Dienstag, 31. Januar 2023

30. Januar 2023 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Köln bei Sarah


Vorspeise: Marinierter Ofen-Kürbis / gebratene Riesengarnele / Feldsalat
Hauptgang: Geschmorte Ochsenbacke / Schwarzwurzel / Sellerie
Nachtisch: No-Bake Cheesecake / Zwetschgenröster / Salzkaramell


Eltern und Lehrer sind die ersten Talentgärtner.
© Alfred Selacher (*1945)

In dieser Woche sind gleich drei Lehrer vertreten, die diesmal allerdings nicht die Talente ihrer Schüler ausgraben müssen, sondern beweisen können, ob sie Küchen-Talente besitzen. Die 31jährige Lehrerin Sarah legt vor. Sie ist Sonderpädagogin in einer Grundschule und kümmert sich klassenübergreifend um gehandicapte Schüler der Jahrgänge 1 bis 4.

Sie lebt gemeinsam mit ihrem langjährigen Freund Julian in einem kleinen Ort nahe Köln, in dem es gemächlich und viel ruhiger zugeht als in der Karnevalshochburg. Auf Karneval komme ich jetzt nur aus dem Grund, weil es nicht mehr lange dauert - und es wird wieder Helau und Alaaf gegrölt. Klar, Helau gehört zur Düsseldorfer Fraktion, die heute durch den

Schulleiter Jörg vertreten wird. Er ist doch tatsächlich gebürtiger Düsseldorfer, hat dafür aber eine Menge Entschuldigungen parat: immerhin ist seine Frau Kölnerin, und seine beiden Söhne sind ebenfalls in Köln geboren ...

Weiter mische ich mich in diese seltsame und seit Ewigkeiten gepflegte Städtekonkurrenz nicht ein, denn ich stamme weder aus Köln noch aus Düsseldorf.


Das Menü

... kommt in seine letzte Probephase, als Julian, der gelernter Koch ist, dieses und jenes probiert, ein wichtiges "Gesicht" aufsetzt und ein paar schlaue Sprüche zum Besten gibt: zum Beispiel darüber, dass sie sich in den Finger geschnitten hat ...

Es ist davon auszugehen, dass er mehr Anteil an ihrem Dinner hat, als zu sehen ist: immerhin schwimmen die Ochsenbäckchen bereits in einer Soße - und müssen nur noch final zu Ende gegart werden. Das aber vermeidet Sarah offenbar, und die Bäckchen fallen nicht von selbst auseinander, sondern sollen nach Gästebewertung zäh sein.

In der Vorspeise ist das Kürbis-Püree offenbar bitter. Sarah hat ein bitteres Gewürz verwendet, und ich habe keine Ahnung, warum sie das getan hat.

Warum ist der Käsekuchen hart wie ein Eisblock?

Kann Sarah kochen? Klar! Aber nicht auf einem hohen Level.


Fazit

Wie in mancher damaligen Schulstunde fühle ich mich heute gelangweilt. Ich weiß, damals hätte ich die Langeweile überwinden sollen - aber sowohl damals als auch heute kann ich das gut durch Gedankengänge überbrücken, die nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben.

Die Punkte: je 7 geben Jörg, Ramona und Mustafa, 8 gibt Linda.

Insgesamt ergeben sich für Sarah und ihren Berater Julian 29 Punkte. Schön, aber hoffentlich hat der eine oder andere der Kandidaten mehr Koch-Talent.


Guten Morgen, Gruß Silvia 

Sonntag, 29. Januar 2023

29. Januar 2023 - Das perfekte Märchen-Dinner




Das perfekte Märchendinner

Der Casting-Agentur, die für die Sendung "das perfekte Dinner" tätig ist, gelang vor kurzem ein großer Wurf: sie konnten ein paar prominente Märchenfiguren für ihr Format begeistern,

und nun kochen diese drauf los:

Rumpelstilzchen springt um ein Feuer herum und stimmt Dornröschen auf ein einzigartiges Dinner ein: er erwartet, dass die Königin ihm ihr Kind überlässt ... und hat gar Scheußliches damit im Sinn. Schneewittchen ist zickig und möchte nicht auf ihren Apfel verzichten und ansonsten nur kleine Portionen zu sich nehmen. Hans im Glück will es nehmen, wie es kommt, denn das brachte ihm immer wieder Glück und Freude in sein zartes Gemüt.

Aschenputtel ist bereits mit ihrem eigenen Dinner beschäftigt und sortiert Erbsen und Linsen und lässt sich nicht davon abbringen, dass sie unter allen Märchenfiguren die schönste ist. Da sind Schneewittchen und Dornröschen aber völlig anderer Meinung - und schon schürt Rumpelstilzchen das Feuer, damit es noch mehr lodert.

