig geworden zu sein,
doch es war der letzte Strohhalm, an den ich mich klammerte.
Der Arzt meinte, Ohrwürmer entstünden, wenn die Arbeitsleistung des Gehirns wenig ausgelastet wäre oder beim Autofahren oder Spazierengehen. Müde und selbstehrlich tippte ich auf geringes Ausgelastsein.
Außerdem diagnostizierte er schnell das "Sticky-Music-Syndrom" und empfahl mir, Sudokus oder Kreuzworträtsel zu lösen. Das lehnte ich ab, denn dabei würde ich nur einschlafen, aber nicht den Ohrwurm verlieren.
Sein ausgestelltes Rezept erstaunte mich dann doch,
denn darauf stand: Kaufen Sie sich einen Kaugummi. Das monotone Kauen eines Gummis soll Ohrwürmer vertreiben.
Also kaufte ich mir so ein Ding, auf dem man rumkaut bis der Anblick dieses Kauens allen anderen auf die Nerven geht,
und siehe da, es wirkte.
Fröhlich stieg ich in mein Auto, denn
Solid as a Rock
war weg.
Da erklang im Autoradio
Sex Bomb
und das Spiel ging von vorne los. Ich hatte einen neuen Ohrwurm-Befall.
Doch wer nun denkt, ich habe mir das von einem Arzt oder Kaugummi
austreiben lassen, der irrt,
denn mit Sex Bomb
kann ich gut leben.
Guten Tag, Gruß Silvia
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen