Montag, 16. März 2015

15. März 2015 - ARD - Tatort Bremen - Die Wiederkehr


Die Wiederkehr

Täglich frisch vom Friseur, Haare gut und die Welt ist auch nicht in Ordnung: Nicht ein Härchen traut sich an diesem Tatort-Abend, aus der Reihe zu tanzen. Und so wandelt Inga Lürsen durch ein tiefes Tal ihrer vermeintlichen Schuld. Stedefreund hingegen bringt ein bisschen mehr Action in den Fall, aber auch seine Haare liegen hervorragend. Nun muss ich trotz dieser Einleitung anmerken, dass ich erstens die Bremer Ermittler recht gut leiden kann - und zweitens der Fall ein sehr interessanter ist.

Zehn Jahre zuvor verschwand ein kleines Mädchen. Lürsen verdächtigte den Vater und nahm ihn im Verhör recht unsanft in die Mangel. Kurze Zeit darauf erhängte sich der Mann.  Das ist natürlich eine harte Nummer - aber dass die toughe Inga Lürsen sich wirklich schuldig fühlte und noch immer fühlt, ist schwer nachvollziehbar.

Jetzt wendet sich die Geschichte, denn das Mädchen von damals taucht wieder bei ihrer Familie auf, die nunmehr noch aus Mutter Silke, ihrem Sohn und ihrer Adoptivtochter besteht. Angeblich wurde das heimgekehrte Mädchen Fiona von einem Ehepaar in einem Wohnmobil gefangen gehalten und quer durch Europa kutschiert. Dass sie kein leichtes Leben hinter sich hat, bekommt auch Stedefreund zu spüren - als sie ihn mit tourette-artigen Sprüchen attackiert.

Das Psycho-Spiel kann beginnen. Wer spielt hier wem etwas vor, und wer weiß, dass es ein glückliches Ende in diesem Fall gar nicht geben kann?  Und warum sieht man Gabriela Maria Schmeide, die Silke Althoff spielt, nicht öfter im TV? Letztere Frage kann ich nicht beantworten, die anderen Fragen werden im Krimi aufgedeckt.

Ein paar unlogische Zufälle sind immer die besten Helfer aller Ermittler, und so kommt man der Sache schon näher: Die Adoptivtochter hegt Zweifel an der Identität der zurück gekommenen Schwester, doch ein Gen-Test spricht eine andere Sprache.

Der Sohn ist magersüchtig, was natürlich mit dem Holzhammer auf eine Schuld verweist, die im Grunde dann doch keine ist: Er hat einst seine kleine Schwester mit einem Kleber gefüttert - und sie ist daran erstickt.

Silke hat die tote Tochter verschwinden lassen, falsches Genmaterial in die Hände der Polizei gegeben - eben jenes der nicht leiblichen Tochter. So konnte auch die später gefundene Leiche Fionas nicht dieser Familie zugeordnet werden. - Der nun fast erwachsene Sohn kann sich natürlich nicht bewusst an die Tat erinnern, doch sein Unterbewusstsein übernimmt sehr wohl eine Schuld, indem er das Essen verweigert.

Die aufgetauchte falsche Fiona ist eine junge Frau, die mit einem Mann durch die Lande zieht, von dem sie abhängig ist - und die auf gemeinsame Abzocke aus sind - spürt erstmals, was es bedeutet, eine scheinbar heile Familie um sich herum zu haben. Denn für sie ist diese Familie heil - im Gegensatz zu dem, was sie vorher in ihrem Leben besessen hatte.

Aber nur im Gegensatz dazu! In Wahrheit ist diese Familie bis ins tiefste Innere kaputt.

Ein sehenswerter Tatort und endlich mal wieder einer, der keine intellektuellen Überflüge nötig hat - um als gelungener Film durchzugehen.

