Montag, 16. Januar 2023

15. Januar 2023 - ARD - Tatort Dortmund "Du bleibst hier"




Jörg Hartmann als Peter Faber
Stefanie Reinsperger als Rosa Herzog
Rick Okon als Jan Pawlak
Sybille Schedwill als Dr. Greta Leitner
Andreas Schröders als Martin Engel
Wolfgang Rüter als Josef Faber
Valery Tscheplanowa als Natalja Richter
Tanja Haller als Sylvia Schäfer
Carl Benzschawel als Tarek Hadad
Lea Taake als Lina Köhler
Doris Plenert als Frau Wenger
Angelika Bartsch als Britta Tremmel
Rafael Stachowiak als Nikolaj Sorokin
Martin Horn als Thomas Kempf

Buch: Jörg Hartmann, Jürgen Werner
Regie: Richard Huber


Tatort Dortmund
"Du bleibst hier"

Der krankgeschriebene Peter Faber verwahrlost in seinem Opel Manta in einem Waldgebiet und zeigt ein Bild des Schreckens psychischer Labilität schon in seinem Äußeren, bildlich dargestellt als Zottel-Vollbart: anstatt sich aus Trauer über den Tod seiner geliebten Kollegin Martina Bönisch in die Arbeit zu stürzen, stürzt er in tiefe Verzweiflung, die viel von Selbstmitleid hat.

Unterdessen müssen sich die Kollegen, die jeweils ebenfalls ihre Päckchen zu tragen haben, um einen möglichen Mord kümmern: Blutspuren werden im Westpark gefunden, die darauf hindeuten, dass ein Immobilienhai ermordet worden ist. Ein Dealer ist zusätzlich verschwunden. Aber es gibt einen Ausgleich zum verschwundenen Dealer ...

denn posthum erscheint Martina Bönisch dem wirren Kommissar, zu dessen innerem Zustand nun auch sein äußerer passt. 

Die Spur führt ins Dortmunder Kreuzviertel, einem Szeneviertel nahe der Stadtmitte. Fabers Kreuz mit der psychischen Gesundheit bekommt einen direkten Zusammenhang mit seiner Herkunft:

im Kreuzviertel lebt sein Vater, mit dem er seit Ewigkeiten über Kreuz liegt. Die Anschuldigungen bezüglich des Unfalls seiner Mutter sind jedoch völlig falschen Erinnerungen und der Glorifizierung der Mutter geschuldet - ein Prinz Harry aus dem Dortmunder Präsidium? Den eigenen Erinnerungen kann man eben nicht immer trauen.

Seltsam ist lediglich, dass es zur Korrektur der Erinnerungen jahrzehntelang gebraucht hat ... denn Fabers Vater, nun beinahe 80 Jahre alt und dement, ist ein Guter. Die Mutter wollte Sohn und Ehemann verlassen ... und ist vor ein Auto gelaufen und gestorben.

In seinem Friseursalon, einem Relikt aus den vermutlich 1960er Jahren, im Kreuzviertel arbeitet Fabers früherer Freund Martin Engel. Hier finden ältere Damen noch einen leidenschaftlichen Friseur, der ihnen ihre Dauerwellen legt - und sie sich mit Kuchen und Champus revanchieren. Ein kleiner Lichtblick sind diese Damen und die vielleicht einzigen in diesem Plot, die seelisch noch völlig gesund und auf der Höhe sind ...


Kurze Inhaltsangabe

Fabers Vater Jupp gerät ins Visier von Rosa Herzog und Jan Pawlak, während Peter Faber Spuren beseitigt, die auf seinen Vater hinweisen.

Am Ende stellt sich heraus, dass Martin Engel den Dealer eher durch einen Unfall zu Tode gebracht hat - und den Immobilienhai ermordet hat. Denn dieser hatte es auch auf das Haus abgesehen, in dem sich sein Friseursalon befindet.

Gefunden werden die Toten in dem unterirdischen Kanal-System. Dort hat Jupp mit seinem Sohn Peter früher viel Zeit verbracht.


Fazit

Nun ist klar: durch die viele Zeit, die Faber in dem unterirdischen System verbracht hat, fehlt ihm jede Menge an Sonnenenergie ... bis heute herrscht die Dunkelheit und ein fehlendes Vitamin-D-Depot in seinem Kopf weiter. Zumindest versöhnt sich der Sohn mit dem Vater. Der Vater seinerseits hegte sowieso nie einen Groll gegenüber dem Sohn.

Es ist kein Tatort im herkömmlichen Sinn, denn der Mord oder die beiden Morde sind nur eine Randerscheinung beim Waten durch Fabers qualvollem Seelenleben.

Immerhin darf Martin ihm am Ende den zotteligen Bart abrasieren, während er - das Rasiermesser nahe an Fabers Kehle - die Tötungen gesteht.

"Du bleibst hier", waren die letzten Worte Martinas an Faber. Ja, er bleibt hier. Aber eine ganze Kolonne von Polizeipsychologen wird den Kommissar kaum noch auf stabile Füße stellen können - er leidet, leidet aggressiv und andauernd. Erst eine Kindheit, die dumm gelaufen ist. Dann der Tod seiner Ehefrau und seines Kindes. Und dann noch der Tod von Martina Bönisch.

Eigentlich könnte er sich aus dem Sumpf der andauernden Trauer endlich selber herausziehen, um doch noch ein umgänglicher Mensch zu werden.

Von mir 3 von 5 möglichen Sternen für diesen Krimi, der eher eine Milieustudie und ein Psychogramm des Hauptkommissars ist, während seine Kollegen Rosa Herzog und Jan Pawlak - ebenfalls leidend - in seine Fußstapfen treten, ohne jedoch und zum Glück seinen Aggressions-Zustand zu erreichen.


Guten Morgen, Gruß Silvia 

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