Samstag, 2. Oktober 2021

2. Oktober 2021 - Ich wollte Charlie (zunächst) nicht ...







Ich wollte Charlie (zunächst) nicht - 

Nach dem Tod von Robin und Bienchen wollte ich keinen Welpen mehr ins Haus holen. Robin hatte ich 2004 von einer Züchterin "gekauft" (wirklich kaufen kann man einen Hund natürlich nicht, obwohl man für ihn bezahlen muss), weil wir Lucky und Lissy, unsere zwei Katzen hatten ... von denen besonders Lucky mit Hunden nicht verträglich war.

Also musste ein Welpe ins Haus, denn auch Hundewelpen genießen bei Katzen den Schutz, der allem Kindlichen anhaftet. Wir hatten es zuvor ausprobiert, und Lucky und Lissy mit erwachsenen Hunden probeweise (und nicht mit eigenen Hunden) zusammengebracht. In Tierheimen gibt es selten Welpen.

Bienchen kam als Notfall zu uns: meine Mutter, der Bienchen gehörte, musste Mitte 2010 ins Krankenhaus, und dort starb sie im Juli 2010. Bienchen war damals bereits fast 7 Jahre alt. Und mein Tiger Lucky war zu dieser Zeit schon ein wenig gelassener, und besonders gegen eine solche Hündin wie Bienchen es war. Lissy war in 2008 verstorben.

Bienchen war mit dem Hierarchie-Platz weit hinter Lucky zufrieden, und für meinen Rabauken Robin galt das schon lange.

Am 6. September 2019 starb Robin, am 25. Januar 2021 Bienchen. Sie fehlen mir und werden mir immer fehlen, doch nach einiger Zeit wollte ich wieder einem Hund ein gutes Zuhause geben:

diesmal sollte es einer aus dem Tierheim sein; Kater Lucky ist 2012 mit über 20 Jahren über die Regenbogenbrücke gegangen.


Dann kam Charlie ...

und ich wollte ihn nicht.

Als Interessentin war ich in unserem Tierheim "registriert", und auch persönlich einige Male dort. Mein künftiger Hund sollte ein kleiner und etwa bis zu 6 Jahre alter sein. Seine Wunsch-Partner soll man angeben.

Die freundliche Tierheim-Mitarbeiterin Frau A. rief mich eines Tages an und erzählte mir am Telefon von Charlie und einem anderen Hund. Der andere war ein Yorkshire-Terrier, und Charlie war jener mit einigen Unverträglichkeiten gegenüber meinen eigentlichen Wünschen:

er soll schon 11 Jahre alt sein und eine vermutete Herzerkrankung musste noch in einer Tierklinik abgeklärt werden. Schweren Herzens sagte ich für beide Hunde ab, bat Frau A. jedoch, mir Fotos zuzusenden.

Das tat sie unverzüglich.

Als ich Charlie sah, machte mein Herz einen Sprung. Aber ich wollte vernünftig sein. Ich wollte einen jüngeren Hund. Eine Herzkrankheit wäre nicht das wirkliche Problem, denn auch Robin war herzkrank, und er kam mit Hilfe von zwei Medikamenten gut damit zurecht.


Schlaflose Nacht

Mindestens eine davon hatte ich, und dann bat ich Frau A. darum, beide Hunde kennenlernen zu dürfen. Der Yorkshire ist 8 Jahre alt.

Entschieden war zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts.


Charlie

Zum verabredeten Tag und Zeitpunkt war ich im Tierheim, und Frau A. wollte mir als ersten Hund Charlie vorstellen. Ich wartete im Hundeauslauf auf die beiden,

und mehr noch als von seinen Fotos war ich von ihm persönlich hingerissen.

Er fühlte sich offensichtlich nicht wohl im Tierheim (obwohl dort wirklich alles erdenklich Gute für sie getan wird) und jammerte permanent. Frau A. erzählte mir, dass er an jedem Morgen, wenn sie ihren Dienst antrat, als erster von allen Hunden zu hören war. Das ständige Jammern muss für ihn sehr anstrengend gewesen sein.


Mein 1. Video von Charlie im Hundeauslauf im Tierheim


Nachdem ich ihn eine Viertelstunde kannte, bin ich mit ihm zum ersten Mal spazieren gegangen. Ich wusste gar nicht, wie stark solch ein kleiner Hund an der Leine ziehen kann ... als wollte er Versäumtes nachholen oder auch einfach raus aus dem zum größten Teil einsamen Tierheim-Leben.

