9. Dezember 2024 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Köln bei Philipp

"Ne joode Ovend"
Vorspeise: Öllich und Dreierlei „aus den Tiefen des Kühlschranks“ - Aubergine / Kokos / Knoblauch
Hauptgang: Wildes Jedöns mit Sauce - Reh Hirsch/ Kartoffel / Möhre / Petersilienwurzel Pastinaken/ Erdbeere
Nachtisch: Zweier-WG - Schokolade / Himbeere

Coolness ist meist die Summe aus ungetrübtem Selbstbewusstsein und intellektueller Bescheidenheit.
© Matthias Scharlach (*1950) Prof. a. D.

Cool und selbstbewusst und durch offenbar keine Überraschung aus der Ruhe zu bringen ist Philipp schon mal, alles andere wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Der

23jährige Philipp wird allgemein Willi genannt - wie ein Millowitsch sieht er allerdings nicht aus. Wie aus seinem schönen Namen Philipp ein schnöder Willi geworden ist, bleibt unerklärt. Erklärt wird jedoch

der Sinn dieser Woche, die ausgestrahlt wird, als am Horizont bereits das Weihnachtsfest zu sehen ist: es geht um Festtags-Menüs.

Philipp denkt, dass die Deutschen zu Weihnachten Würstchen und Kartoffel-Salat bevorzugen und will zeigen, dass es auch anders geht.

Dass es anders geht, wissen die Deutschen allerdings: und an Weihnachten werden in den meisten deutschen Küchen sehr besondere Speisen zubereitet. Manche essen an Heiligabend - einen Tag vor Weihnachten - Kartoffelsalat mit Würstchen.

Der Sportstudent wollte eigentlich Koch werden, aber seine Ausbildung hat er nach einem Jahr abgebrochen und erzählt,

dass er in diesem Jahr mehr über Küchen-Hygiene als übers Kochen gelernt hat.

Das kann ich mir kaum vorstellen. Aber natürlich wissen das Leser, die den Beruf der Köchin oder des Kochs ausüben, am besten. - Seine Kenntnisse in der Studenten-WG-Küche sprechen auch eine andere Sprache.

Das Menü

wird von den Befindlichkeiten dreier Kandidaten-Gäste massiv torpediert: Tanja ist Pescetarierin, Mariam mag keine Schokolade und Sallam (Sally) hat eine Knoblauch-Unverträglichkeit.

Bekannt ist ihm im Vorfeld nur, dass ein Gast kein Fleisch isst. Daher gibt es

anstelle des Hirschfilets, das ursprünglich ein Rehfilet werden sollte, eine raffiniert gefüllte Wirsing-Roulade.

Noch nie gesehen oder davon gehört: die Vorspeisen-Zwiebel, Öllich genannt. Eine wie eine Blume gefächerte Zwiebel legt er in Buttermilch ein, mehliert und frittiert sie. Da Knoblauch involviert ist, muss er für Sallam eine andere Zwiebel zubereiten.

Für den schokoladigen Nachtisch muss er sich erneut flexibel zeigen und ändert für Mariam die Füllung. Leider ist auch der Teig aus Schokolade ...

Das alles kostet Zeit ... und die rechnen sich die Gäste nicht etwa selber negativ zu, sondern als willkommene? Gelegenheit wird das dem Gastgeber übergestülpt.

Sie selber haben schließlich Glück, denn ihnen sind nun alle Befindlichkeiten der anderen Kandidaten bekannt. Es sei denn, es treten urplötzlich neue auf ... man kennt es.

Fazit

Mit keinem guten Gefühl sehe ich den nächsten vier Tagen entgegen und bezweifle, dass man sich hier die vielleicht noch fehlende Weihnachts-Stimmung holen kann. Am Ende muss das mit dem weihnachtlichen Gefühl wieder

"Der kleine Lord"

richten. - Und nein, ich gucke das rührselige Stück trotzdem nicht mehr, ich kenne den Film schließlich.

Die Gäste sollen im übrigen nicht nach ihren eigenen Geschmäckern bewerten ... sondern danach, ob alles gekonnt zubereitet worden ist.

Und gekonnt und gelungen sehen die drei Gänge aus.

Kurz vor der Bewertung redet so manch ein Gast Quatsch: heute ist es besonders Sallam, die meint es wäre das fast perfekte Dinner gewesen.

Ihr Fast kenne ich nicht, wenn man 10 Punkte als Höchstbewertung zur Verfügung hat: 7 gibt Sallam (Sally) für das von ihr sognannte perfekte Dinner, je 8 Mariam, Tanja und Philipp II.

Philipp (Willi) darf sich 31 Zähler notieren, und ich bemerke, dass er alles freihändig zubereitet hat, völlig ohne Spickzettel. Vielleicht hat er mehr in seinem einen Jahr

Kochausbildung gelernt, als er zugeben mag.

Guten Morgen, Gruß Silvia