Mittwoch, 27. April 2016

27. April 2016 - Der Bienen-Stich - Ich bin Kundin - ich war mal Königin



Ich bin Kundin - ich war mal Königin

Natürlich durfte ich persönlich mich noch nie als Königin Kundin erleben, denn das geflügelte Wort muss lange vor meiner Zeit entstanden sein,

als Geschäfte und Dienstleister es noch nötig hatten, etwas zu verkaufen.

Heute darf man dankbar sein, etwas kaufen zu können - und sich dann so schnell wie möglich wieder vom Acker zu machen.

Einerseits bin ich lästig, andererseits werde ich belästigt.

Stelle ich zum Beispiel einer völlig entkräfteten Einräumerin im Laden die harmlose Frage, wo ich Hundefutter finde, bekomme ich beispielsweise die schroffe Antwort: Da, wo das Klopapier steht.

Ja, wenn ich nur wüsste, wo das Klopapier steht ...

In anderen Geschäften möchte man vielleicht in aller Ruhe stöbern, doch schon steht eine Verkäuferin neben mir und drängt nicht nur Ware, sondern auch Gespräche auf.

Kosmetikketten haben als Aushängeschild Verkäuferinnen, deren ehemaliges Gesicht man unter all dem verwendeten Makeup etcetera kaum wieder erkennt, wenn man ihnen Sonntagsmorgens ungeschminkt und feier-verkatert beim Bäcker begegnet. Ist schon klar, dass sie für ihre umfangreichen Schicht-Arbeiten nicht auch noch mitten in der Nacht aufstehen können.

Wer sich dann durchschlagen möchte in der verdrehten Welt, in der nicht mehr der Kunde, sehr wohl jedoch der Dienstleister König ist, muss

manche Restaurants nicht nur betreten, sondern eingehend studieren.

Hier kann man zwar jede Menge Geld lassen, dafür bekommt man die Schulung in Sachen Arroganz

kostenlos mitgeliefert.

Und wenn ich an der Fleischtheke bei Edeka erwarte, dass nun Gramm genau abgewogen wird, habe ich an dieser Hoffnung Sand dran:

"Das ist ja nur Werbung", kommt die Antwort auf meine Frage, warum das denn niemals klappt mit dem genauen Augenmaß.

Ja, klar. Aber es ist die Werbung von diesem Laden. Sie hat mich immerhin hierher geführt.

Den jungen Mann mit den Kuchentipps habe ich auch noch nicht entdecken können, dafür sehe ich jede Menge ehemaliger Königinnen und Könige ratlos vor den Mehlsorten stehen und sich die Haare raufen, welches Nummern-Mehl sie denn nun für welches Backwerk nehmen sollen.

Viele Leute haben sich schon von den meisten Innenstadt-Läden verabschiedet und bestellen nur noch online.

Da hat man dann nur noch den Ärger mit dem Paketdienst: Diese hurtigen Kerle sind meist schon wieder verschwunden, bevor sie geklingelt haben.

Schneller sind nur noch Kassiererinnen in den Discountern. Die brechen täglich jeden Weltrekord und bekommen niemals eine Medaille dafür.

Als Kunde darf man am Ende des Laufbandes sehen, wie man den ganzen Schwung auffängt.

Ja, das waren noch Zeiten, als meine Oma höflich, aber zurückhaltend bedient wurde. Es war ihre einzige Möglichkeit schlechthin,

überhaupt einmal bedient zu werden ...

Guten Tag, Gruß Silvia


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