Den Yorki (zu meiner großen Freude ist er inzwischen ebenfalls vermittelt) wollte ich nicht mehr kennenlernen, um mich selber am Ende nicht zu verwirren ... und manchmal soll es eben auch so kommen wie man es eigentlich gar nicht möchte ...

Dennoch stand meine Entscheidung aus, und Charlie musste ein paar Tage später zur Herzultraschall-Untersuchung.

Die bestätigte dann die Erkrankung. Er wurde mittels zwei Medikamenten eingestellt.


Einfach mal aufs "Herz" hören

Im Nachhinein weiß ich natürlich, dass meine Entscheidung  f ü r   Charlie in den ersten Sekunden des Kennenlernens gefallen war und im Grunde keiner Überlegung bedurfte. Mein Kopf zierte sich nur noch etwas, und dann schob sich sein Bild dazwischen, das mich fragte: worauf wartest du? Man gab mir dennoch auch seitens des Tierheims Bedenkzeit, die ich jedoch nicht unnötig in die Länge ziehen sollte ... man wollte ihn nicht länger als unbedingt erforderlich im Tierheim lassen.

Das konnte ich sehr gut nachvollziehen.

8 Tage nach unserem Kennenlernen besuchte ich Charlie erneut und ging mit ihm spazieren. Meine Pro-Charlie-Entscheidung war nur noch eine Formsache, denn der kleine Wirbelwind hatte mich bereits um seine Pfoten gewickelt.

Wie es Vorschrift in unserem städtischen Tierheim ist, mehrmals mit einem Wunschhund spazieren zu gehen, ging ich auch am nächsten Tag mit ihm spazieren. Ich fragte vorher, ob meine Freundin Silke und ihr Cocker-Spaniel Henry mit auf diesen Spaziergang gehen dürften - was natürlich sofort bewilligt wurde. Die beiden Hunde sollten sich kennen lernen.

Charlie und Henry



Alles verlief erfreulich und positiv. Am Sonntag, den 18. Juli 2021, durfte ich Charlie zum sogenannten Probeschlafen mit nach Hause nehmen. Diese Übernachtungen zur Probe dauerten bis zum 2. August 2021. Danach war er offiziell ein Familienmitglied.

Ob Charlie wirklich bereits 11 Jahre alt ist, weiß ich nicht genau. Bekannt ist, dass er 2016 im Tierheim abgegeben und weitervermittelt wurde ... von den (in 2016) abgebenden Personen wurde gesagt, dass er 2010 geboren sei. Wer ihn kennt und erlebt, hält ihn allerdings nicht für einen Hund in diesem fortgeschrittenen Alter. Aber auch, wenn er wirklich so alt ist, ändert das nichts an meiner tiefen Zuneigung für ihn  ... von der ich denke, dass sie von Charlie erwidert wird.

Zweimal täglich bekommt er seine Herz-Medis, und er steht zu den gewissen Zeiten bereits vor mir, um sie sich mittels einer Spritze (ohne Kanüle natürlich) ins Mäulchen geben zu lassen. Natürlich steht er nicht deswegen parat, sondern weil es im Anschluss daran auch immer besondere Leckerchen gibt.

Der kleine Charlie ist nämlich ausgesprochen verfressen.


So ist Charlie

Er ist verträglich mit allen Hunden und fühlt sich zu Rüden mehr hingezogen als zu Hündinnen. Er ist zu allen Menschen lieb und freundlich, aber ihnen nicht besonders zugeneigt. Diese Zuneigung behält er sich für die Menschen vor, die ihm nun am nächsten stehen.

Das jammernde Geräusch macht er längst nicht mehr. Das hat er nur in den ersten Stunden bei uns zu Hause gemacht. Er bellt so gut wie nie, nur manchmal im Schlaf ganz leise. Aus Hundestreitigkeiten hält er sich konsequent raus (wie Henry auch).

Charlie ist quasi fehlerfrei und eine enorme Bereicherung meines Lebens.

Danke an unser Tierheim.

Anmerkung: Henry hat inzwischen eine Bein-Prothese.

Und: ein Herz für alte Hunde.





Guten Tag, Gruß Silvia 

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