Freitag, 22. September 2023

22. September 2023 - Begegnungen ...



Begegnungen ...

Niemand kann all die Begegnungen zählen, die er in seinem Leben hat, und von denen die einen wichtig, die anderen weniger wichtig und wieder andere auch überflüssig sind. Es gibt ausführliche und auch eher vorübergehende Begegnungen. Alle können einen Eindruck hinterlassen oder sogar eine Erfahrung hinterlegen, die man nicht missen möchte.

Manchmal denke ich heute noch an Elke, von der ich nur eine einzige Erinnerung habe, obwohl sie auf mich - damals war sie etwa 14 bis 16 Jahre alt, als sehr kleines Mädchen oft "aufgepasst" haben soll, mit mir spazierengegangen ist und gespielt hat. Ich erinnere nur an diese Begegnung, in der der viel jüngere Bruder meines Vaters sich mit Elke darüber gestritten hat, wer mich an diesem Nachmittag behüten durfte. Obwohl ich meinen Onkel heiß und innig geliebt habe, gab ich an diesem Tag Elke den Vorrang ... mehr weiß ich nicht mehr. Ihr Gesicht? Ich habe es völlig vergessen, doch trotzdem habe ich sie als "meine Elke" noch in Erinnerung.

Frau Pudwell (ich kann ihren Namen hier ausschreiben, weil sie sicher schon vor langer Zeit verstorben ist) war meine Mathematiklehrerin. Sie war zu meiner Schulzeit bereits in die Jahre gekommen, ledig, ausgesprochen reisefreudig - und nicht eben die Lehrerin meines Lieblingsfaches. Wir trafen uns sogar zweimal - wie es im Leben häufiger passiert: ich verließ die Dortmunder Schule, um ins Internat zu gehen - und als ich aus dem Internat zurückkam, ging ich in eine andere Dortmunder Schule: und wen traf ich dort wieder? Frau Pudwell. Ich mochte sie manchmal, manchmal nicht, und es wäre mir lieber gewesen, sie hätte ein anderes Fach unterrichtet, in dem ich mehr hätte glänzen konnte. In Mathematik war ich so weit von einem Glanz entfernt wie ein Weihnachtsfest ohne Kerzenlicht und geschmücktem Baum.

Dr. B., mein langjähriger internistischer Hausarzt, der seine Praxis vor einiger Zeit aufgegeben hat. Altersgründe waren dafür nicht der Anlass. Er war ein Arzt, wie sie ihn sich jede Patientin wünschen kann - und keiner, der einen, wenn man ihn ein Jahr lang nicht aufgesucht hatte, nicht wiedererkannte. Sein stets offenes Ohr und sein geringes Profitstreben werden mir immer in bester Erinnerung bleiben.

Rosemarie war die tiefgläubige Katholiken und durchsetzungsstarke - beinahe militante - Tierschützerin. Ich lernte sie auf Spaziergängen mit meinen Hunden Robin und Bienchen kennen. Sie war aber auch eine Narzisstin wie aus dem Lehrbuch - und eine halbe Stunde mit ihr war so anstrengend wie ein Pilgerweg von hier nach Rom. Irgendwann ist sie aus meiner Nachbarschaft weggezogen.

Schwester Immakulata war sicherlich nicht halb so gläubig wie Rosemarie. Die gebürtige Engländerin war Nonne und meine Englischlehrerin im Internat. Sie war meine absolute Lieblingslehrerin der gesamten Schulzeit - und ich war während der Internatszeit ihre Lieblingsschülerin: das war nicht nur mir, sondern auch anderen klar.

Durch meinen langjährigen Freund Ivo habe ich gelernt, meine ironische bis zynische Seite weiter auszubauen. Das Leben ist nicht halb so ernst wie man es nimmt - war eine seiner Devisen.

In London habe ich Catherine, eine Kanadierin kennengelernt. Wir hatten eine solch tolle Zeit miteinander, dass wir uns noch einmal dort getroffen haben - bevor sie nach Kanada zurückgegangen ist, um Zahnmedizin zu studieren. Wenn wir nicht gerade mit und in London das Londoner Gefühl gefeiert haben, waren wir auf ihren Wunsch hin auf der Suche nach einem deutschen Lokal, in dem es ihr so gut geschmeckt hatte. Wir haben es leider nicht wiedergefunden. - Und uns irgendwann - vor der Social-Media-Zeit - aus den Augen verloren. Die Entfernung eben.

Die betraf auch die junge Assistenzärztin Catherine aus Nigeria und mich. Die katholische Nonne, die meistens in Zivil und nicht in einen Habit gekleidet war,  hat ein paar Jahre in unserer Stadt in einem Krankenhaus gearbeitet, bevor sie in ihr Heimatland zurückgegangen ist, um dort ein kleines Hospital aufzubauen.

Ich wollte sie dort immer besuchen, aber dazu ist es nie gekommen.

Meine kleine Parade, die ich eventuell irgendwann mit anderen Begegnungen erweitern werde, erweitere ich mit

Peter, meiner ersten großen Liebe. Er war der Sohn von Nachbarn, ich höchstens 11 Jahre alt, er etwa 15 oder 16 Jahre alt - und ziemlich uninteressiert an mir. Ich habe gelitten, weil er mich kaum beachtet hat.

Viele Jahre später habe ich rein ihn zufällig in Dortmund wieder getroffen. Und: ich habe die nun erwachsene und damals 11jährige in mir an diesem Tag nicht verstanden. Er war lieb und freundlich, sah auch nett aus - aber mein Typ war er überhaupt nicht.

Ferdi - mein väterlicher Freund, der auf den Tag genau nur einen einzigen Tag älter war als mein Vater: aber sie hatten ein gemeinsames Schicksal: beide wurden als junges Kanonenfutter zwangsrekrutiert und gerieten am Ende des  2. Weltkrieg in französische Gefangenschaft. Etwas, worüber mein Vater nie sprechen wollte - habe ich von Ferdi erfahren, und ich denke, dass die Franzosen meinen Vater auf eine ähnliche Art "erwischt und einkassiert" haben. Diese Jungs, die sie damals waren! Was wollten die Franzosen mit ihnen?

Ferdi lebt noch und erfreut sich bester Gesundheit.

Bis dahin!

Guten Tag, Gruß Silvia



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