Hans im Glück sind all die Querelen völlig egal. Seine Welt dreht sich nur um ihn selbst, als er von Aschenputtel darauf hingewiesen wird, dass er noch nicht einmal ein Prinz ist ... von einem Märchenprinzen ganz zu schweigen. Sofort holt Hans den Spiegel von Schneewittchens Stiefmutter aus seiner Tasche

und fragt: Wer ist der Glücklichste im ganzen Land?

Sie haben alle die Rechnung ohne Hänsel und Gretels Hexe gemacht, die plötzlich als furchterregende Furie um die Ecke kommt - sie ist der Kopf des Fernseh-Teams und führt sowohl Regie als auch die Kandidaten gern in die Irre. "Ihr befindet euch hier nicht in einem Glücklichsein-Wettbewerb, das ist nicht der Sinn meiner Sendung. Ihr seid hier, um zu kochen ... denn ich habe euch alle zum Fressen gern und möchte,

dass ihr satt und mollig und nicht klapperdürr aus dieser Sendung herausgeht."

Rumpelstilzchen kann gar nicht kochen, sondern nur Feuer einheizen. Schneewittchen kennt nur kleine Portionen, weil sie eben für sehr, sehr kleine Menschen gekocht hat.

Dornröschen hat den Koch-Trend glatt verschlafen. Sie will sich mehr auf die Deko aus Rosen und Dornen konzentrieren - und mit ihrer Schönheit punkten. Letzteres lässt die Hexe jedoch nicht gelten und sagt: "Du bist weit über 100 Jahre alt, da ist es Zeit, von Eitelkeiten Abstand zu nehmen."

Hans im Glück denkt an ein Picknick auf grüner Wiese unter blauem Himmel, denn er ist ein ziemlicher Romantiker.

Irgendwie gibt es in dieser Gruppe keinen Gleichklang. Jeder kocht sein eigenes Süppchen, ohne wirklich zu kochen, sondern die eigene Person in den Vordergrund zu stellen. Märchenfrauen eben und zwei Märchenmänner. Jeder von ihnen fühlt sich in einem falschen Film ...

bis die Hexe sie alle in ihr Häuschen einlädt, um ihnen mal so richtig einzuheizen ...

Und wenn sie dort nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute ... wäre jedoch unwahrscheinlich, denn sie sind der voxschen Hexe ins Netz gegangen ...


Guten Tag, Gruß Silvia 

Samstag, 28. Januar 2023

28. Januar 2023 - Animal Hoarding ... anhand der ZDF-Frühling-Episode: Das Mädchen hinter der Tür



Am 29. Januar 2023 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen,
vorab in der Mediathek

Animal Hoarding ...
anhand der ZDF-"Frühling"-Episode:
"Das Mädchen hinter der Tür"

... lebt an einem Waldrand, aber noch mehr am Rande jeder gesellschaftlichen Kommunikation mit Menschen. Dafür hat sie viele Tiere um sich herum, für die sie in ihren Augen die Verantwortung übernommen haben will - und sich als verantwortungsloses, bedauernswertes Menschenkind zeigt, das jedoch mittels Nachdenken auf eine andere Lösung kommen könnte, als Tiere qualvoll zu halten. Und das alles trotz einer vielleicht bösen Vorgeschichte im eigenen Leben.

Sie hat Fische, Vögel, Katzen, Hamster, Hasen, Meerschweinchen, Waschbären - eigentlich alles, was sich qualvoll zusammenpferchen lässt.  Um an immer mehr Tiere zu gelangen, hat sie im Wald Fallen aufgestellt. In die tappen auch u. a. Wildvögel.

Auf einem großen Grundstück vor ihrem Haus hat sie einen eigenen Friedhof für all die Tiere eingerichtet, und das unterstreicht den Grusel, wirft aber auch die Frage auf: kommt hier niemals ein Spaziergänger vorbei, den dieser Anblick stutzig macht?

Ein schwieriges Thema für eine Familiensendung. Es wird sensibel verpackt, aber mehr in Richtung der Täterin als in Richtung ihrer unzähligen Opfer. Dorfhelferin Katja packt die Frau mit Samthandschuhen an und zeigt Verständnis, wo vielleicht Wut nicht unangebracht wäre.

Natürlich ist Animal Hoarding eines psychische Erkrankung, aber die betroffenen Leute wissen dennoch sehr genau, ihre "Sammlung" zu verbergen, weil sie eben doch ein Unrechtsbewusstsein haben.

