Vorspeise: Selleriecremesuppe mit Mettcroutons
Hauptspeise: Schweriner Seefisch gebraten an Graupenrisotto und Saisonsalat
Nachspeise: Hagebutten-Quark-Creme mit Orangen-Schoko-Blättern
Die russische Seele
verstehen die Deutschen nicht, gibt Marianne, die offenbar russische Wurzeln hat, erklärend zum Besten, und ich bemühe mich, dies ins Deutsche zu übersetzen:
Die sogenannte "Lust am Leiden" dieser Seelen muss heute zunächst Mariannes Katze übernehmen: Ziemlich grob packt sie diese, um sie dann in einen Katzenkorb zu setzen, den sie in ihrem Schlafzimmer verstaut.
Muss das arme Tier jetzt Stunden über Stunden in diesem geschlossenen Korb verbringen?
Ohnehin ist ihre Wohnung mit 45 Quadratmetern für ein Katzenleben zu klein. Die wollen, wenn sie schon in der Wohnung leben, Auslauf haben und springen können.
Zwischen all dem gesammelten Trödel lässt es sich jedoch auch für eine Katze schwerlich auf Schränke und Bänke springen.
In den warmen Monaten verbringt Marianne viel Zeit in ihrem Schrebergarten - da darf die Katze weiterhin auf russisch leiden in der nicht selbst gewählten Einsamkeit,
die jedoch von Marianne scheinbar für sich selber so gewählt wurde:
Fisch und Blumengesteck besorgt Mit-Streiter Michael. Hat sie niemanden sonst, der mal einen Weg für sie erledigt?
2009 ist sie aus der "Leistungsgesellschaft" ausgestiegen, und das Resümee, das sie daraus zieht,
rührt sie noch heute zu Tränen.
Voller Dankbarkeit für ihr Leben hält sie eine kleine Rede,
die sie dann sogleich durch Grusel-Stories über Graupen zunichte macht: Die sollen schon Menschen-Magen gesprengt haben.
Lachen kann ich trotzdem nicht darüber, sondern nur den Kopf schütteln.
Am Tisch kommt es zu einem Gespräch über Esoterik, und es bilden sich zwei Gruppen: Die der Gläubigen (Marianne und Petra) und die der Ungläubigen (Peter und Michael).
Selbstliebe verlangt Petra,
während ich auf ein gutes Menü warte.
Das kommt nicht. Graupen brennen an, Fisch ist übergart, ein Schichtdessert muss es richten - und schafft es auch beinahe - warum auch immer?
Sie bekommt zweiundzwanzig Punkte, genau so viele wie Petra und Peter vor ihr auch.
Ich habe einen Blick in eine russische Seele werfen dürfen,
aber in der ganzen Zeit
habe ich nur Mitleid mit der armen Katze. Nicht einmal ihren Namen erwähnt sie.
Guten Morgen, Gruß Silvia
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen