Samstag, 9. Mai 2020

9. Mai 2020 - Bienchens Geschichte - 11. Teil


Die ersten Freunde

... und die erste Feindin gab es auch recht schnell. Sie heißt Sunny, und bis heute ist sie Bienchens schlimmster Albtraum, was auf Gegenseitigkeit beruht. Wir haben sie damals bei unserem ersten Spaziergang mit Bienchen getroffen - und Sunny war wohl so überrascht und auch überrumpelt davon, dass ihr "Schwarm" Robin nun eine kleine, dicke, weiße Hündin an seiner Seite hatte,

dass sie unverzüglich auf Bienchen los ging. Sunny ist ein kleiner, grauer Pudel - und gerechnet haben wir nicht mit dieser spontan geschlossenen Feindschaft, auch nicht Sunnys Frauchen. Da war von Anfang an bis heute ein schlimmer Wurm in der Beziehung.

Vor anderen Hunden hatte Bienchen Angst. Weiterhin Angst. Sie schrie, wenn wir nur an ihnen vorbei gingen.

Es mussten also ein paar Freunde her,

die ihr den richtigen, den hündischen Weg im Umgang mit anderen Hunden zeigten.

Diese beiden, der Pudel Joschi und der Yorkshire-Terrier Max, waren bereits seit langer Zeit gute Kumpel von Robin. Da sie ebenfalls Rüden waren,

würde es ihrerseits kein Problem mit Bienchen geben.

Und so geschah es auch! Drei Frauen mit vorher drei, jetzt vier Hunden, gingen oft miteinander spazieren, besonders gern im Wald.

Bienchen wurde sofort angenommen, als hätte sie schon immer ins Rudel gehört. Jetzt musste die Zeit arbeiten, die ihr einige ihrer Ängste nehmen würde.

Bienchen mit dem Yorkshire-Terrier Max


Nach der Operation

musste ich für Bienchen ein paar Vorsichtsmaßnahmen treffen. Sie sollte eine kurze Weile keine langen Spaziergänge unternehmen, und natürlich musste ich darauf achten, dass sie nicht an ihrer Operationswunde leckte.

Das mit den verbotenen langen Spaziergängen war natürlich schwer einzuhalten: Robin war an lange Spaziergänge gewöhnt. Sollte ich Bienchen allein lassen, während ich mit Robin durch die Weltgeschichte wanderte?

Nein, ich wollte schließlich, dass sie mir näher kam - und nicht, dass sie glauben musste, ich sei jemand, der sie wieder und wieder ganz allein, sogar ohne Robins Gesellschaft, ließ.

Also trug ich mein dickes Bienchen zum größten Teil auf dem Arm, wenn wir zum Beispiel im Wald unterwegs waren. Es war recht beschwerlich, sie längere Zeit tragen zu müssen.  Überdies  kassierte ich manch fragenden und auch verachtenden Blick. Schließlich fragte jemand ziemlich böse:

"Kann die nicht laufen?"

Ich hätte das ignorieren können, aber ich erzählte von Bienchens Operation und dass sie sich schonen musste ...

Also, erst einmal freundlich nachfragen, wenn ihr jemanden seht, der seinen Hund trägt oder in einem Buggy spazieren fährt.


Die erste beste Hundefreundin meiner Mutter


Mama mit Pünktchen

Ich musste in dieser Zeit oft an Pünktchen denken, den ersten Malteser meiner Mutter, den sie als Kind von Nachbarn geschenkt bekommen hatte. Hatte sie Bienchen Bienchen genannt, weil der Name dem von Pünktchen irgendwie in seiner Niedlichkeit ähnlich war? Oder hat sie Bienchen so genannt, weil sie einmal in einer "Bienengasse" gewohnt hatte. Ich habe sie leider nie mehr danach gefragt. Einfach, weil mir diese Frage zu spät eingefallen ist.

Pünktchen war die Hündin einer Cafe-Besitzerin. Meine Mutter hat die Kleine nach der Schule oft spazieren geführt. Und eines Tages, an einem ihrer Geburtstage (4. Februar 1930) stand Pünktchen vor ihr, ein Schild um den Hals, auf dem stand:

Jetzt gehöre ich dir!

Dieses uralte Schild habe ich 2010 nach ihrem Tod bei meiner Mutter gefunden. Ich wusste gar nicht, dass sie es aufgehoben hatte. Leider habe ich es verlegt. Vermutlich nur sicher irgendwo aufbewahrt - aber ich habe keine Ahnung, wo.

Die Geschichte meiner Mutter werde ich bald weiter erzählen, denn irgendwie musste sie schließlich von Ostpreußen ins Ruhrgebiet nach Dortmund kommen, um meinen Vater kennen zu lernen und

um meine Mutter zu werden.

Zwischen ihrem Allenstein und Dortmund liegen allerdings viele Tränen.


Fortsetzung folgt
Copyright Silvia Gehrmann


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