Freitag, 26. Juni 2015
25. Juni 2015 - Vox - Die Queen
Die Queen
erstarrt in Handlungsunfähigkeit, vielleicht auch in dem Unwillen, sich zur ungeliebten Schwiegertochter zu äußern, ihr zu huldigen und eine Ehre zuteil werden zu lassen, die einem Nicht-Mitglied der königlichen Familie nicht mehr zusteht. Tagelang nach dem Unfalltod von Diana hüllt Königin Elizabeth sich in Schweigen.
Der neu gewählte Premierminister Tony Blair sieht sich vor die schwierige Aufgabe gestellt, die Monarchie zu retten, die gerade den Bach runter zu gehen droht, um im Getöse der Massen von den Massen abgelehnt zu werden. Blumengebirge türmen sich vor dem Buckingham-Palast, die Menschen sind vereint in globaler kollektiver Trauer - doch die Königin hat zu alledem nichts zu sagen.
Falls der Film mit Helen Mirron in der Hauptrolle als Queen nur ein Quentchen authentisch ist (und für den öffentlichen Zugang zu den Internas der Paläste hat ja schon zuvor Diana gesorgt), dann kann man sich gut vorstellen, dass die Vorfälle in Balmoral sich genau so zugetragen haben.
Eine Königin, seit 1952 als britisches Staatsoberhaupt eine anerkannte und teilweise sogar geliebte Persönlichkeit, wird mit dem plötzlichen Tod der von ihr nicht wirklich gemochten Schwiegertochter konfrontiert, die überdies bereits von Prinz Charles geschieden war.
Einmal in den bis dato 45 Jahren ihrer Regentschaft zeigt die Queen eine Art von Gefühl, und wenn es auch eher in die negative Richtung geht, es bleibt ein Gefühl. Die Frau, die gelernt hat, nicht mal ihre Meinung offen kund zu tun oder auch nur verschleiert zu äußern, hat schon gar keinen Hang zur Gefühlsduselei. Doch eine selbsternannte Prinzessin der Herzen bringt sie an den Rand der störrischen Sturheit und Verbohrtheit ...
In jenem unheilvollen Interview hatte Diana sich selbst zur Prinzessin der Herzen ernannt - und kritiklos übernahmen fortan ihre Follower in aller Welt diese Bezeichnung als gegebene Tatsache. Die Vergötterung nahm ihren Lauf ...
Diana, die Prinzessin von eigenem Kundtun unschuldig wir ihr Augenaufschlag und dem gepflegten Opfer-Image war zwar auch ein Opfer, aber nicht das einzige in einem unwürdigen Spiel. Prinz Charles musste eine junge Frau wie sie heiraten, während er Camilla liebte - wem auch immer dies ein Rätsel sein sollte: Die Liebe fällt dort hin, wo sie hingehört und parkt nicht da, wo man sie sich wünscht.
Heimlich hat Diana später Andrew Morton intime Details für sein Buch über sie geliefert: In diesem war sie weiterhin das beliebteste Opfer, das sie kannte. Von Bulimie war dort die Rede, von Suizid-Versuchen, von einem untreuen Ehemann ... von einem widerlichen Schwiegervater und einer kalten Schwiegermutter.
Ich habe seit Dianas Tod diverse Biografien über die Königsfamilie gelesen (nicht, weil ich ein Fan bin von königlichen Geschehnissen, sondern ein Fan von Biografien) und für mein Dafürhalten bleibt nicht viel übrig von einer Königin der Herzen, die mit Brachialgewalt ihren Status behalten wollte. Ein geflügeltes Wort besagt: Ein an Aids Sterbender verfügt kurz vor seinem Tod: Lasst die Prinzessin bitte nicht an mein Krankenbett!
Am Ende der wahren Ereignisse und auch des Films springt die Königin über ihren Schatten und huldigt der heute nicht mehr ganz so romantisch verklärten Diana. Man könnte auch sagen, der Wille zur Erhaltung der Dynastie hat sie klein gekriegt.
Eine schauspielerische Höchstleistung, für die Helen Mirron den Oscar bekommen hat - ich hätte ihn eher dem Darsteller des Tony Blair gegeben. Er ist einen Ticken besser als Helen Mirron.
Guten Tag, Gruß Biene
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