Samstag, 22. Juli 2017

22. Juli 2017 - Interview mit der Krimi-Schriftstellerin Ingrid Schmitz vom 17. Juli 2017

Das Foto wurde mir von
Ingrid Schmitz zur Verfügung gestellt


Was gibt es Schöneres als Krimis lesen? - Krimis schreiben!

Mit viel Liebe zu Details, Personen und Handlungsorten verleiht Ingrid Schmitz ihren Krimis Leben. Was selbstverständlich so mancher Protagonist aus ihren Büchern nicht überlebt. So sind sie, die Krimis - zum Glück, Gottseidank und zur Freude einer großen Leserschar.

Der nächste Kriminalroman von Ingrid Schmitz erscheint im September und heißt "Mord im Krimihotel".

Ich wünsche allen viel Freude beim Lesen der Bücher von Ingrid, ob man sie nun im Urlaub verschlingt, um sich einen kleinen Schauder über den heißen Rücken wehen zu lassen

oder später im Jahr am heimeligen Kamin:

Ein Krimi geht immer, einer von Ingrid sowieso.

Ein Interview geht auch immer.

Vielen Dank, liebe Ingrid für dieses offene Interview. Es hat mir sehr viel Freude bereitet.







1. Wie begann sie, deine Schreib-Lust, und warum ersinnst du hauptsächlich Kriminal-Stories? Muss man nicht eine besonders positive Gesinnung haben, um in die Abgründe von Mördern einzutauchen?

Es waren zwei Ereignisse, die mich zum Schreiben gebracht haben. Als meine Tochter in den Kindergarten ging, suchte die Erzieherin dringend Beiträge für die interne Kindergartenzeitschrift "Zwergenpost". Da ich es schon während meiner Schulzeit nicht mochte, Aufsätze zu schreiben, weil ich immer am Thema vorbei geschrieben hatte (Vermutlich hatte ich damals schon eine rege Phantasie), hielt sich meine Begeisterung, etwas beizutragen, zunächst in Grenzen. Aber dann brach es aus mir heraus. ;-) Ich schrieb lustige Begebenheiten mit den "lieben" Kleinen auf, führte Interviews mit Kinderärzten und verfasste kurze Gedichte, die sogar in einer professionellen Kindergartenzeitschrift aufgenommen wurden.

Die durchweg positive Resonanz gab mir Auftrieb, es mal mit einer längeren Geschichte zu versuchen. Es entstand mein erster "Frauenroman" und ich machte bei der Verlagssuche alle Fehler, die man nur machen konnte. Nach der zehnten Absage zweifelte ich sehr an mir, wollte es aber jetzt erst recht wissen, ob ich wirklich schreiben kann, oder ob alle nur - bis auf die Verleger - nett zu mir sind. Ich meldete mich zu einem dreijährigen Fernkurs über das kreative und journalistische Schreiben an.

Gegen Ende bekam ich mörderische Gedanken, kaufte mir ein Fachbuch über das Krimischreiben und las im Glossar die Adresse der Sisters in Crime (heute Mörderische Schwestern). Die Vereinigung der Krimiautorinnen nahm mich sofort auf und mehr noch: Sie baten mich, eine Krimikurzgeschichte für ihre Rheinleichen-Anthologie zu schreiben. Als dann plötzlich die Herausgeberin erkrankte, bekam ich gleich ihren Posten, gemeinsam mit der Verlegerin - und mittlerweile Freundin - der Kindergartenzeitschrift, die ich ebenfalls für Krimis begeistern konnte.
   
Eine positive Gesinnung benötigt man nicht unbedingt, um Krimis zu schreiben, Neugierde hilft.




2. Welches Genre bevorzugst du beim Lesen anderer Bücher? Hast du einen Lieblings-Schriftsteller oder eine Schriftstellerin?

Am liebsten lese ich deutsche Krimiautorinnen und -autoren. Viele von ihnen habe ich im Laufe der Jahre persönlich kennen und schätzen gelernt, durch die mörderischen Schwestern, aber auch durch das Syndikat - dem Förderverein für deutschsprachige Kriminalliteratur - mit seinen 700 Mitgliedern.
Meine Lieblingsschriftsteller sind: Ingrid Noll, Susanne Mischke, Tatjana Kruse, Gisa Klönne, aber auch Nina George, Sandra Lüpkes, Jürgen Kehrer, Horst Eckert, Ralf Kramp, Klaus Stickelbroeck und viele mehr.




3. Du hast auch kulinarische Anthologien geschrieben, z.  B. über Italien/ Frankreich/Spanien/England/Irland/Schottland und Griechenland.  Wie steht es mit deiner eigenen Kochlust und Kochkunst?

Die Kochlust hält sich in Grenzen, weil der Kochaufwand in keinem Verhältnis zur Verzehrdauer steht. Dennoch lege ich großen Wert auf eine frische Kost, weil sie zuckerärmer ist. Da weiß man wenigstens, was man isst und muss nicht auf die Zusatzstoffe achten und womöglich in einer Tabelle nachschauen, welche davon gesundheitsschädlich sind. Im Alter hängt man an seinem Leben.




4. 
Einmal hast du weit ab von mörderischen Pfaden eine Biographie geschrieben, über Didi und Hasi, das Auswanderer-Paar (Currywurst und Dolce Vita) - war das eine Auftragsarbeit? Oder auf welchen Wegen bist du an die Geschichte von Anke und Dirk Leithäuser gekommen?


