Sonntag, 5. Dezember 2021

5. Dezember 2021 - Advent 2021: Gastbeitrag von Ille Schoenenberg ... Gedanken zum Advent

Foto und Text
von Ille Schoenenberg

Danke Ille!



Advent, Advent, zwei Lichtlein brennen

Immer mehr Lichterketten zieren die Fenster in unserer Siedlung. Überall lachen mich jetzt Engel an...aus Holz, Glas, Stoff und erfreuen mein Herz... ich liebe diese geflügelten Himmelswesen. 

Mit ein Grund, warum einer meiner Lieblingsfilme zur Weihnachtszeit "Ist das Leben nicht schön?" ist. Er handelt davon, dass der Hauptdarsteller nach einer vermeintlichen Missetat glaubt, dass die Welt ohne ihn besser würde und deshalb den Entschluss fasst, sich aus dieser zu verabschieden.

Im richtigen Moment kommt ein Engel Namens Clarence auf die Erde, rettet ihn und führt ihm vor Augen, welches Schicksal seine Familie, Freunden, Bekannten, Nachbarn erwartet hätte, wäre er, George, nie ein Teil dieser Gemeinschaft geworden. Alles wird wieder gut, wie das in Märchen so üblich ist.

Ich fühle mich gerade ähnlich wie George (so heißt übrigens die Hauptfigur des Films), allerdings ohne die Hoffnung auf ein Happy End.

2021 wird deshalb unser erstes Weihnachtsfest sein, das wir alleine und weit entfernt von unserem Zuhause verbringen werden. Im Gepäck haben wir allerdings etwas ganz besonders Wertvolles, das uns keiner nehmen kann...unzählige Erinnerungen an schöne Zeiten und den Glauben ... an das Gute im Menschen.

Anderes Thema! Überdenkt Ihr in der dunklen Jahreszeit auch oft und gerne das Vergangene? Mir fallen dann immer spontan einige Wunder ein, die in dem einen oder anderen Tag meines, nun fast 70 Jahre dauernden, Lebens versteckt waren. Dass der Beste (mein Ehemann) "nur" mich zur Frau wollte, war zum Beispiel so ein Wunder. Jürgen liebte und liebt mich ohne Wenn und Aber ... trotz meiner schweren Behinderung. Selbstverständlich war das vor 54 Jahren nicht...bis heute.

Die Geburt unserer Tochter war das allergrößte Wunder, das
 wir erleben durften, und...dass mir so viel Zeit geschenkt wurde, sie durchs Leben zu begleiten. Denn hätten sich damals nicht alle Schutzengel um mich herum versammelt, die rund um das Krankenhaus auf die Schnelle aufzutreiben waren, wer weiß.

Glück gehabt und...dem Schicksal erneut ein Schnippchen geschlagen. Gerade deshalb denke ich oft und gerne an die Mutter-Tochter-Zeit zurück... unbeschwert, fröhlich und angefüllt mit unzähligen, wundervollen Erlebnissen... verbunden mit täglicher, gegenseitiger Fürsorge, Zuneigung, unendlichem Vertrauen und tiefer Liebe, mehr als 40 Jahre lang... ein wirklich außergewöhnliches Wunder.

Mein Alter zeigt auf ... ich durfte bis heute viel mehr Lebensjahre auf dieser Erde verbringen, als meinen Eltern nach der Infektion mit dem Poliovirus, die mich fast das Leben gekostet hat, von den Ärzten prophezeit wurde. Jedes weitere Jahr, das mir noch geschenkt wird, egal wieviel Hilfe ich von Dritten annehmen muss ... werde ich aushalten. Ich musste nämlich meiner großen Enkeltochter versprechen, so lange zu leben, dass ich sie noch zum Traualter geleiten kann. Dass sie sich das von "mir" wünscht: ein ganz besonderes Wunder!

Beide Enkelmädchen, die mir geschenkt wurden, sind zwei unbeschreibliche Wunder. Jedes für sich... zauberhaft, tapfer, mutig, unbesiegbar, hilfsbereit, empathisch, vor allem aber unendlich liebenswert. Sie noch einige Jahre dabei beobachten zu können, wie sie sich ihren Platz in dieser Gesellschaft erobern, dafür kämpfe ich jeden Tag.

Nicht nur, aber insbesondere während der "Zeit der Ankunft", steht deshalb ganz oben auf meiner To-do-Liste: auf die Menschen zu blicken und jenen Danke zu sagen, die mich mit ihrer Liebe, Freundschaft, Geduld, Zuspruch, Hilfsbereitschaft, Unterstützung, Verständnis und Güte durch das Jahr begleitet haben. Dass es sie, viele seit Jahrzehnten, gibt... kein selbstverständliches Wunder.

Wünschen würde ich mir für diese Adventszeit, und alle, die dies lesen ... unzählige Momente der Stille, der Ruhe, der Besinnlichkeit, des Friedens, des glücklichen Miteinanders und... Zufriedenheit. Sollte uns das gemeinsam gelingen, wäre auch das ein Wunder, wenn auch eines, das wir selbst in der Hand haben.

In diesem Sinne, denn das wahre Wunder des Lebens besteht nicht allein darin, etwas Wunderbares zu tun oder zu erleben, sondern zu erkennen, dass das eigene Leben bereits ein Wunder ist.

Gruß Ille



2 Kommentare:

  1. Liebe Ilke,
    Was für ein schöner Text, mir stehen die Tränen in den Augen.
    Ich lese hier eine wunderschöne Liebeserklärung an Dein Leben, was alles andere als einfach verlaufen ist, und vor an Deine Familie!!❤
    Du bist so ein toller Mensch und, ich bin jetzt mal egoistisch..., ich hoffe, dass Du mir noch lange Zeit erhalten bleibst!
    Ich hab Dich sehr lieb und drücke Dich ganz fest!❤
    Deine Dani

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  2. So schön geschrieben. Dir und dem Besten eine schöne Adventszeit einen guten Flug und viel Sonne. Lg Marita

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