Es ist schon lange her. Wir waren gerade erst in unsere Wohnung mitten in der Stadt gezogen, es standen noch unausgepackte Kartons in einem Zimmer. Wir mussten erst warm werden mit der neuen Wohnung, und vor allem mussten dies unsere zwei Kater. Tiere zu verpflanzen kann eine echte Aufgabe sein ... unser Kater Chivas spielt in dieser gemeinen Geschichte leider eine Hauptrolle ...
Eingebrochen wurde in unsere Wohnung an einem Vormittag. Das konnte ich anhand einiger Umstände zeitlich zuordnen, denn ich selber war an diesem Tag natürlich arbeiten ...
und habe die ganze Misere am Nachmittag in Augenschein nehmen dürfen. Die Wohnung glich einem Schlachtfeld, auf dem keine Schublade ungeöffnet geblieben ist, kein Schrank unangefasst von irgendwelchen fremden, dreckigen Händen, denen dazugehörigen Typen niemand einen Zugang zur Wohnung erlaubt hatte. Man fühlt sich besudelt von fremden Pack, das sich erlaubt hatte, die Tür aufzubrechen,
um sich rücksichtslos zu bedienen.
Nach dem Einbruch besaß ich - neben anderen Dingen - kein einziges Schmuckstück mehr. Aber das war nicht das Schlimmste. Selbst ein paar wertvolle Schmuckstücke, die mir mein Schwiegervater erst kurz zuvor geschenkt hatte, weil seine Frau gestorben war: verschwunden in widerlich zulangenden Händen.
Ich rief die Polizei. Die Polizei kam. Viel Hoffnung, irgendetwas von den gestohlenen Wertgegenständen wiederzubekommen, machten sie mir nicht.
Später wurde ich zwei- oder dreimal ins Hauptpräsidium eingeladen, um dort ausgestellten Schmuck aus Verhaftungen von Einbrechern zu identifizieren ... meiner war nicht dabei.
Chivas war weg ...
und das war das Schlimmste. Der Kater war nirgendwo auffindbar. Wir liefen abwechselnd durch die Straßen, um ihn zu suchen. Ich habe ein paar Kinder beauftragt, nach unserem roten Kater Ausschau zu halten ... und sie haben ihn ebenfalls überall gesucht.
Wir haben die Wohnung, die ohnehin schon kopf stand, noch mindestens fünfmal auf links gedreht: keine Spur von Chivas.
Irgendwann kamen unser Hausmeister und unser direkter Nachbar zu uns. Wir saßen im Wohnzimmer, unterhielten uns ... und von Zeit zu Zeit guckte jeder von uns vier Personen, ob er Chivas nicht irgendwo finden könnte. Die Verzweiflung wuchs.
An den Schmuck, den ich nun nicht mehr besaß (der mir jedoch rein theoretisch bis heute gehört), dachte ich nicht mehr. Ich betete, dass Chivas wieder auftauchen würde.
Um drei Uhr am nächsten Morgen (wir saßen noch immer zu Viert beieinander) ... fanden wir ihn in der Abstellkammer. Natürlich hatten wir auch dort bereits zigmal jeden Winkel durchsucht ...
Spätestens seit diesem Tag weiß ich, dass Katzen sich unsichtbar machen können. Trotz akribischer und permanenter Durchsuchung der Wohnung haben wir ihn erst viele Stunden später wiedergefunden ... und er war auch froh darüber. Das Rätsel jedoch bleibt, wie oft er wohl seine Verstecke gewechselt hatte.
Nach dem Einbruch
Wir wohnen in der 4. Etage und haben einen Aufzug: monatelang nach diesem Einbruch fuhr ich nur bis zur 3. Etage, ging vorsichtig die letzte Treppe zu Fuß ... aus Sorge, einem neuerlichen Verbrecher in die Quere zu kommen ...
denn dann könnte es gefährlich werden. Ansonsten wollen die ja n u r all das, was dir gehört.
Die Wohnung selber sah ich als besudelt an. Die inneren Qualen, die man als Einbruchs-Opfer erlebt, sind weitaus höher einzustufen als der Verlust von Gegenständen. Sie verfolgen einen bis in die Träume. Hinzu kam die stetige Sorge um unsere beiden Kater, denn diese Angst um Chivas
habe ich nie vergessen.
Nach dem Einbruch haben wir einen Sicherheitsbalken angeschafft, der quer über die Tür von außen und auch von innen abriegelbar ist.
Die Polizei sagte damals: "Solch ein Einbruch dauert nur ein paar Minuten. In diesem Fall haben die Täter mitgenommen, was in unauffällige Taschen passt - um im Hausflur niemandem aufzufallen."
Das alles ist nun lange her, aber unvergessen.
Und die Einbrecher sind auch nicht niedlich oder süß, wie auf meinem obigen Fotos - das sind rücksichtslose Leute, die in Leben eingreifen und ihre Spuren in den Seelen der Geschädigten hinterlassen. Ein Raum wie die eigene Wohnung, die eigentlich eine Schutzhülle bietet und sehr persönlich ist, ist plötzlich besudelt von illegalem Eindringen - und den unsichtbaren Schmutz tilgt man nicht so leicht wie den sichtbaren.
Guten Tag, Gruß Silvia
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