Guten Morgen, Gruß Biene

5 Kommentare:

  1. Nun ja - sag ich mal. Wenn man das logische und das grundlegende Realitätsniveau der Augsburger Puppenkiste zugrunde legen möchte... dann kann einen dieser Film mit seinen unbestritten hervorragenden Schauspielern wirklich beeindrucken.
    Ich frage mich allerdings wer um himmelswillen so einen bekloppten Plot konstruiert hat: Das zentrale Thema, um das sich alle späteren Konflikte und Verbrechen, alle Schuld und Psychosen ranken und nähren: Da füttert ein kleiner Junge seine kleine Schwester im Spiel mit einem Kleber. Gut und schön, das kann passieren. ABER der Junge ist 5 und nicht zurückgeblieben, da tut ein Kind so etwas nicht mehr, und die gefütterte Schwester ist ganze 7 Jahre alt, ebenfalls normal entwickelt, da schluckte ein Mädchen sowas nicht einfach, und ein fünfjähriges Kind erinnert dieses Ereignis. Der Junge nist nicht mehr so klein, dass er das vergisst und verdrängt. Das ist Quatsch mit Sosse.

    Das weiss ich mit absoluter Sicherheit, denn ich habe selber Kinder, was mich zu dem Schluss führt, dass die Dramaturgen und Drehbuchschreiber, die Produzenten und der Regisseur entweder kinderlos sind oder nie so genau hingeguckt haben bei den eigenen, was ja auch gar nicht so selten vor kommt. (Außerdem erinnere sogar ich mich an wichtige Ereignisse aus meinem 5. Lebensjahr)

    Jedenfalls spricht so eine gravierende Nachlässigkeit in der Recherche auch eine eigene Sprache - etwas technisches, oder ein historischer bzw. politischer oder ökologischer Zusammenhang wäre allemal gründlicher abgeklopft worden.
    So gefesselt ich auch in den ersten 70 Minuten war so fassungslos hab ich mich seitdem geärgert und verarscht gefühlt.

    Eine Fachfrau von ganz ganz vielen, die keiner jemals fragt grüßt heute keinen

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    1. Guten Morgen, liebe Susi - ich habe ja keine Kinder, und daher kann ich das auch nicht beurteilen. Aber im Spiel könnte schon so einiges passieren, im Eifer des Gefechts, Unachtsamkeit auf beiden Seiten. - Und fehlende Logik ist doch in beinahe jedem Tatort. Das wurde aber auch schon mal als nicht so schlimm erachtet. - lol Gruß Silvia

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    2. Ja, liebe Silvia, da hast du schon recht, Unlogisches finde ich generell nicht so schlimm, aber als zentrales Ereignis so etwas unrealistisches, nee gerade nach dieser ganzen mega aufgetürmten Geschichte, die vorher geschildert wurde, fand ich diese Mär so richtig einfältig.

      Außerdem hat der Tatort gestern schamlos geklaut: Schlusszene und Musik, als Stedefreund Elena und den Ex-Pfleger verfolgte, glich haargenau der Eröffnung der skandinavischen Serie "Die Brücke - Transit in den Tod", peinlich so ein Plagiat.

      Und wo ich schon mal im Meckermodus bin: Muss eigentlich in jedem Tatort, der was auf sich hält gekotzt werden? Und muss der Zuschauer dem armen Tropf dabei, immer an der Schulter vorbei, ins Becken, jeden einzelnen Brocken in der Schüssel schwimmen sehen können? Ich will das nicht immer sehen müssen!
      Ich schaue einen Krimi, da gibt es mal Leichen und Blut - aber nicht jedesmal Mageninhalte. Herrschaftszeiten.

      Sollte ich doch lieber Traumschiff gucken? Liebe Grüße Susi

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    3. Nein, lass uns lieber kein Traumschiff gucken - da könnte rein theoretisch bei hohem Seegang auch gekotzt werden. Und ansonsten wird einem ja schon übel wegen der trüben Stories. - Plagiate sind natürlich schlimm. Das dürfte nicht sein. - Hier scheint die Sonne, und überall sonst vermutlich auch, Gruß Silvia

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    4. Oh, ja gut dass du mich drauf hinweist - auf die Seekrankheit und deren erbrecherische Folgen, meine ich. Dann doch lieber die schottischen Highlands und Frau Pilcher? Oder Katie warum auch immer mit 5 "F" FFFFForde oder Inga Lindström oder wo das Leben sonst noch sowas von ein Ponyhof ist, dass man glatt ko..... oh nein nicht schon wieder Tatort!

      Ja jetzt gerade fängt die Sonne hier auch endlich mal an zu arbeiten, faule Trine die, Gruß Susi

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