Ich war virtuell unterwegs in Sachen Marketing und stieß auf die TV-Seite von Margarethe Schreinemakers. Dort traf ich im Chat - zufällig - Didi und Hasi, also Anke und Dirk. Vorher hatte ich noch nie etwas von ihnen gehört, sah mir dann ihre Interviews auf der Seite an und später auch die Goodbye Deutschland-Folgen auf VOX. Als sie mitbekamen, dass ich Krimiautorin bin fragten sie, ob ich Lust hätte, ihre Biografie zu schreiben. Hatte ich nicht und sagte es auch, dass ich mich dem Krimi verschrieben habe. Aber Hasi ließ nicht locker. So kennen wir sie. Sie meinte nur: "Unser Leben ist so spannend wie ein Krimi!" Damit hatte sie mich geködert und nicht übertrieben, wie ich später feststellen musste.




5. Was entspannt dich, nachdem du dir die Finger wund geschrieben hast - und einmal etwas ganz anderes machen möchtest?

Wenn ich mitten in einem Romanprojekt bin und nach ungefähr zehn Stunden nichts mehr geht, weil die Augen brennen und die Finger und der Nacken schmerzen, setze ich mich auf mein Fahrrad und fahre einmal - 6 km - um den See in unserer Nähe. Aber eigentlich mache ich das jeden Tag als vorbeugende Maßnahme. Was ich keinesfalls während des Schreibprozesses mache, ist, mich auf die Couch setzen und ein Buch lesen.




6. Wie war es, den sicheren Pfad aus dem Berufsleben in einer Reederei zu verlassen - und auf den unsicheren einer Autorin zu gehen?

Für mich war es sehr einfach, weil mein Mann und ich uns vor der Geburt des Kindes einig waren, dass ich danach zu Hause bleiben werde. Dass mir nach sieben Jahren die Decke auf den Kopf fallen würde und ich mich anders orientieren müsste, konnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen. Doch es weckte in mir nur den Wunsch, selbstständig zu arbeiten.  




7. Wann und wie entstehen die Ideen für deine Krimis um die Ermittlerin Mia Magaloff? Und wie viel Mia steckt in Ingrid?

An Ideen hat es mir noch nie gemangelt. Das sind manchmal Alltagssituationen, aktuelle Begebenheiten, gesellschaftliche Veränderungen und ja, auch ganz viel von dem, was ich während meines Lebens erlebt habe oder gerade erlebe. Was jetzt nicht heißen soll, dass mich Mord und Totschlag umgibt, oder ich einer mafiösen Vereinigung ... ach ja, aber das hat damit nichts zu tun. Außerdem spielt der Schauplatz eine große Rolle. Seit "Spiekerooger Utkieker" ermittelt Mia auf Spiekeroog, weil mein ostfriesischer Verlag darum gebeten hatte, meine Geschichte in Ostfriesland anzusiedeln. Noch heute bin ich ihnen dafür dankbar, diese schöne Insel für mich entdeckt zu haben, Freundschaften mit einigen Spiekeroogern sind entstanden.




8. Was bedeuten Autoren-Lesungen für dich?

Autorenlesungen bedeuten mir sehr viel. Nur so lernt man seine Leserinnen und Leser auch persönlich kennen. Interessant ist es jedes Mal, an welchen Stellen gelacht wird, oder welche Anekdoten ich hinterher erzählt bekomme. Sie haben meistens etwas mit dem Roman oder dem Schreiben an sich zu tun. Auch skurrile Lesungsorte reizen mich. In der Straßenbahn, einer Grotte, einer Nudelfabrik, im Polizeipräsidium, in Wohnzimmern und an vielen anderen Orten habe ich bereits gelesen.
Besonders spannend aber sind meine Lesungen im Krimihotel in Hillesheim. In einem Wochenend-Arrangement bin ich mit meinen Gästen drei Tage lang im Hotel zusammen, beim Frühstück, bei der TeaTime Crime, bei einem 3-Gang- und 4-Gang-Menü und bei einer Krimiwanderung. Meine letzte Wochenendlesung im Krimihotel brachte mich sogar auf die Idee, mal einen Roman darüber zu schreiben. "Mord im Krimihotel" heißt er und diesmal ist eine Autorin die Ermittlerin.



9. Wie lebt die private Ingrid Schmitz?

Die private Ingrid Schmitz lebt mit ihrem Mann auf dem Land, in einem Vorort von Krefeld. Links und rechts stehen Pferde auf den Koppeln, die aber nicht uns gehören, sondern nur das Haus bewachen. Unser Garten ist sehr sehr groß und besteht vorwiegend aus Bäumen, Blumen und ganz viel Rasen. Ach ja, ein ausgedienter Swimmingpool wurde zum Naturteich, was den mordslüsternen Fischreiher regelmäßig anlockt.

  


10. Welche Ereignisse berühren dich ganz besonders, erfreuen dich oder machen dich auch mal wütend?

Aus aktuellem Anlass ist es ein privates Ereignis. Mein Kind (30) wird heute ihr Kind bekommen. Die nächste Generation wird geboren. Ich werde meinem Enkelsohn ein Kinderbuch schreiben - ein harmloses natürlich.

Deshalb kann ich im Moment nicht wütend sein. Grundsätzlich bin ich es sowieso nicht. Es muss viel passieren, bis man mich wütend machen kann, aber dann sollte sich jeder flüchten. ;-)





11. Hat jeder Tag die Chance, einer der schönsten des Lebens zu sein? 

Bei mir bekommt jeder Tag die Chance, ein schöner Tag zu werden. Vielleicht stehe ich deshalb immer um sechs Uhr morgens auf. ;-) Aber ernsthaft, je älter ich werde, desto bewusster wird es mir, wie wertvoll jeder Tag ist, an dem ich fit im Geist und Körper leben darf.


Update vom 22. Juli 2017 zur Geburt des Enkelkindes: Es lässt leider noch immer auf sich warten.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen