Hauptgang: Fleischeslust an Erdapfel und karamellisierten Tomaten
Nachtisch: Habsburger Gold an Eis
Das Leben ist nicht fair. Je schlechter seine Patienten laufen können, umso besser läufts für den Orthopäden.
© KarlHeinz Karius (*1935)
Thomas hat sich nicht fürs "perfekte Dinner" beworben, sondern wurde ausgesucht: War einer der vielen "Daniels" vielleicht ein einst von Rückschmerzen geplagter und jetzt geheilter, sehr zufriedener Patient? Und hatte er sich gedacht, dass Thomas ein guter Entertainer sei, der eine Vorabend-Show rocken könnte?
Thomas ist Orthopäde und hat eine Praxis. Er ist verheiratet mit Birgit (wir sehen nur Fotos seiner Familie, niemand lässt sich blicken), und gemeinsam haben sie vier Töchter im Alter von 24 bis 16 Jahren. Nur einer seiner drei Oldtimer-Porsche ist noch älter, denn der stammt aus 1970 und wartet wohlbehütet unter einer Glasgarage auf Besichtigung.
Zum Menü (gibt es hauptsächlich schlechtes Benehmen zweier Gäste)
Seit 12 Jahren ist Thomas in einem Kochclub. Die vierteljährlichen Zusammenkünfte werden vor dem jeweiligen Koch-Event feuchtfröhlich geplant, und die daran anschließenden Koch-Tage sind sicherlich ebenfalls lustig ... im Gegensatz zu dem Dinner-Abend, den Thomas für vier Leute gibt, die er am vergangenen Montag kennengelernt hat.
Die Vorspeise ist ein Thunfisch-Tatar-Törtchen (Tautogramm). Heute muss ich ein Plädoyer zugunsten des Thunfischs und gegen dessen Verköstigung fallen lassen, denn für den bemühten Gastgeber kommt es ganz dicke, und ich muss mich auf seine Seite schlagen.
Der Hauptgang ist in der Tat enorm fleischlastig.
Das Habsburger Gold besteht aus Mehlspeisen: Marillenknödel, Kaiserschmarrn ... plus einem Eis.
Jennifer rätselt, wer oder was Habsburger sind: eine Stadt, ein Begriff ... wirft sie ahnungslos in die TV-Kamera,
obwohl sie später erwähnt, dass ihr Vater in Österreich lebt und sie ihn häufig besucht.
Das große Dilemma beginnt spätestens beim Hauptgang.
Fazit
Jennifer fühlt sich "gebarft": Das Entrecote ist für sie zwar wegen seiner rosa Ausstrahlung gelungen - aber kalt. So eiskalt wie sie selber? Der Tafelspitz sei zäh. Rohes Fleisch (Rindfleisch-Tatar) kann sie nicht essen ... Ein halbrohes Steak schreckt sie jedoch nicht?
Sie flüstert ihrem Nebenmann Maximilian zu, dass sie das Tatar am liebsten ausspucken möchte ... Thomas könnte das durchaus hören, obwohl Weghören an diesem Abend generell besser ist.
Die Jennifer-Show nimmt richtig Fahrt auf, als Thomas in seiner Küche ist (und vielleicht auch dort alles hören kann): sie lästert, was das Zeug hält und findet zu einer
Übereinstimmung mit Thorsten, der sich über die "Sooose" (sagen alle, es heißt aber Soße) kaputtlachen möchte, und das ist kein freundliches, sondern ein böses Lachen.
Mein längst verjährtes Fremdschämen meldet sich laut und deutlich zurück.
Offenbar kann man diese Sendung mit einer Curry-Wurst als Vorspeise (Jennifers VS) gewinnen. Die schlechte "Laien-Schauspielerin" gibt auch noch zum Besten, dass sie traurig ist und weinen könnte - weil sie Thomas Menü nicht gelungen findet. Die reinste Heuchelei nimmt direkt in ihrem Kopf Platz, um aus dem Mund herauszupurzeln.
Schließlich stochert sie wie eine Laborantin in einem zu untersuchenden Material in dem Eis herum - denn Thorsten bemerkt, dass darin Limetten-Abrieb enthalten ist - auf der Suche nach grünen Pünktchen. Ich sehe nur noch schwarz.
Thomas
Kochen ist vermutlich nicht wirklich sein Terrain, und er lässt sich u. a. durch den Küchenbesuch von besonders Jennifer, der einem terroristischen Angriff gleicht, verunsichern. Plötzlich weiß er nicht einmal mehr, wie man Fleisch richtig schneidet ...
Ich kenne Thomas zwar nicht, aber das, was ich von ihm sehe und höre, ist mir sympathisch. Daran kann auch ein Porsche zu viel nichts ändern ... Männerspielzeug eben. Und wer es sich leisten kann, weil er es sich erarbeitet hat, hat sich diese tägliche Freude verdient.
Die Punkte: Je 7 geben Heinz-Georg und Thorsten, je 6 Jennifer und Maximilian.
Mit 26 Umdrehungen schmiert Thomas ab. Aber Kochen ist nicht alles, und vor allem sagt kochen-können oder nicht-kochen-können rein gar nichts über einen Menschen aus.
Jennifer ist hier besonders weit übers Ziel hinausgeschossen. Und kochen kann sie im übrigen auch nicht, trotz ihrer Vorlage von 38 Punkten.
Guten Morgen, Gruß Silvia 
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