Freitag, 29. April 2016

29. April 2016 - Arte - Vertigo



Vertigo

bedeutet im medizinischen Sinne Schwindel, und meint den körperlichen Zustand eines Schwindelgefühls.

In mehrfacher Hinsicht aber geht es in diesem Film um Schwindel:

Schwindelig vor Liebe, schwindelig vor Sehnsucht, schwindelig vor Trauer - und Schwindeln im Sinne von Lügen.

Scottie verliebt sich in Madeleine, die ihn jedoch als Zeugen ihres angeblichen Selbstmordes missbraucht.

Er wird als Zeuge ausgewählt, weil er unter Höhenangst leidet: Und als Madeleine auf den Turm steigt, um in angeblich suizidaler Absicht in den Tod zu springen - wissen sie und ihr Auftraggeber, dass Scottie zwar Zeuge, aber kein unmittelbarer sein wird, der die ganze Wahrheit kennt. Eine andere wird an ihrer Stelle von dem Turm geworfen, die bereits tot ist.

In der Folgezeit fehlt ihm Madeleine bis hin zur Schmerzgrenze und darüber hinaus.

Irgendwann trifft er eine Frau, die aussieht wie Madeleine. Sie heißt Judy. Er läuft ihr nach und in der Folge macht er aus ihr Madeleine:

Viele kennen den Film und wissen, dass es sich bei Madeleine und Judy um ein und dieselbe Person handelt.

Das findet Scotty schließlich auch heraus ...

Für Hitchcock war "Vertigo" ein kommerzieller Misserfolg.

Erst viel später fand der Film die verdiente Anerkennung und zählt jetzt zu den "Besten Filmen aller Zeiten".

Vermutlich ist er einer der persönlichsten Filme von Hitchcock:

Wie der Anti-Held in "Vertigo" hat auch er stets einen bestimmten Frauentyp für seine Hauptrollen bevorzugt und sicher zum Teil auch nach seinen Vorstellungen geformt.

Nicht allen Darstellerinnen bekam diese Zuneigung von Seiten des Regisseurs wirklich gut - siehe Tipi Hedren. Ihr zerstörte der große, kleine dicke Mann die gesamte künftige Karriere, weil sie

nicht so wollte wie er es gern gehabt hätte.

Es ist aber auch ein allgemeines Phänomen, dass Menschen auf ihrer Suche nach Partnern oft den gleichen Typ bevorzugen.

Pygmalion bietet hier die Vorlage: Eine Frau wird nach den Vorstellungen eines Mannes so sehr geformt, dass sie am Ende in seine Träume passt.

Heutzutage diesen Film zu drehen, wäre schlechthin kaum möglich. In vielen Passagen passt er nur in die Fünfziger Jahre, obwohl dieser Thriller auch damals schon als unrealistisch abgetan wurde. Aber vermutlich eher wegen der vielen Zufälligkeiten ...

Da hat sich bis heute in vielen Filmen nichts geändert: Ohne Zufälle kämen die meisten gar nicht auf den gewünschten Punkt.

Natürlich kann auch ich einem der besten Filme aller Zeiten als einziges Statement nur fünf von fünf möglichen Sternen geben.

Guten Tag, Gruß Silvia



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