Hauptgang: Alte lackierte Sau
Nachtisch: Die Pflaume
Gastrosexuell
Daniel, verheiratet, zwei niedliche kleine Töchter, kocht nur, wenn er Gäste hat. Da die Gästeschar in den letzten zwei Jahren äußerst gering gewesen sein dürfte, lag es auf der Hand, sich fürs "perfekte Dinner" zu bewerben. Endlich wieder einmal eine volle Bude!
Die Bewerbung wurde sicher ruckzuck angenommen, denn nicht nur seine mehrfach erwähnte Großmutter österreichischer Herkunft
war Köchin in einem Schloss,
sondern vor allem ist sein Bruder ein ehemaliger "Bachelor". Das ist eine dieser RTL-Sendungen, die nicht auf meinem Programm stehen.
Ganz lässig und cool macht Daniel in seiner schicken Hütte samt Außenküche einen auf "dicke Hose". Dem Anschein nach naturverbunden macht er sich auf den Weg durch ein kleines Waldstück, um dort Steinpilze zu suchen. Die Frage ist, ob für eine wirkliche Suche überhaupt die Zeit reichen würde ... und wenn er fündig werden möchte, dann eher in Nadel- ... und nicht in Buchenwäldern.
Egal, es geht um die Show. Die steht hier im Vordergrund.
"Alle meine Geräte"
scheint Daniels Motto zu sein. In seiner Küche und im Außenküchen-Bereich gibt es beinahe gar nichts, das nicht das Herz eines Gastrosexuellen höher schlagen lässt.
Damit auch kein Zuschauer z. B. den Pizzaofen übersieht, holt er vier altbackene Brötchen wirkungsvoll aus der Höhle des in Stein gemauerten (heute nicht) funktionalen Teils. Ich suche nach einer Antwort, welch einen Gag die Brötchen bedienen - und bleibe auf der Frage sitzen.
Der Höhepunkt oder auch Gipfel der gastrosexuellen Befriedigungsgeräte steht im Wohnzimmer: ein Dry-Aged-Reifeschrank für Fleisch. Offenbar nach dem Vorbild anderer Leute Jagdtrophäen gefiel ihm dieser prominente Platz, an dem alle sehen können, was man sich anschafft,
wenn man bereits alles besitzt.
Von Herzen gönne ich ihm jedes einzelne Teil dieses Schnickschnack-Paradieses. Wir befinden uns in der Adventszeit - und da darf man so manchem Wunschzettel noch auf die Sprünge helfen. Für eine genauere Auflistung aller Geräte fehlt mir hier leider der Platz ... oder auch die Lust.
Das Menü
Zur Vorspeise gibt es mit Kürbis gefüllte Ravioli.
Die "alte Sau" (hätte sich bestimmt gefreut, wirklich alt werden zu dürfen...) ist ein Stück Iberico-Schwein, das bis zur Verarbeitung in dem Reifeschrank hängt.
Zum Nachtisch gibt es Pflaumentörtchen mit vielleicht selbst zubereitetem Blätterteig und ein Pistazien-Honig-Parfait.
Einiges ist vorbereitet. Der Nudelteig z. B., der Daniels Meinung nach 24 Stunden "ziehen" muss.
Fazit
Die Präsentation der Gerätschaften kocht über. Rainer findet den Reifeschrank samt Inhalt ein bisschen "creepy", während Alexander (ich korrigiere meinen Beitrag über den jungen Mann und sein Dinner: seine Lache ist keine der Verlegenheit) gern laut und auf seine ganz eigene Art lacht - und nur freundliche Worte findet.
Christiane ist kritisch, aber fair.
Die Punkte: Je 9 geben Katharina, Christiane und Alexander, 10 gibt Rainer.
Mit 37 Punkten kann Daniel den mit 39 Umdrehungen führenden Alexander zum Glück nicht schlagen.
Ich bin von Daniels Darstellungs-Kunst ein bisschen erschlagen. Seine Kochkunst beeindruckt mich weniger.
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