Die letzte halbe Stunde eines Tages gehört mir ganz allein ...
Ich lösche das Licht, nachdem ich den Fernseher ausgeschaltet oder das Buch weggelegt oder auch irgendetwas anderes unternommen habe, zünde eine Zigarette an und lasse den vergangenen Tag Revue passieren ... oder versuche, mal an nichts zu denken ... oder ich fische mir nur gute Gedanken aus dem vorhandenen Pool. Dazwischen schleichen sich jedoch ebenfalls die Tagesereignisse,
an denen ich weder drehen, noch sie wenden, noch selber etwas ändern kann. Das sind die schwierigsten Gedanken, und die sind eigentlich nicht für meine eher besinnliche halbe Stunde und den darauf folgenden Schlaf geeignet. Aber manchmal lässt sich das trotz all der guten Vorsätze nicht steuern ...
und ich grübele, wie lange die Corona-Pandemie uns wohl noch alle in die Knie zwingt.
Ich überdenke - in erboster Weise - warum man nicht Anfang 2020 unser Land bereits vor sämtlichen Außeneinwirkungen geschützt hat? Aber munter ging der Flugverkehr weiter, auch aus China ... während hier noch Witze über das gleichnamige Bier "Corona" kursierten, als lebten wir nicht in einer global ausgerichteten Welt.
Dass Corona oder Covid 19 das Zeug hatte, sich zu einer Pandemie ausweiten zu können, dürfte damals bereits bekannt gewesen sein -
natürlich gibt es immer Leute, die in ihren Elfenbeintürmen nicht viel von der realen Welt mitbekommen. Oder auch gute Gründe haben, diese zu ignorieren.
Weg von diesen Gedanken, sage ich mir dann. Ich brauche für meine Träume gutes und schönes Material, und dazu gehört nun mal nicht eine Krankheit, die man so leicht erwerben kann wie einen Schnupfen ... oder eine Packung Eier aus dem Supermarkt.
Mir fehlt der Weihnachtsmarkt - aber dass der in unserer Stadt geöffnet ist, kann mich keineswegs dazu verleiten, mich ins Getümmel zu stürzen. Ich bin ja nicht bekloppt.
Das nützt mir allerdings wenig - die Leute, die dort eng an eng an der Buden-Meile vorbeischlendern wie noch im Jahr 2019 und sich eventuell infizieren, kann ich genau so gut und im Anschluss in unserem Haus treffen. Sie könnten denselben Aufzug benutzen, mit dem ich auch täglich von oben nach unten gelange.
Aber in meinem Leben bleibe ich lieber oben und vor allem gesundheitlich obenauf.
Andere Gedanken
Ich ziehe an meiner Zigarette und starre Löcher in die dunkle Luft. Es gelingt mir, an nichts zu denken. Zumindest für eine kleine Weile.
Ich denke an die Pläne für den nächsten Tag, und freue mich darauf. Oder auch nicht, je nachdem, was gerade anliegt.
Schließlich weiß ich, dass ich selber nur wenig tun kann - außer Vorsicht walten zu lassen - und meine Oma kommt mir in den Sinn:
sie hat als Kind den 1. Weltkrieg erlebt und direkt danach die Spanische Grippe überstanden, später musste sie im stark bombardierten Dortmund auch noch den 2. Weltkrieg irgendwie überleben.
Und ich weiß, dass sie mit 84 Jahren im Bett gestorben ist. Sie ist friedlich eingeschlafen.
Ich drücke meine Zigarette im Aschenbecher aus und weiß: so und nicht anders will ich auch eines Tages sterben: friedlich und im Bett, an den Gebrechen des Alters.
Meistens
denke ich jedoch nur an die alltäglichen Begebenheiten, die mich entweder erfreut oder geärgert haben. Bislang überwiegt - trotz allem - die Freude, und den Rest an Ärger qualme ich immer mit einer zweiten Zigarette in die Luft, damit er sich dort wiederum in Luft auflöst.
Ich gehe ins Bett und weiß, dass meine Träume insgesamt immer schöne sind.
Zum Beispiel träume ich im Dunkeln und vor dem Schlafengehen von vergangenen Reisen. Erinnerungen, die mir keiner nehmen kann - aber ein unsichtbares Vorhängeschloss bremst und schließt uns von neuen Abenteuern aus ...
hätten wir nur klügeren Entscheidungen in 2020 heute Respekt zollen können ... aber es waren alles nur Versuche, eine Pandemie abzuwenden, deren Einschleichen in alle Länder der Erde sicherer als das Amen in den Kirchen war.
Einmal rigoros durchzugreifen hätte vieles verhindert - aber viele Leute, die heute laut nach der Booster-Impfung schreien, sind im März/April 2020 noch auf Fernreisen gegangen. Es war erlaubt! Die Bundesregierung musste viele von ihnen dann zurückholen ...
Ich werde auch heute die letzte halbe Stunde im Dunkeln und allein verbringen, aber ich höre auf, mir über solche Dinge den Kopf zu zerbrechen. Denn eigentlich geht es in der Weltpolitik immer nur um Geld, Geld, Geld ...
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