Montag, 10. Juli 2017

10. Juli 2017 - 100 Erlebnisse, die man sich verkneifen sollte - 2. Erlebnis: Zu einer Wahrsagerin gehen



Nicht alles
zwischen Erde und Himmel
ist hilfreich


Vor ein paar Jahren kannte ich flüchtig einen Hundebesitzer, denn selber als Hundehalterin viel unterwegs, treffe ich Menschen, die ich sonst bestimmt nicht kennen lernen würde -

von dem mir bekannt war, dass seine Frau als Wahrsagerin tätig war. Und um dem gesamten Klischee zu entsprechen, hatte sie lange schwarze Haare und Klamotten, stets blutrote Lippen

und insgesamt einen düsteren Blick: Eben eine Frau, der man nicht unbedingt im Dunkeln begegnen wollte.

Obwohl sie ganz harmlos gewesen wäre, wenn es nur um ihr Erscheinungsbild ging - nicht so harmlos war ihre Tätigkeit,

denn mir war gar nicht klar, dass derartige Seher, Hellseher und selbst ernannte Propheten wie sie einen hohen Zulauf haben.

Von ihrem Mann, der etwa 20 Jahre jünger als sie war, wusste ich überhaupt nicht, was er beruflich treibt.

Doch auf einem zufällig zustande gekommenen gemeinsamen Hunde-Spaziergang ließ er mich nicht lange auf eine ausführliche Beschreibung seiner Tätigkeiten warten,

obwohl ich es eigentlich vermied, über seine Frau zu sprechen - und auch niemals indiskrete Fragen stelle.

Das juckte ihn nicht, und ich bekam Antworten auf nie gestellte Fragen:

Dieser junge Mann mit den langen Haaren, den hellen Klamotten und seinem Staffordshire-Terrier

trieb die Profession, die seine Frau ausübte,

noch einen Ticken weiter, höher, tiefer und abgründiger:

Er führte Menschen in ihre frühere Leben zurück!

Darüber führte ihn der eine oder andere Kunde gerne mal selber mit auf die Reise. Eine völlig irdische allerdings,

denn er erzählte mir die Geschichte einer Frau,

die sich einbildete, von ihrem früheren Leben nicht loszukommen:

Um die unselige Sache abzuschließen: Er fand ihre verstorbene Seele

irgendwo in England und gemeinsam reisten sie an ihr Grab.

Ich war nun aber baff erstaunt und meinte, das sei eine Story, die ich aus irgendeinem Horror-Film kenne ... Ein Lachen konnte ich mir auch nicht verkneifen, obwohl das eigentlich zum Heulen war.

Die Antwort gefiel ihm nicht besonders. Und zu seinem Glück musste er mir Ungläubigen danach nicht einmal aus dem Weg gehen,

denn seine Frau und er verlegten ihren Wohnsitz bald danach in eine andere Ruhrgebiets-Metropole - und ich sah keinen von beiden jemals wieder.

Wahrsagen und Rückfuhrung - Erlebnisse, die ich mir gerne verkneife  und auf die ich mich niemals einlassen würde,

denn irgendwie geht mir da jede Toleranz verloren, die ich sonst lebe.


Guten Morgen, Gruß Silvia




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