Dienstag, 11. April 2017

10. April 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Schwerin bei Petra



Vorspeise: Zweierlei vom rohen Fisch, Avocado, Pumpernickel, Salat
Hauptspeise: Zanderfilet auf Zwiebel/Fenchelgemüse, Bratkartoffel, Selleriestampf, Dill/Meerrettichsoße
Nachspeise: Selbstgemachtes Eierliköreis, Schokolade, warme Soße


"Alles gut"

sagt Petra wiederholt und ziemlich sinnfrei zum noch lebenden Zander, kurz bevor der geschlachtet und zerlegt wird. Vielleicht hätte sie auch vorher eine ihrer spirituellen

Karten für ihn ziehen können.

Aber sicherlich harrt sie bei ihrer Rückkehr vom Einkauf einen Moment vor dem hauseigenen Altar der esoterischen Glaubensrichtung aus,

schickt eine Bitte gen Himmel oder sonstwohin ...

und schon hantiert sie in der Küche, um in dieser Vor-Osterwoche drei bislang fremde Leute zu bekochen. Die Anzahl ihrer Gäste kennt sie anfangs gar nicht so genau - der Regisseur hat vergessen, seine Figuren im Spielchen umfassend zu unterrichten.

Peter hat mit Esoterik so gar nichts am Hut, und da stimme ich ihm gerne zu: Eher, dass sie Menschen hilft, treibt sie sie in die Hilflosigkeit und Abhängigkeit und manchmal in die Arme von Leuten, die dies gnadenlos ausnutzen.

Aber jeder so wie er mag. Den Himmel über sich selbst braut man sich zum Teil eben auch selber zusammen.

Heute jedoch zieht es Leute zueinander, die gerne kochen oder auch mal ins Fernsehen wollen.

 Michael hat ein bisschen Ähnlichkeit mit

Hinnerk Schönemann,

besonders dann, wenn er lächelt.

Marianne hat nur Ähnlichkeit mit sich selber, und im Gegensatz zur Gastgeberin, die bereits nach zehn Minuten des Zusammenseins

die Runde lobt,

ist sie skeptisch, was Peter angeht. Zu Michael hingegen fühlt sie sich gleich hingezogen.

Michael seinerseits erinnert sich vage an Petra, denn sie hatte 15 Jahre lang einen Fischstand vor einem Baumarkt.

Den kennt Peter nur vom Sehen - denn wenn er in einen Baumarkt geht, geht er eben nur in einen Baumarkt und hat keinen Hunger.

Ich hätte gern den Nachtisch genommen, denn Eierlikör mag ich zwar pur nicht trinken, aber als Dessert-Zugabe finde ich ihn genial.

Für eine Frau, die professionell mit Fisch gehandelt hat, hat Petra ziemlich wenig Ahnung von den Tieren  - aus diesem Umstand heraus kommt auch Thunfisch auf die Teller,

und ihren Zander paniert sie - so wie er auf Stadtfesten, auf Weihnachtsmärkten und eben in Fischbuden zubereitet wird,

was für ein perfektes Dinner überflüssig ist.

Überhaupt ist viel zu viel Fisch in ihrem Dinner.

Ihren Menü-Titel verstehe ich auch nicht: Fisch is(s)t unser Leben!

Oder hat sie am Ende die Fisch-Bude aufgegeben, weil der Fischverkauf ihr Leben aufgefressen hat?

Gut, dass Marianne anwesend ist, denn sie bringt ein bisschen Schwung in die Angelegenheit, und dass sie eine "Alkohol-Allergie" hat, die sich auch auf Bestandteile in zum Beispiel Soßen bezieht, bringt eine kleine Hürde für die nächsten Tage mit sich.

Ansonsten fehlt mir in diesen Vier-Leute-Wochen immer die fünfte Meinung.

Petra bekommt zweiundzwanzig von dreißig möglichen Punkten. Ob damit alles gut wird am Ende der kurzen Woche,

und sie den Gewinn einstreichen darf,

ist heute so was von überhaupt nicht abzusehen.


Guten Morgen, Gruß Silvia




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