Montag, 4. Mai 2020
3. Mai 2020 - ARD - Polizeiruf 110 - Heilig sollt ihr sein!
Polizeiruf 110
Heilig sollt ihr sein!
Eine Geschichte, die dazu verführt, die Hände überm Kopf zusammenzuschlagen, oder wahlweise, einen Zusammenstoß zwischen Fiktion und Logik anzunehmen, bei dem die
Fiktion im Autoren-Kopf gewonnen hat, weil er jegliche Logik aus selbigem verloren hat. Hat der Autor vielleicht einen nächtlichen Albtraum auf Papier gebracht? Ist er ihm dann aber für einen Polizeiruf-Plot völlig über den Kopf gewachsen?
Larissa ist schwanger. Lt. allen Voruntersuchungen hat das Kind Trisomie 18. Das bedeutet, es wird entweder bereits im Mutterleib oder kurz nach der Geburt sterben.
Jonas, durch zwei wöchentliche Sitzungen bei einem Exorzisten-Pater vorgeschädigt, obwohl das nicht sein einziger Schaden sein wird, kann ein Sterben des Kindes nicht zulassen. Denn es soll der neue Heiland sein.
Erst hilft Jonas, Larissas Selbstmord zu verhindern. Dann jedoch dringt er nicht nur in die Klinik, in der sie eine späte Abtreibung vornehmen lassen will, ein - sondern gelangt sogar in den Operationssaal, in dem das Mädchen ganz allein liegt. Überdies hat er genügend Zeit, Larissa das Baby in einem Laien-Kaiserschnitt, vermutlich aus dem Lehrbuch Youtube, aus dem Leib zu schneiden.
Das Baby ist nicht nur kerngesund, wie man im Anschluss erfährt - sondern, obwohl in der erst 20. Schwangerschaftswoche aus dem Bauch entfernt, auch ein ausgesprochener Wonneproppen.
Da schließlich ein Verrückter selten allein um die Ecke kommt, schlägt sich Larissas Vater vor lauter Verzweiflung seinen Kopf an der Wand blutig - gleich einem uralten Ritual der Selbstgeißelung?
Doch auch Kommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) hat seine liebe Not, und zwar mit seiner Mutter. Die glaubt nämlich, dass
Jonas den Heiland auf die Welt geholt hat.
Immerhin hatte sie, als Adam (geb. 1976) 5 Jahre alt und scheinbar schwer krank war, sein Leben durch eine Pilgerfahrt nach Lourdes gerettet.
Aber diese Unlogik, im Jahr 1981 mal so eben aus Polen oder auch aus Frankfurt an der Oder nach Lourdes reisen zu dürfen,
ist nur eine Kleinigkeit
gegenüber dem restlichen Drama. Die kann man neben all den anderen Peinlichkeiten völlig außer acht lassen und mit einen Schwamm drüber wischen.
Wie lautet die wirre Botschaft des Krimis? Hat sie eine Botschaft? Ist sie eine Werbeveranstaltung für Psychiatrien?
Ein Fall voller Rätsel, urteilt meine TV-Zeitung und vergibt einen Pfeil schräg nach oben, was immerhin gleichbedeutend mit einem guten Inhalt des Films ist.
Doch der Krimi hat keinen erkenntnisreichen oder auch nur nachvollziehbaren Inhalt, sondern ist eine Anreihung von Phantasien, die in keiner Weise irgendeiner Wirklichkeit standhalten.
Ein Sonntagsmärchen der ARD zur unüblichen Zeit?
Etwas Gutes gibt es auch noch zu sagen: Der Ton des Plots ist in Ordnung. Dort liegt ja oft die Schwachstelle für Polizeirufe oder Tatorte.
Dazu aber auch etwas Negatives: Ich hatte mir vorgenommen, umzuschalten, falls der Ton miserabel sein sollte. Daher
hing ich bis zum bitteren, unerklärlichen, unerfreulichen, hanebüchenen Ende im 1. Programm fest.
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man lachen.
Konnten die Schauspieler über dieses Drehbuch auch lachen? Oder war es ihnen eher entsetzlich peinlich?
Guten Morgen, Gruß Silvia
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