Montag, 27. Juni 2022

26. Juni 2022 - ARD - Tatort Mainz: "In seinen Augen"


Ellen Berlinger: Heike Makatsch
Martin Rascher: Sebastian Blomberg
Charlotte Mühlen: Michaela May
Hannes Petzold: Klaus Steinbacher
Bibiana Dubinski: Ulrike Krumbiegel
Jasmin Winterstein: Abak Safaei-Rad
Maja Ginori: Jule Böwe
Enrico Thiele: Linus Moog

Drehbuch Thomas Kirchner
Regie Tim Trageser


Tatort Mainz
"In seinen Augen"

Es ist gut möglich, dass die gewohnheitsmäßigen Tatort-Gucker es bevorzugen, die Ermittler bereits vor dem nächsten Fall ein wenig kennengelernt zu haben - so kann man eher einschätzen, wohin die Reise geht. Heike Makatsch hat in den vergangenen 6 Jahren inklusive dem heutigen Krimi erst viermal ermittelt. Sie ist also - was den Tatort betrifft - eine unbekannte Größe. Daher muss man ihr die Unterstützung durch beliebte Schauspielerinnen wie Michaela May und Ulrike Krumbiegel zur Seite stellen.

Die Story wirkt wie mit einer heißen Nadel gestrickt, und so manche Masche fällt runter und wird nie wiedergefunden.


Inhalt

Charlotte Mühlen und Bibiana Dubinski sind kinderlose Witwen und Freundinnen. Bibiana ist reich, Charlotte nicht, aber mit 70 Jahren total verknallt in den jungen Hannes Petzold. Der arbeitet in einem Tierbestattungs-Institut - die originell gute Ausgangsposition, um nach dem Tod ihrer Lieblinge sehr einsame (und großzügig dankbare) Frauen kennenzulernen. Und so landet er zunächst in Charlottes Bett - und dann als

menschlicher Hund samt Halsband und mit strikter Leinenpflicht in der Villa von der ihre sado-maso-Phantasien auslebenden Bibiana. Hundeleckerchen gibt es in Form von Krügerrand-Münzen.

Dann stirbt Bibiana, offenbar an einem Insulin-Unfall. Das jedoch kann Ellen Berlinger nicht hinnehmen. Immerhin ist dies ihr letzter Tatort - und als einziges Opfer setzt ihr der Drehbuch-Autor einen Unfall vor die Nase? Das geht doch nicht!

Aber Jasmin Winterstein, die zuständige Staatsanwältin, stellt das Verfahren ein und untersagt weitere Ermittlungen ... immerhin ist ihre Tochter entführt worden. Also ist sie eine S t a a t s anwältin, die sich erpressen lässt, anstatt den gesamten Polizeiapparat in Bewegung zu setzen.

Eine Rauferei zwischen Petzold und Berlinger ist ebenfalls im Programm. Auffällig steht Ellen hinter einem Baum und beobachtet den von ihr verdächtigten Petzold, der mit einem jungen Mann diskutiert. Ohne jegliche diplomatische Zurückhaltung nennt Ellen den Jungen einen Stricher. In Wirklichkeit ist es der 16jährige Sohn von Hannes Petzold, Enrico Thiele.

Hannes, der ehemalige Knast-Bruder, möchte das Sorgerecht für ihn zurück.

Enrico möchte seinem nicht sehr begütertem Vater helfen (der möchte immerhin ein Tierheim eröffnen, um es auch mal mit lebenden Geschöpfen zu tun zu haben - nun ja, wer ihm das abnimmt?) und tötet

zunächst Bibiana. Am Ende schlägt er so brutal auf Charlotte ein, dass nicht davon auszugehen ist, dass ihr Gesicht wiederherstellungsfähig ist.

Enrico wird verhaftet, Charlotte ins Krankenhaus gebracht. Und

Hannes Petzold rennt so schnell er kann diesem Krimi davon, er rennt immer schneller. A b s p a n n.


Fazit

Zum Glück wird nicht das eigene Elend der Kommissarin Ellen Berlinger tiefer in den Film eingebaut - es reicht, von ihr zu hören, dass sie ihre Kinder zugunsten der Arbeit bei der Kriminalpolizei abgegeben hat. Ein sehr seltsamer Grund, seine Kinder abzugeben.

Zwar ist es löblich von Ellen, den wenigen Spuren, die nicht auf einen Unfall, sondern Mord hinweisen, nachzugehen, aber sie hechelt geradezu diesen Fußstapfen hinterher. Mal rennend, mal flennend. Allerdings hätten diese wenige Spuren auch jedem anderen Kriminalisten zu einer ausgiebigeren Recherche gereicht. Nur nicht dieser Staatsanwältin, die überdies rein schauspielerisch schlecht besetzt ist. Die Unsachlichkeit ist ihr von Anfang an deutlich anzumerken. Leider durchsichtig gespielt, als wäre sie in den Proben zu einem Laientheaterstück.

Mutig von Michaela May, die ältere völlig verknallte und dementsprechend verblendete Frau zu spielen. Ulrike Krumbiegel geht in ihrer Rolle sachlicher zu Werke: sie nimmt sich, was sie kriegen kann - und kümmert sich nicht um die Gefühle anderer, sondern hebt sie auf eine Ebene der ausschließlich eigenen Überlegenheit.

Der Film ist nicht gut, der Film ist nicht schlecht: allerdings ist das Thema bereits so oder ähnlich schon häufig verfilmt worden. Aber wirkliche Liebe findet selten dort statt, wo die Altersunterschiede derart immens sind.

Charlotte hätte sich einen neuen Hund aus einem Tierheim holen sollen - der hätte sie nicht enttäuscht.


Guten Morgen, Gruß Silvia 


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