Freitag, 29. Mai 2020

29. Mai 2020 - Bienchens Geschichte - 14. Teil


Bienchen, das Moppelchen

Sie war nicht nur moppelig. Sie war simpel fett (als das obige Foto entstand,  hatte sie bereits abgespeckt). Daraus resultierte ihre relative Bewegungsunfreundlichkeit. Eine Kastration ist natürlich nicht gerade das probate Mittel, einer Fettleibigkeit zu Leibe zu rücken. Allerdings gab es zu der Kastration keine Alternative.

Fressen war ihr größtes Hobby. Spazieren gehen? Na ja, gerne, wenn sie Bedarf hatte. Für sie hätte ein Gassi-Gehen ausgereicht.

Das allerdings war nicht machbar, weil Robins Bedürfnisse gestillt werden mussten - und die ihr auch gut zu Gesicht standen.

Anfangs plante ich, mit Robin allein zum Wald zu fahren - und mit Bienchen nur eine kurze Runde zu drehen. Aber diesen Plan ließ ich schnell fallen ... sie sollte sich ruhig etwas anstrengen müssen. Sie musste endlich das richtig gute Hundeleben kennen lernen ... auch, wenn sie anfangs denken mochte, das sei Tierquälerei.

Bei meiner Mutter hatte sie das tolle Hundedasein leider nicht kennen gelernt. Christel hatte sich Bienchen geholt, als sie 74 Jahre alt war und auch nicht mehr freudig Kilometer um Kilometer runterriss. Bienchen verbrachte ihre schönsten Stunden hauptsächlich im Garten. Als ob je ein Garten allein einem Hund genügt hätte!

Langsam gewöhnte Bienchen  sich an lange Spaziergänge ...

aber gleichzeitig geschah etwas, das ich der kleinen Malteserin  nicht vermitteln konnte, und auf das ich mich selber erst einmal einstellen musste ...

15 Jahre ohne Mutter - und dann einen Monat mit Mutter, die mich für immer verließ.


Der Anruf der Ärztin aus dem Klinikum Mutterhaus Trier

erreichte mich am Sonntag, dem 18. Juli 2010, um genau 15.00 Uhr.

Hier an der Ruhr auf der A 40 gab es an diesem Tag das sogenannte Ruhr-Stillleben der Kultur-Hauptstadt Europas. Auf dem Ruhrschnellweg zwischen Dortmund und Duisburg ruhte der Verkehr - die Strecke wurde für Fußgänger und Feste freigegeben. Das wurde ausgiebig genutzt.

Warum ich die Uhrzeit nicht vergessen habe, weiß ich nicht. Aber genau 12 Stunden später ...

Die Ärztin leitete die Palliativ-Station, auf der meine Mutter inzwischen lag. Hauptsächlich rief sie an, damit ich meiner Mutter einen Wunsch erfüllte:

Christel wollte ihr Bienchen wiedersehen!

Wer nun einwendet, dass dies in Krankenhäusern nicht möglich sei, sollte sich einmal erkundigen, ob es er es nicht einfach pauschal aburteilt, dass Tiere in Kliniken unerwünscht und nicht erlaubt sind.

Auf der Palliativ-Station im Trierer "Klinikum Mutterhaus" war dies möglich - nach Absprache natürlich.

Während die Ärztin mit mir sprach, schwirrten mir Gedanken durch den Kopf, die sich um Bienchen drehten:

Sie war nun seit einem Monat bei uns, und inzwischen konnte ich sie auch ohne Leine laufen lassen, denn sie unternahm keine Fluchtversuche mehr.

Selbst an unseren Kater Lucky

Lucky wurde 20 Jahre, drei Monate und einen Tag alt, gestorben 2012

hatte sie sich gewöhnt, und sie hatte jede Menge Respekt vor dem alten Katzen-Kerl, der diesen auch stetig einforderte. Wenn es ihm danach gelüstete, legte er sich mitten in einen Türrahmen - und niemand durfte mehr den Raum wechseln, weder Bienchen noch Robin.

Außerdem hatte Bienchens permanente Angst vor jedem anderen Hund, dem wir draußen begegneten, nachgelassen. Sie war insgesamt

entspannter.

Ein Besuch bei meiner Mutter würde sie zurück werfen.

Natürlich berichtete die Ärztin mir auch vom allgemeinen Gesundheitszustand meiner Mutter: Dass sie ziemlich krank war, wusste ich,

aber dennoch war die Medizinerin sicher, dass meine Mutter die Klinik noch einmal verlassen würde.

"Der Zustand Ihrer Mutter ist stabil!" sagte sie.

Genau 12 Stunden später, um 3 Uhr morgens, starb meine Mama.


Fortsetzung folgt

Copyright Silvia Gehrmann


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