13. Juni 2023 - WDR - "Schwarze Piste" und "Sieben Jahre sterben" (Italien: 2016)
Der Kommissar und die Alpen
Die Nacht ist warm, und sicher macht sie nicht nur mich ein wenig schlaflos: also entscheide ich mich, am 13. Juni 2023 um 22.15 Uhr den WDR einzuschalten, in der Hoffnung, ein bisschen Einschlafhilfe zu bekommen. Die Alpen im Titel der Sendereihe verheißen schließlich eher einen gemütlichen Krimi, der einfach vor sich hinplätschert, dass ich den 2. Krimi an diesem Abend schon gar nicht mehr mitbekomme. Irgendwann, während ich schlafe, schaltet sich das TV-Gerät dann von selber aus.
Aber hier ist nichts mit Gemütlichkeit und Alpengedudel und einem fröhlich ermittelnden Kommissar. Und schon gar nichts mit meinem Schlaf.
Kommissar Schiavone (Marco Giallini) wurde wegen seiner unkonventionellen Art, manchmal hart selber dicht am Verbrechen sprintend, von Rom ins Aostatal versetzt. Zunächst denke ich: ein sehr
unangenehmer Typ, der auch auf sein Erscheinungsbild wenig Wert legt. Doch diese Meinung
muss ich schnell revidieren, und überdacht kommt ein Mann heraus, den ich als nicht gerade landläufig, aber doch attraktiv bezeichnen würde. Ein Mann, vor dem sich die Verbrecher fürchten - und Verbrechensopfer in den Arm genommen fühlen.
Mürrisch und schlechtgelaunt watet er durch den Sumpf von alpenländischen Morden, und selber nennt er sich einen "Kotzbrocken" - aber das sei sein Problem, und mit dem müsse er leben.
Marina
Ganz weich wird er im Zusammenspiel mit Marina, seiner Frau. Sie bringt ihn hin und wieder auf den Punkt. Nur:
sie lebt gar nicht mehr und erscheint ihm lediglich in seinen Visionen. Er vermisst sie, aber er ist kein Träumer, der in der Vergangenheit lebt.
Hart am Rande der Legalität und darüber hinaus
Neben den Morden passieren im Aostatal noch diverse andere Schwerverbrechen, um die Schiavone sich im Alleingang und wie nebenbei kümmert:
da ist der junge Mann, der Mädchen vergewaltigt hat - und dessen wirtschaftlich mächtiger Vater es immer wieder schafft, eine Verhaftung zu verhindern.
Als der schmächtige Jüngling sich an einem weiteren Mädchen vergreift, nimmt der Kommissar mal eben die Gesetze in die eigene Hand: er verabreicht dem Männlein die Prügel seines Lebens.
Und entführt kurzerhand auch noch den Vater, um den zu der Einsicht zu bringen, dass er trotz aller Macht die Gesetze nicht beuteln kann ... sonst beuteln sie undercover ihn ...
Den Blick für die Wahrheit
und Wahrheit von Lügen zu unterscheiden hat Schiavone absolut. Seine Gesetzestreue ist auf der Seite der Opfer, und da überrascht es mich bereits am Ende
der 2. Folge einer Reihe nicht, von der ich vorher noch nie etwas gehört habe,
dass er eine Mitschuldige laufen lässt, während der an einem Mord zwar unschuldige, aber an 7 Jahren Qualen Schuldige wegen Mordes angeklagt werden wird. Den entscheidenden Beweis für dessen Unschuld an dem Mord, der gar kein Mord ist, lässt er - gemeinsam mit einem jungen Kollegen - verschwinden.
Schiavone übt eben eine erweiterte Gerechtigkeit aus, die der wahren Gerechtigkeit näher kommt als man denkt - und jedes Gerechtigkeitsgefühl erfreut. Auch, wenn nicht jeder so handeln sollte ...
Fazit
Im Handumdrehen hat der mürrische Ermittler mein nächtliches schlafloses Herz erobert. Der grandiose Schauspiele Marco Giallini ist die perfekte Besetzung für den Kommissar, den die Suche auch nach einer manchmal tieferen Wahrheit als die echte, vordergründige umtreibt.
Ich hoffe auf weitere Folgen aus dieser Reihe, und sicher sind sie auch in der ARD-Mediathek vorhanden.
Jedes Opfer kann auf Schiavone bauen, jeder Verbrecher hat zu Recht ganz, ganz schlechte Karten, sobald dieser einmal seine Fährte aufgenommen hat.
Empfehlenswert! Sehr empfehlenswert!
Guten Tag, Gruß Silvia
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