Gier
Die Gier hat eine hässliche Fratze, doch bei diesem Wiener Tatort erfasst einen nicht einmal die Gier, das Ende unbedingt mitbekommen zu wollen - und wer vorher eingeschlafen ist, hat nichts versäumt.
In einer Art Familienaufstellung oder, möchte man es noch direkter ausdrücken: Rosamunde Pilcher hätte die verzwickten Beziehungen zueinander nicht schlechter darstellen können - agieren die Personen einer Familie samt ihrem Anhang in Form von Angestellten, und ist der einem Mitglied treu ergeben, so bleibt für den anderen nichts weiter als Hass.
Sabrina Wendler will mit ihrem Geliebten Viktor Perschawa die alteingesessene Firma Wendler zerstören, während die beiden schon Peter Wendler in die geschlossene Psychiatrie gebracht haben. Dass er dort nicht wirklich zu Unrecht lebt, stellt sich am Ende heraus. Eine Ahnung davon bekommt man jedoch schon vorher.
Nach einem Unfall in einem Chemiewerk, an dem ein minderwertiger Schutzanzug der Firma Wendler schuld ist, kommen Viktor Zweifel an seinem bisherigen Tun und Zweifel an seiner Liebe zu Sabrina. Dann wird Viktor hingemetzelt.
Es gibt aber auch Zweifel an den beiden Ermittlern Eisner und Bibi Fellner, die nur noch lieb daher kommen - und deren größtes Problem kalt gewordener Kaffee zu sein scheint. Und kalter Kaffee ist auch der Krimi.
Erst verdächtige ich einen Gärtner, der Mörder zu sein. In diesem Fall stammt er aus Indien und wandelt - es soll wohl geheimnisvoll aussehen - hier und da durch die Kulissen und verteilt vielsagende Blicke.
Doch selbstverständlich ist alles viel komplizierter: Aus der Psychiatrie zieht Peter Wendler die Fäden, während die seit über 40 Jahren als Sekretärin in der Firma tätige Frau Schneider den Mord ausführt, um ihn Sabrina unterzujubeln. Der Gärtner besorgt lediglich die Pistole der kaltschnäuzigen Frau - und legt sie nach der Tat zurück.
Damit die Gier dem Show-Down entgegen sehen kann, wird Peter Wendler von einer Psychiaterin aus der Psychiatrie entlassen, die er regelrecht eingelullt haben muss. Direkt fährt er zu seiner Frau, die ihrerseits, vom Mordverdacht entlastet, dort eintrifft. Mit seinem Schlips erwürgt er sie.
Damit dann doch noch ein bisschen schräger Humor ins Geschehen kommt, fährt Peter zur Beerdigung der im Chemie-Werk tödlich verunglückten Roswitha - wirft Blumen in ihr Grab, die mit eben jenem Schlips zusammen gebunden sind. Wenigstens eine geglückte Szene: So hat sicher noch kein Mörder die Mordwaffe entsorgt!
Und unverzüglich stellt er sich Eisner und Fellner. Die sicher auch froh sind, dass der Krimi zu Ende ist. Von hier aus nur zwei von fünf möglichen Sternen. Mit viel Kaffee konnte man ihn bis zum Finale durchstehen, aber das kann ja nicht der Sinn eines Krimis sein ...
Guten Morgen, Gruß Biene
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