Montag, 13. Januar 2020

12. Januar 2019 - ARD - Tatort Köln - Kein Mitleid, keine Gnade


Tatort Köln:
Kein Mitleid, keine Gnade

Vorab das Gute an diesem Krimi: Er ist nicht experimentell - wenn man davon absieht, dass altmodische Herangehensweisen an Themen dann doch wieder experimentell sind. - Man kann dem Geschehen ohne Probleme folgen, weil sie keinen intelligenten Brückenschlag vom Gedachten des Autors zum tatsächlich gezeigten verlangen. Also zurücklehnen und die Kommissare Ballauf und Schenk einfach machen lassen, denn eines ist schließlich sicher: Am Ende finden sie den Täter.

Jan ist schwul und wird daher von seiner gesamten Schulklasse gemobbt. Selbst aus der Hybrid-Krähen-Arbeitsgruppe haben sie ihn geekelt. Besonders sein ehemaliger Seit-Sandkastenzeiten-Freund Robin ist tief getroffen und fühlt sich persönlich missbraucht,

da er befürchtet "als Wichsvorlage" gedient zu haben, wenn er mit dem Freund ein Bett geteilt hat.

Ich habe hier jetzt auch mal "Kein Mitleid, keine Gnade" und gebe diesen Inhalt an die Vergangenheit ab, denn die Kids von heute haben doch sicher keine Probleme mit Dingen, die die Kinder von gestern vielleicht hatten. Ich sage vielleicht, denn Homosexualität ist längst in der Gesellschaft angekommen,

außer natürlich bei einigen wenigen. Und diese sind natürlich allesamt Mitschüler von Jan. Da hat sich aber echt eine Gruppe getroffen, die in der Übereinstimmung ihrer Meinungen nur noch selten anzutreffen ist.

Jan wird nackt und tot aufgefunden.

Schnell ist klar, wer er ist - und Ballauf und Schenk begeben sich zuerst in seine Schule, um seiner Lehrerin von dem Tod des Jungen Mitteilung zu machen. Hat Jan keine Eltern? Sollen die vielleicht aus dem Netz vom Tod ihres Sohnes erfahren?

Ballauf und Schenk machen sich nichts draus, die Reihenfolge außer acht zu lassen - und ermitteln munter weiter,

bis Freddy Schenk von einer Schülerin der sexuellen Belästigung beschuldigt wird. Das ist derart an den Haaren herbeigezogen,

aber noch schlimmer kommt es im Präsidium für Schenk: Die Kollegen meiden ihn. Niemand glaubt an seine Unschuld. Die Dienststellen-Leitung macht ihm schwere Probleme.

Ich habe schwere Probleme mit der Glaubwürdigkeit dieser Vorgehensweise: Ein über Jahre unbescholtener Kommissar, was derartige Verfehlungen angeht, soll auf einmal ein Grabscher sein?

Ja, sind die denn verrückt geworden?

Nebenbei bemerkt: Wenn das Mädchen Nadine nicht selber zugeben würde, dass ihr Vorwurf nicht stimmt - was schon unwahrscheinlich ist für ihr Rollenprofil  - wie würde es für Freddy nur weiter gehen?


Nebenhandlung

Als traurige Nebenhandlung kommt Farim Slimane (Karim Günes) ins Spiel. Seine DNA wird nicht auf den Geschlechtsteilen von Jan gefunden - also wird der vorher Verhaftete als unschuldig entlassen.

Bemerkung: Auch die DNA der Täterin Nadine wird schließlich nicht dort gefunden, wo die Kölner Bande sucht. Sie ist jedoch schuldig.

Slimane wird von seinem Vater (Husam Chadat) vorm Revier abgeholt, umarmt - und dann fährt er sich und seinen Sohn vor die Wand in den Tod. Nicht etwa, weil dieser mordverdächtig, sondern weil er schwul ist ...

Das ist mal eine Konsequenz, die man derart nicht oft hört. Vielleicht passiert so etwas öfter in Dortmund, Johannes Rotter, Drehbuchautor, Dortmunder?


Fazit

Nadine ist die Täterin. Ihr Motiv ist neben der Eifersucht die tiefe Abneigung gegen Schwule. Dass Jan ausgerechnet mit Lennhart "rumschwuchtelt" geht gar nicht. Der liebt doch eigentlich sie! Heute so, morgen so?

Eigentlich geht etwas anderes gar nicht: Nämlich dieser Krimi, der mehr Schwächen als Stärken aufweist. Vielleicht würde sich sogar "Derrick" im Grabe rumdrehen

und bitten: Passt doch eure Drehbücher der Zeit und der Realität an!

Andererseits lässt sich der Krimi einfach so weggucken und verlangt dem Zuschauer nichts weiter ab, als sich berieseln zu lassen.

Dabei mag ich die Kölner recht gerne. Doch in diesem Kölner Tatort gefällt mir die Hybrid-Krähe am besten, die immer mal wieder ins Bild huscht

und letztendlich auch für die Aufklärung verantwortlich ist. Und für meine 3 von 5 möglichen Sternen.


Guten Morgen, Gruß Silvia


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