Mittwoch, 4. März 2015

3. März 2015 - 3 SAT - Erlkönig



Erlkönig

Wer freut sich nicht, mal einen schnellen Blick auf einen sogenannten Erlkönig werfen zu können, einem Auto, das noch in der Testphase ist und vermutlich genau wie in dem Film - mit einem Affenzahn an allen vorbeirauscht. So schnell, dass man vermutlich gar nicht mitbekommt, über was man sich gerade geärgert hat.

Katrin Tries, eine Frau mit vielen Problemen und einer frisch abgeschlossenen Risiko-Lebensversicherung lässt sich von einem mit 300 km/h drängelnden Erlkönig nicht auf die andere Spur zwingen - und verliert so die Kontrolle über ihr Auto und damit auch über ihr Leben. Schwer verletzt überlebt ihr Kind, stirbt aber später.

Die Versicherungs-Summe von 250.000 Euro bringt die kühl rationale und den Zahlen mehr als den Menschen zugeneigte Versicherungs-Mathematikerin Marlies (Silke Bodenbender) auf den Plan: Sie will Suizid nachweisen, um der Versicherung die Auszahlung zu ersparen.

Doch die Ereignisse überschlagen sich: Äußerst korrekt, aber eben auch in eine andere Richtung denkend und ermittelnd, als ihr Chef dies gern hätte - findet sie Hinweise für einen Totschlag, verursacht durch einen Erlkönig-Fahrer. Derweil gehen ihre Beziehungen allesamt den Bach runter: Die zum Ehemann, die zum Chef und den Kollegen. Hochschwanger findet sie nicht einmal einen Anwalt, der die Tat vor Gericht bringen will.

Til Fuchs, der Unfall-Verursacher, will sich seiner Verantwortung nicht stellen. Schließlich zahlt die Versicherung an die Mutter des Opfers, damit Still-Schweigen herrscht. Kein Blut darf an der Karosserie eines neuen Autos kleben - es lässt sich dramen-befleckt nicht verkaufen und würde enorme Verluste nach sich ziehen bei den immensen Entwicklungskosten. Dass die Autoindustrie nicht allein korrupt ist, zeigt das Verhalten der fiktiven Versicherung: Hier treffen sich kapitale wirtschaftliche Interessen auf Augenhöhe und kooperieren - der Verlierer ist der Kleine Mann.

Doch mit ihrer beharrlichen Zivilcourage zeigt es Marlies den Goliaths, die nicht nur in der größten Not vor nichts zurück schrecken. Längst plagen den Autobahn-Drängler selber Gewissensbisse.  Es macht nichts wirklich wieder gut. Aber es zeigt, dass es möglich ist, auf der menschlichen Ebene so gut es geht Gerechtigkeit herzustellen, indem Verantwortung übernommen wird.

Dieser TV-Film entstand nach einem wahren Fall, in dem ein Erlkönig-Raser eine Frau in den Tod gefahren hatte.

Guten Tag, Gruß Biene

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