Freitag, 26. Mai 2023

25. Mai 2023 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag im Ruhrgebiet (Duisburg) bei Stephen

Duisburg-Mitte

„Mein Leben auf dem Teller“
Vorspeise: Wenn Fisch die Kokosnuss trifft
Hauptgang: Schweinebauch Filipino-Style
Nachtisch: Draußen warm, drinnen kalt


Anderssein ist auch ein Weg

Ziemlich zu Beginn beschreibt Stephen sich als "anders". Woraus genau sein Anderssein besteht, erklärt er nicht: ich lasse es so stehen, versuche nicht, den Spielraum, den dieser Begriff bietet, auszuloten, denn ich muss nicht alles wissen oder Halbwissen oder gar Vermutungen preisgeben.

Immerhin lerne ich in den fünf Stunden, in denen fünf Menschen gegeneinander in einem Kochwettbewerb antreten, miteinander essen und lachen (und heute auch ein wenig weinen) ohnehin nur einen kleinen Teil ihrer jeweiligen Persönlichkeiten kennen. Und oft, wenn man vielleicht glaubt, man hätte jemandes Charakter in diesem kurzen Zeitraum "gepackt", "durchschaut" - wird man vielleicht eines Besseren belehrt. In den letzten Tagen habe ich mich über Stephen sehr zurückgehalten, weil ich 1. nicht vorschnell urteilen wollte und 2. weil ich beinahe sicher war und bin, dass mein erster Eindruck der falsche war. Und als von mir selber falsch vermutete Eindrücke schreibe ich nicht nieder.

Sein Alter gibt Stephen zwischen 18 und 95 Jahren an, was immerhin ein Alter ist, in dem sich viele von uns ebenfalls befinden. Einer anderen Quelle nach ist er 39 Jahre alt.

Als er ein Kind war, wurde die Familien-Bulldogge "Anni" schwer krank. Da er sich dieser Krankheit gegenüber machtlos gefühlt hat, fasste er den Entschluss, Tierarzt zu werden. Und er hat es wahr gemacht.

Mit seiner Frau Susanne, die ebenfalls Tierärztin ist, lebt er in Duisburg und arbeitet in einer der beiden dort ansässigen Tierkliniken.

Heute hievt Stephen sein Leben auf die Teller, und da seine Mutter von den Philippinen stammt, während sein Vater Deutscher ist, er auch lange auf den Philippinen gelebt hat, liegt ihm das Insel-Essen ziemlich nahe.


Das Menü

Als Vorspeise serviert er Kabeljau-Salat. Der Fisch wird in einem Essig (ich habe vergessen, in welcher : Art Essig: es ist ein spezieller) gegart und mit Kokosmilch und Gurken und Tomaten verfeinert. Es ist dem Ceviche ähnlich.

Schweinebauch "Filipino-Style" bringt den Beilagen-Reis in der Hauptspeiche auf Vordermann.

Für den Nachtisch frittiert er Tonka-Bohnen-Eis, das mit Cornflakes ummantelt ist. Dazu gibt es einen Toffee-Kuchen.


Fazit

Gestern saßen Frank und Stephen noch einträchtig zusammen und haben das altrömische Menü von Simon auseinandergenommen, wobei Frank jedoch bereits der Tonangebende war - heute ist Frank mit seinen harschen Kritiken allein, aber nicht mundfaul. Für all seine Äußerungen zum heutigen Dinner ist ein Satz zutreffend: Was der Bauer nicht kennt ...

Und dann kommt dieser Moment, der - für Zuschauer einer "Kochsendung" - schnell unangenehm werden kann, denn Stephen erzählt vom Krebs-Tod seines Bruder 5 Monate zuvor. Natürlich kann er die Tränen nicht zurückhalten, als er sagt, dass er in Gedenken an seinen Bruder am "perfekten Dinner" teilnimmt - und hier glaube ich und es ist verständlich, dass ihm dieses Todes-Ereignis tief im Nacken sitzt -  er sich nur zögerlich dazu äußert und vielleicht lange darüber nachgedacht hat. Er ist nicht der Mann, der anderen schnell sein Herz ausschüttet. Dazu musste er über mindestens einen Schatten springen. Bei dieser Vermutung über ihn ... bin ich mir sicher.

Simons Worte dazu: "Du bist außen ein cooler Typ, aber innen ganz warm." Vielleicht denkt er sogar, dass Stephen ein kalter Typ ist ... Aber auch ein kalter Typ verbirgt oft nur seine inneren Gefühle.

Und bevor ich jetzt noch gefühlsduselig werde, was nicht zu mir passt, komme ich auf die Punkte: je 9 geben Simon und Gabriele, 7 Esma und 6 Frank.

Mit insgesamt 31 Zählern liegt Stephen an der bisherigen Spitze dieser Wochen-Veranstaltung im Ruhrgebiet.

Am Schluss ein paar Worte zu der Tierklinik, in der Stephen arbeitet: mit meinem Tibet-Terrier-Mix Charlie musste ich leider - weil er schwer herzkrank war und Haustierärzte meist kein Ultraschallgerät haben - in unseren 17 gemeinsamen Monaten einige Male dorthin. Auch an seinem letzten Tag. Auf mein Wort hin, dass Charlie im Sterben liegt, musste ich keine Minute warten - und kam unverzüglich in einen Behandlungsraum. Ich habe mich dort gut aufgehoben gefühlt, und auch Charlie hat keinerlei Ängste vor den Ärzten gezeigt.

Ohne Zögern würde ich auch mit meiner Hündin Momo in einem Notfall dorthin gehen, und Stephen als ihr Tierarzt wäre mir herzlich willkommen. Es gibt Menschen, die ihre Herzen gegenüber Tieren eher öffnen können als gegenüber Menschen - und das hat Gründe. Tiere machen es einem generell einfacher.


Guten Morgen, Gruß Silvia

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