Freitag, 12. Mai 2023

12. Mai 2023 - "Kulturelle Aneignung"?! Kultureller Austausch?!

Madame Tussauds, London, li. Michael Jackson, als er sich noch nicht kulturell verändert hat


Kulturelle Aneignung? Kultureller Austausch?

Derzeit wird viel von kulturellen Aneignungen gesprochen, und das ist höchst negativ gemeint, wie es das Wort "Aneignung" auch ausdrückt. Da wird nicht einmal ein Auge zugedrückt, sondern beide Augen weit aufgerissen, wenn sich jemand zum Beispiel zu Karneval als ein Wesen aus einem anderen Kulturkreis verkleidet. Als hätte man es hier mit vordergründig bösen Absichten der Verkleideten zu tun.

Und was ist eigentlich eine kulturelle Aneignung? Handelt es sich nicht eher um kulturelle Annäherungen? Und wer darf sich etwas aneignen oder sich ihm annähern - und wer nicht?

Um niemandem auf die empfindlichen Füße zu treten, sollte man also alles genau so machen wie neuerdings vorgeschrieben  - und sich dabei höchstens an die Vorfahren orientieren, aber niemals an die Menschen anderer Länder und Kulturen.

Also sind hier zum Beispiel kein Rasta-Locken erwünscht - während (ein prominentes Beispiel ist Meghan Markle) andere Menschen ihre Haare durchaus glätten dürfen, ohne in ein schiefes Licht zu geraten.

Kulturen verschmelzen eben miteinander, und manch einer guckt sich nur vom anderen das ab, was er selber als hübsch empfindet.

Nicht gewollt! Unerwünschte Aneignung!

Aber man (welche selbst ernannte wichtige Figuren haben hier ihre Finger im Spiel, über die Aneignungen zu urteilen?) "erlaubt" ja im Gegensatz zur kulturellen Aneignung den  kulturellen Austausch, weil dieser Austausch auf Respekt basiere. Doch: wo fängt was eigentlich an - und wie unterscheide ich im Handumdrehen oder auch nach längerem Überlegen, bevor ich mir etwas aneigne (oder mich nur austausche) das eine vom anderen?

Wie sieht es aus, wenn ich chinesische oder koreanische, italienische oder spanische Küche der hiesigen vorziehe? Ist das eine kulturelle Aneignung im heimischen Bereich oder einfach nur eine Erinnerung an einen letzten Urlaub, ein gelesenes Kochbuch oder simpler Appetit?

In der Not heißt es also kultureller Austausch. Im Zweifelsfall kulturelle und damit böse Aneignung.

Langsam sind wir in der Hoch-Zeit der Kleinkrämer angekommen, die jedes Gramm gesprochener Worte auf die Waagschale legen möchten, um am Ende zu befinden, dass das eine Gramm zu viel  einer kulturellen Aneignung entspricht - und in zu Ende gedachten Fällen irgendwann vermutlich sogar strafrechtlich verfolgt wird?

Inzwischen sind wir umfassend mit englischen Ausdrücken bestückt - kulturelle Aneignung? Kultureller Austausch? Oder einfach nur ein Hinterherlaufen, weil es alle anwenden?

Sind deutsche Pässe für vorherige Ausländer, die ihre eigene Staatsangehörigkeit nicht aufgeben möchten, und den hiesigen nur als Zusatz-Papier ansehen, um doppelstaatig abgesichert zu sein - eine kulturelle Aneignung? Oder gilt das

Gleichheitsprinzip für manche, für andere aber nicht?

Mir fällt Michael Jackson ein, der ein wirklich hübscher, ziemlich dunkelhäutiger Mann war - und in seiner Metamorphose zu der (zugegeben dramatischen) Lachnummer eines weißen Mannes geworden ist: Haut gebleicht, und auch sonst alles Ursprüngliche eliminiert.

Obwohl es den Begriff "kulturelle Aneignung" bereits seit etwa der 70er Jahre geben soll, hat in seinem Fall niemand aufbegehrt und von böser Aneignung anderer Kulturen gesprochen.

Kulturelle Aneignung scheint ganz nach Gutdünken präsent oder abwesend zu sein. Ein Kind, das sich als ein Mensch aus einem indigenen Volk verkleidet, ist für diese "Gerechtigkeits"-Gruppe dann eher

geschmacksverirrt (vielmehr seine Eltern, weil diese es zulassen), während ein Kind sich durchaus als Prinzessin wohlfühlen darf, obwohl das auch eine Aneignung ist.

Mich interessiert dieser ganze Quatsch nicht, denn ich fühle mich in keinem Fall angesprochen, egal, welche Frisur

oder Kleidung ich trage. Da bin ich sehr beratungsresistent.

Und wütend ...


Guten Tag, Gruß Silvia



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