Freitag, 1. Mai 2020

1. Mai 2020 - Wohnen, wo jemand gestorben ist?



Wohnen, wo jemand gestorben ist?

Wenn ich an meine nicht erklärbare Furcht denke, nicht dort wohnen zu wollen, wo jemand gestorben ist - ist diese weit weniger hysterisch als die Angst vieler anderer vor zum Beispiel Spinnen. Die Tiere wohlgemerkt. Denn wie ich ahne, ist meine Furcht auch ein wenig spinnert. Im Sinne von Kopf-Kino.

In einer Mail, die ich bekommen habe, steht sogar die Vermutung, dass ich nahe Angehörige lieber in ein Krankenhaus abschieben würde, als sie zu Hause sterben zu lassen.

Das ist natürlich ein großer Unsinn (und auch ein wenig übergriffig).

In solch einem Falle würde ich mich höchstens neu sortieren müssen, und selbstverständlich in keiner Weise an meine kleine Phobie denken, sondern mir nur Sorgen um den Angehörigen machen.

Ich wohne schon lange in einem Haus, das damals bei meinem Einzug ein Neubau war, und in dem niemand gestorben ist. Zuvor habe ich kurzzeitig in zwei Wohnungen gelebt, von deren "Erlebnissen" ich keine Ahnung habe, denn sie haben nicht zu mir gesprochen ... Es gab folglich keinerlei Vorkommnisse, die ich wahrgenommen habe. Es gab keine negativen Schwingungen.

Ich glaube auch nicht an Geister. Ich bin nicht einmal religiös, sondern eine Agnostikerin.

Aber ich bin nicht so vermessen, zu glauben, dass es nicht doch Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die mir unerklärlich sind.

Im Folgenden habe ich zwei Beiträge von Facebook-Freundinnen hier aufgelistet.

Ich bedanke mich bei Helga Römer und Marianne Latzel für ihre Mühen, ihre Erlebnisse bzw. Gedanken nieder zuschreiben.



Helga Römer

Ich bin vor Jahren auf einen Bauernhof gezogen. Im Internet hatte ich die hübsche Einliegerwohnung entdeckt, und ich wollte diese Wohnung unbedingt haben.

 Es war ein alter Bauernhof in Wiesbaden-Rambach

Uschi, die Vermieterin war eine Künstlerin und hatte den Bauernhof mit viel Liebe zu einer Begegnungsstätte für Menschen ausgebaut. Die alten Stallungen wurden zu wunderschönen Seminarräumen, und dort fanden dann auch Konzerte (am liebsten Klavierkonzerte von Schubert) oder auch Familienaufstellungen nach Hellinger statt.

Uschi war ein große Bewunderin von Schubert und sie setzte seine Winterreise in Bilder um, malte eine Totenmaske von ihm und war eine sehr strenge, klare, aber durchaus fröhliche Frau

Uschi  hatte in den Stallungen eine Dauerausstellung ihrer Gemälde und diese beeindruckten mich so sehr das wir bei der Besichtigung der Wohnung mehr über die Bilder und Schubert als über die Wohnung sprachen.

Später am Tag nach der Besichtigung rief sie mich an, um mir zu sagen dass ich die Wohnung bekommen würde. Diese war eigentlich schon vergeben, aber sie mochte mich und hat den anderen abgesagt

Ich weiß gar nicht mehr, in welchem Monat ich dort einzog, es war aber kalt. Am Tag des Einzugs stand ich morgens in der Küche, die einen Rundumblick auf den Garten bot. Die Küche war mediterran eingerichtet, und ich wollte diese putzen, damit ich schnell alles einräumen konnte.

Diese Wohnung hatte ein ganz spezielles Licht, und eine wunderschöne Stimmung. Ich habe es geliebt, dort zu wohnen.

Also ich stehe ganz alleine in der Wohnung und putze die Küche, als mir jemand an meinem Hemd zupft. Ich drehe mich um, aber dort ist niemand. Ich war etwas irritiert und putzte weiter, wieder zupft jemand an meiner Kleidung und wieder war niemand da. Auf einmal war eine ganz fröhliche Stimmung in meiner Wohnung, diese hüllte mich ein. Ich habe das genossen, dem aber erstmal keine weitere Bedeutung beigemessen.

Abends dann, als alles eingerichtet war und ich mit einem Glas Wein in meiner nun in meiner Küche saß, kam Uschi vorbei. Sie fragte, wie ich mich fühle, ob es mir gut geht und ob irgendetwas vorgefallen wäre. Sicherlich wusste sie, warum sie mir diese Frage stellte.

Ich weiß gar nicht warum, aber ich erzählte Uschi von der fröhlichen Stimmung und dem Zupfen an meiner Kleidung.

Sie „Dann komm mal mit raus.“

In meinem winzigen Garten stand ein kleiner Grabstein, den ich vorher nicht gesehen hatte. Er war für ein kleines Mädchen, das in diesem Haus und vor allem in dieser Wohnung gelebt hatte und mit 3 Jahren die steile Kellertreppe hinuntergestürzt war und daran verstarb

 Dieses Kind mit dem Namen Elisabeth wurde von der Familie sehr geliebt, und der Verlust war sehr groß.

Jahre später, als das Grab eingeebnet wurde, hat Elisabeths Familie den Grabstein im eigenen Garten aufgestellt. Uschi und ich waren der Überzeugung, dass das kleine Mädchen mich mochte und mich einfach in Ihrem Zuhause begrüßt hat. Danach habe ich Elisabeth nie wieder so bemerkt wie bei meinem Einzug.

Auf der Kellertreppe habe ich immer besonders Acht gegeben.

Ich habe dort einige sehr sehr schöne Jahre meines Lebens gelebt und möchte diese nicht missen.

Uschi ist leider inzwischen auch verstorben, und ich könnte mir tatsächlich vorstellen, dass auch sie so wie das kleine Mädchen dort neue und alte Bewohner begrüßt. Sie hat ihren Bauernhof sehr geliebt.

Danke Uschi, dass du mir so eine schöne Zeit dort möglich gemacht hast.



Marianne Latzel

Die Frage, ob man in einem Haus leben will, kann, in dem jemand verstorben ist, stellt sich eigentlich nicht. In fast jedem älteren Haus und vielen neuen Häusern ist schon irgendwann mal jemand verstorben.

In dem Haus, in dem ich lebe, sind 4 Menschen gestorben.

Der Opa meines Mannes in den 1960ern in unserem Schlafzimmer. Die Oma und Mutter meines Mannes im Wohnzimmer, sein Vater in der oberen Etage. Keiner von uns hat damit ein Problem!

Für mich ist es normal und richtig, Menschen da sterben zu lassen, wo sie daheim sind. Nicht immer gelingt das. Mein Vater starb vor fast 30 Jahren im Krankenhaus...und noch heute tut mir das weh.

Früher hat man die Verstorbenen zu Hause aufgebahrt, und jeder konnte Abschied nehmen. Das hat den Tod normal gemacht und geerdet. Heute sind viele froh, wenn ihre Angehörigen nicht zu Hause sterben.

Am besten kommt man mit Verlusten zurecht, wenn man hinterher sagen kann, man hat sein Bestes gegeben. Dazu gehört für mich unbedingt, dass meine Angehörigen da sterben dürfen,  wo sie gelebt haben.

Falls es Seelen oder Geister von den Verstorbenen geben sollte, sind diese sehr lieb zu uns. Also wenn man den Tod als das sieht, was er ist   ....das Ende von Leben......dann lässt man seine Lieben zu Hause sterben.


Guten Tag, Gruß Silvia



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