Luxemburg-Stadt
Vorspeise: Gemischter Salat, Rote-Bete-Carpaccio, Tomatensüppchen
Hauptgang: Gefüllte Putenbrust an Kartoffeln-Möhren-Püree
Nachtisch: Dessert-Variation
Flüssige Speisen, flüssige Reden
Im Klinikum "Mutterhaus" in Trier ist meine Mutter vor ein paar Jahren gestorben. Es war ein langer Weg für das Mädchen aus Allenstein, das in Dortmund meinen Vater traf und viel später mit ihm an die Mosel zog.
Doch etwaige trübe Gedanken verfliegen sofort wieder, denn meine volle Konzentration wird überfallartig von einer Teilnehmerin beim Trierer Dinner eingenommen,
und das ist nicht einmal die heutige Gastgeberin, sondern
die französischste Juliette, die es je gab.
Nach gefühlten drei Sekunden habe ich mindestens fünfmal vernommen, dass sie aus Frankreich stammt - was aus ihrem Mund wie eine Verheißung klingt.
Ist auch etwas sehr Besonderes, französisch zu sein! - Warum noch mal?
Zum Glück überspielt gnädige Musik die redselige Juliette und verschluckt viele ihrer Wörter zugunsten von Tönen.
Unterdes macht sich Caroline daran, ihr schon im Vorfeld nicht sehr verheißungsvoll klingendes Dinner vorzubereiten,
während sie mit Hund und Schokokuchen erst mal ein Päuschen einlegt.
Dann oh je füttert sie den ohnehin schon ohne Freßbremse ausgestatteten Cocker-Spaniel mit Schokoladenkuchen. Schokolade ist giftig für Hunde.
Vielleicht hat sich das bis Luxemburg noch nicht herum gesprochen, denn von dort ist Caroline vor einem Jahr in die Nähe von Trier gezogen.
Endlich rückt die Truppe an, und das erste Fettnäpfchen steht bereit zum Reintappen:
Juliette hält die 33jährige Conny für die Tochter der 39jährigen Caroline!
Autsch! Wenn man noch nicht richtig in der Welt von anderen angekommen ist, kann oder könnte oder sollte man doch einfach mal den Mund halten.
"Das Lernen ist ein Schleifstein der Persönlichkeit" - (Zinu Xi, chin. Philosoph) und bezieht sich auch auf voreilig geschwungene Reden.
Flüssig geht es weiter
und Carolines Püree bahnt sich beinahe ein Flussbett quer über die Teller auf den Tisch, während ihr Eis nur durch Gläser vorm Weglaufen abgehalten wird.
Nein, schönreden kann man das nicht.
Aber vielleicht hilft Carolines Geschichte über ihre Zeit als Weinkönigin. Bedingt!
Während Conny begeistert ist, gefällt es Juliette überhaupt nicht, ihre führende Rolle vorübergehend abgeben zu müssen.
Am Ende bekommt Caroline neunundzwanzig Punkte - und Connys Begeisterung über ein riesiges Weinglas und die Schärpe der einstigen Königin schlägt sich in neun Zählern nieder,
die natürlich niemand toppt, sondern nur unterbietet.
Man darf gespannt sein auf den sich selber als kritisch sehenden Rudi, denn bisher kommt er kaum zu Wort.
Gut, dass Juliette mir beim Schreiben nicht dazwischen funken kann, sonst würde hier nicht eine Silbe stehen ...
Guten Morgen, Gruß Silvia
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