Freitag, 29. September 2023

29. September 2023 - ARD-Mediathek - The Professor - Richard says Goodbye




Produktionsland: USA/Erscheinungsjahr 2018
Richard says Goodbye

in 5 Kapiteln.

Alle, alle dürfen in einem Film sterben, selbst Johnny Depp als Professor Richard Brown - aber doch nicht sein Filmhund. Aber sterben beide am Ende einen gemeinsamen, von Richard entschiedenen Freitod? Ich bin gar nicht sicher,

denn die Bilder sind so dunkel gehalten, dass ich auf dem Bildschirm nicht viel erkennen kann. Fährt Richard auf Bahngleise und wartet auf einen Zug - und fährt dann weiter, bevor der Zug kommt? Hatte der sonst so taffe Mann nicht den Mut, sich seinem natürlichen Ende zu nähern und wählt daher ein freiwilliges?

Richard ist College-Professor für Englische Geschichte, Ehemann, Vater einer Tochter, ein durchaus vom Leben frustrierter Mann. Die Nachricht seines Arztes, dass er an Lungenkrebs sterben wird, lässt ihn an dem "Scheiß Gott" verzweifeln, an den er vermutlich nicht einmal glaubt. Aber irgendwer muss die Schuld auf sich nehmen, die Richard abwälzen will.

Ein etwa 60jähriger kann doch nicht erwarten, dass ein möglicher Gott ihn nicht eventuell ins Visier nimmt, um seinem Leben ein baldiges Ende zu bescheren.

Als Richard in dem 1. Kapitel seiner Goodbye-Tournee seiner Familie "etwas sagen will", gelingt ihm das nicht, denn die Tochter muss auch etwas sagen: sie ist schwul und hat eine Freundin. Darüber kann sich Richard ganz im Gegensatz zu seiner Frau freuen. Doch auch sie hat ihm etwas mitzuteilen: sie hat einen Geliebten,

und der ist ausgerechnet Richards Chef. Der Mann mit den drei Eiern, wie ihm seine Frau versichert.

Zimperlich geht es nicht zu in diesem Film, und am wenigsten zimperlich ist Richard selber auf seiner vorletzten Reise.

Aus seinem Hörsaal befreit er sich selbst erst einmal von den durchschnittlichen Studenten, die es in diesem Fach seiner Meinung nach ohnehin nie zu mehr bringen werden, als ewig im Mittelmaß herumzudümpeln. Auch sonst geht er rigoros seine letzte Zeit an: säuft, raucht Gras, fickt (von Liebe machen kann da keine Rede sein, nicht mal im Entferntesten) zwischendurch auf dem Klo eine willige Kellnerin, um dann weiterzutrinken.

Bis zu Kapitel 5, in dem er allen College-Kollegen von seiner Krankheit erzählt - nicht ohne die 3 Eier seines und der anderen Chefs zu erwähnen - weiß zunächst nur sein

bester Freund Peter, wie es um ihn steht. Später erzählt er es seiner Studentin Olivia.

Dreht sich für Richard alles darum, vermeintlich Verpasstes nachzuholen, was auch für manch harsche Ansage in Wörtern gilt, so dreht sich in diesem

Film alles um

Johnny Depp.

Der hat als Richard seine guten, seine nicht so guten, seine traurigen Momente, aber auch seine witzigen. Wenn man doch nur einmal einfach auf die draufschlagen könnte, die einem nicht passen ... mögen sich manche Zuschauer denken. Richard hat Ähnlichkeit mit einem Lottogewinner, der mal so richtig die Sau raus lässt - weil er es sich nun leisten kann und nicht mehr auf seinen Chef oder sonst wen angewiesen ist.

Johnny Depp beherrscht Richard Brown und Richard Brown beherrscht Johnny Depp. So viel steht fest.

Leider beherrscht der Film die Dunkelheit: er spielt überwiegend in dunklen Räumen. Natürlich ist das ein hartes Thema,

aber auch in harten Themen darf ein bisschen mehr Helligkeit stecken. Man erwartet ja keine Helligkeit auf Richards Seele. Dieses Wandern durch die Dunkelheit

macht den Film anstrengend. So anstrengend, dass ich nicht wirklich sicher bin, wie der Film zu Ende geht.

Aber wen diese überwiegend dunklen Aufnahmen nicht stören, wird einen faszinierenden Menschen wie Richard kennenlernen, der sich - vielleicht - am Ende seines Lebens erst selber richtig erfasst.


Guten Tag, Gruß Silvia



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