Samstag, 15. Juli 2023

15. Juli 2023 -Tierheim-Hunde ... Sind sie dankbarer als andere?

Meine wilde Tierheim-Hündin Momo



Tierheimhunde -
sind sie dankbarer als andere?

Dankbarkeit ist ein sehr menschliches Empfinden ... und in der einen oder anderen Weise sind wir Menschen natürlich oft in Versuchung, unsere Hunde zu vermenschlichen. Das sollte man besser, so gut es uns möglich ist, vermeiden. Aber Menschen sehen aus ihrer Sicht - und Hunde ebenfalls aus ihrer, und das sind zwei verschiedene Sichtweisen, die sich ziemlich unterscheiden können.

Gemeinsam und aufgrund meiner Hunde Robin (Yorkshire-Terrier) und Bienchen (Malteser Hündin) bin ich in der näheren, aber auch weiteren Nachbarschaft bekannt geworden, denn solch ein Dreiergespann ist eben kaum zu übersehen. Dann starb Robin, eineinhalb Jahre später Bienchen - und Charlie kam in mein Leben. Viele Nachbarn vermissten zunächst Robin, dann Bienchen - und sie begrüßten Charlie, der leider aufgrund seiner mir von Anfang an bekannten schweren Herzerkrankung nur 17 Monate in meinem Leben war.

Nun ist Momo, der schwarze Pudelmix-Blitz, in meinem Leben - und nach und nach wurde sie den meisten Menschen in meinem Umfeld bekannt. Vor einigen Tagen habe wir gemeinsam jemanden getroffen, den ich schon längere Zeit nicht mehr gesehen habe. Liebevoll hat er Momo betrachtet, während ich auf Nachfrage in Kurzform ihre Geschichte erzählt habe: denn im Gegensatz zu Robin und Bienchen kam sie wie Charlie aus einem Tierheim.

Und da fiel erstmals dieser Satz - und der Mann ist selber Hunde"besitzer": "Tierheim-Hunde sind ja die dankbarsten ..."

Sind sie das? Können Hunde überhaupt dankbar sein? Oder ist das nur wieder ein Spruch aus der Rubrik Vermenschlichung?


Hunde sind nicht dankbar!

Dankbarkeit ist eine moralische Sekundär-Emotion, die auch wir Menschen aus z. B. Vorbildern oder erzieherischen Vorgaben erlernen müssen und mit denen wir im Laufe der Zeit vertraut werden.

Hunde jedoch kennen keine Dankbarkeit im rein menschlichen Sinn: sie leben im Hier und Jetzt und nicht in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Und da unterscheidet sich der Hund aus dem Tierschutz nicht gegenüber einem Hund, den man von einem seriösen Züchter gekauft hat. Den Begriff "seriös" erwähne ich in diesem Zusammenhang, weil bei dem Kauf eines Vermehrer-Welpens bei jedem Käufer alle Alarmglocken läuten - und den Käufern ein schlechtes Gewissen verursachen sollten. Besser noch, jeder nimmt Abstand vor einem solchen "Kauf", denn nur so - so traurig es auch für viele Tiere ist - lässt sich dieses Big-Business irgendwann eindämmen.

Das "schlechte Gewissen" ist auch etwas, das ein Hund nicht haben kann. Wenn er etwas anstellt, was seinem Herrchen oder Frauchen nicht gefällt, so macht er das schließlich niemals mit Absicht, sondern eher aus spielerischen Gründen oder vielleicht auch aus Langeweile heraus. 

Videos im Internet, die augenscheinlich zeigen, dass ein Hund ein schlechtes Gewissen hat, sind dem Tier antrainierte Verhaltensweisen, die der menschlichen Verhaltensweise angepasst ist (weil sich das gut verkaufen lässt).

So verhält es sich auch in Filmen, in denen der Hund z. B. mit der Pfote seine Augen verbirgt, wenn er etwas angestellt hat ... und somit Scham zeigen soll. Die Betonung liegt auf dem "Soll" - und nicht auf dem Empfinden des Hundes, denn Schuldbewusstsein kennt er nicht.

Auch ein Hund, der aus schlechter Haltung gerettet worden ist, wird gegenüber seinem neuen und tierfreundlichen Halter keine Dankbarkeit zeigen. Wofür sollte er auch dankbar sein? Dafür, dass es ihm heute besser geht als gestern und vorgestern? Oder sollte er dankbar sein, weil sein Mensch das erwartet?

Hunde sind nicht auf der Welt, um uns dankbar zu sein. Aber vielleicht sind sie auf der Welt, damit wir für ihr Leben und ihre Zuneigung zu uns dankbar sind ...


Sammy - ein lebendiger, trauriger Beispielhund

Während unserer täglichen Waldspaziergänge haben wir Sammy kennengelernt. Sammy ist ein recht großer Mischlingshund - und sein Herrchen ist ihm von Herzen zugeneigt und rundum um sein Wohlergehen besorgt.

Inzwischen hat er Sammy seit 11 Monaten. Zuvor lebte der scheue, ängstliche Hund bei Leuten mit drei Kindern. Die Kinder durften mit ihm machen, was sie wollten, denn er wurde angeschafft, um ihnen als willfähriges Spielzeug zu dienen.  Und wenn Sammy nicht parierte, wurde er u. a. mit einem Staubsaugerarm verprügelt. Bei Gelegenheit wurde er auch mal in einer Abstellkammer weggesperrt.

Sammys jetziges Herrchen hat ihn aus dieser Umgebung herausgeholt. Schon das war ein heldenhafter Akt. Und nun könnte man denken,

dass der zwar sehr liebe, aber doch bockige Hund ihm vor lauter Dankbarkeit aufs Wort folgt. Dem ist allerdings nicht so, denn wenn das Vertrauen eines Hundes einmal schwer gebrochen wurde, vertraut er nicht so leicht einem anderen Menschen.

Und dass ein Hund im Hier und Jetzt lebt, bedeutet nicht, dass er die Qualen der Vergangenheit vergessen hat - sondern nur, dass er sich auf das Hier und Jetzt wieder einlassen kann, wenn es an der Zeit ist.

Für Sammy ist diese Zeit noch nicht gekommen. Er ist noch skeptisch.

Könnte ein Hund dankbar sein, wäre Sammys beste Zeit seines Lebens längst angebrochen.


Wofür sollte ein Hund einem Menschen also dankbar sein?

Dafür, dass er von ihm genug und abwechslungsreich zu fressen bekommt?
Dafür, dass er möglichst artgerecht versorgt und beschäftigt wird?
Für Spaziergänge?
Für unsere Liebe? - Die gibt er uns auch.
Vieles, was wir ihm geben, gibt er zurück - und mehr ... Dankbarkeit gehört nicht dazu.

Guten Tag, Gruß Silvia



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