Freitag, 5. Juni 2015

5. Juni 2015 - Buchkritik - Eisige Schwestern



Eisige Schwestern

Ein Thriller für kalte und heiße Tage, für den Strand oder den Stunden vor einem flackernden Kamin.

Sarah und Angus Moorcraft haben eineiige Zwillingstöchter, die nicht einmal "seitenverkehrt", sondern vollkommen identisch sind. Viele Eltern lassen eines solcher Zwillingskinder gleich nach der Geburt durch ein winziges Tattoo kennzeichnen, damit keine Verwechslungen passieren. Das haben Sarah und Angus versäumt.

Eines Tages geschieht ein furchtbares Unglück, und Lydia stürzt vom Balkon und trägt tödliche Verletzungen davon. Hier setzt die Geschichte um Schuld und Sühne ein. Denn plötzlich behauptet die überlebende Schwester Kirstie, sie sei Lydia, die verstorbene.

Der Autor S. K. Tremayne schreibt sowohl aus der Sicht der Frau als auch aus der objektiven Sicht des Autors. Obwohl er ein Mann ist, kann er sich gut in Sarah einfühlen, die sich gerne ein bisschen dreht und windet und nicht immer ganz bei der Wahrheit bleibt. Und ob sie überhaupt die Wahrheit spricht, bleibt nach der Lektüre von "Gone Girl" für mich fraglich. Denn in der Bewerbung des Buches wird es mit eben diesem Thriller verglichen - und hochgelobt. Dass die Auflösung der Story den Leser erschaudern lässt, steht auf der Rückseite des Psycho-Thrillers.

Genau diese Auflösung hat mich überhaupt nicht erschaudern lassen. Irgendwann ab der Mitte des Buches war mir klar, auf welchen Weg der Autor seine Leser mitnimmt. Ich hätte mir ein dramatischeres Ende gewünscht, so ein richtiges Knalleffekt-Finale.

Das Buch liest sich gut und schnell und ist ohne besondere sprachliche Höhenflüge geschrieben: Eben doch von einem Mann. Einem Reisejournalisten. Weil er selber zwei Töchter hat, wollte er vielleicht nicht bis an die Grenzen dessen gehen, was einen wirklichen Psycho-Thriller ausmachen könnte. Aber so sind noch ein paar Ideen zur freien Verfügung für andere Bücher. Obwohl das Thema "Eineiige Zwillinge" und der Tod des einen Zwillings wiederum etwas Besonderes darstellt.

Von fünf möglichen Sternen vergebe ich guten Gewissens dreieinhalb.

Gruß Biene

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