Achtgeben könnten Kassierer in Geschäften, falls jemand unsinnig viel Tierfutter (oft auch für sehr unterschiedliche Tier-Arten) kauft, das für eine normale, gesunde und durchschnittliche Tierhaltung niemals benötigt würde.  Oder auch Online-Firmen, bei denen übermäßig viele Bestellungen eingehen ... könnten mittels Überwachungsmechanismen (die sie für das Kaufverhalten ihrer Kunden ohnehin haben) bei Behörden Alarm schlagen.

Ich stehe hier eindeutig auf der Seite der Tiere. Viele verlorene Tier-Seelen gegen eine verlorene Menschen-Seele. Die Summe spricht das Urteil.

In unserer Stadt gab es vor ein etlichen Jahren eine Frau, die etwa 150 Hunde "gesammelt" hat. Die wurden nach langer, viel zu langer Zeit endlich beschlagnahmt. Obendrein handelte es sich bei dieser Frau um eine Hunde-Trainerin.

Wie ich damals auf meinen Waldspaziergängen erfahren musste, hielten viele Leute große Stücke auf die Tier-Misshandlerin, weil sie sie - nach ihren Aussagen - für eine großartige Hundetrainerin gehalten haben.

Was mich allerdings betrübte, war die Tatsache, dass sie nicht lange nach

der Beschlagnahme bereits wieder elf!!! Hunde besaß. Das haben mir mehrere ihrer Bewunderer unabhängig voneinander glaubwürdig erzählt. Diese Leute hatten Verständnis für die Frau ... obwohl sie selber Hunde hatten.

Offensichtlich hat sie sich nicht in psychiatrische Behandlung begeben - oder die war sinnlos. Als mir bekannt wurde, dass sie wieder 11 Hunde in ihren Klauen hatte, habe ich in der  Behörde angerufen. Die haben mich abgewiesen mit der Aussage, das ginge mich nichts an ... Zwar habe ich erwidert, dass es mich jede Menge anginge, aber es führte zu keinem Ergebnis.

Ob sie je vor Gericht gelandet ist? Selbst aus der Presse konnte ich das nicht in Erfahrung bringen. Obwohl keine Handlung eindeutiger gegen das Tierschutzgesetz verstoßen kann.

Der Film "Das Mädchen hinter der Tür" gefällt mir nicht besonders, weil das Thema viel zu heikel für eine solch kurze Abhandlung ist - und ähnlich gepolte Leute eher auf Ideen bringen kann - siehe Wildtierfallen.

Allerdings gebe ich weder eine Sternenbewertung noch rate ich davon ab, sich den Film anzusehen.

Er hat mich selber nur tief getroffen, und ich bin nicht zufrieden mit dem Zusammenspiel der Tierquälerin und Katja Baumann, der Dorfhelferin.


Guten Tag, Gruß Silvia 

 


27. Januar 2023 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Münster bei Jürgen

Foto: S. B.

„Pute 2.0“
Vorspeise: Vitello tonnato / Limoncello-Lachs
Hauptgang: Involtini vom Rind / Steinpilze / Risotto
Nachtisch: Tiramisu / Crème brûlée


Immer wieder geht die Sonne auf ...
- nicht nur ein Lied von Udo Jürgens, sondern Allgemeingut

Wenn der 49jährige Steuerberater Jürgen an den gestrigen Tag bei Inga denkt, kommt er sehr schnell auf den Casus knacksus zu sprechen - und erklärt ehrlich: "Wir vier verstehen uns "Bombe"." Inga ist bei den von ihm gemeinten Vieren außen vor, sie gehört nicht dazu.

Auch Inga wird ihre Freunde und Freundinnen haben, die sie nach diesem mittelschweren Dinner-Desaster hoffentlich auffangen.

Manchmal passen Menschen einfach nicht zueinander - und hier unabhängig von Ingas seltsamem Dinner, das sie ohne viel Mühe, aber mit schräger Phantasie zusammengewürfelt hat, sondern von dem Zusammenspiel mit den anderen Teilnehmern. Das sagt nicht viel aus. Das ist schnell passiert und geschieht täglich. Hätte Inga sich wirkliche Mühe gemacht, ein gutes Dinner auf den Tisch zu bringen - sie hätte viel auffangen können ...

Sie müssen sich schließlich nicht zu Fünft wiedersehen, sondern können zu Viert irgendwann - vielleicht jetzt während der Ausstrahlung - reflektieren.


Das Menü

Die "Pute" als Dinner-Motto entspringt dem Running-Gag der Runde. Eine Pointe, über die man vielleicht schmunzeln könnte, hat der interne Witz der Teilnehmer nicht.

Die Freundin Johanna und der Freund Jochen gehen Jürgen hilfreich zur Hand. Johanna dekoriert den Tisch,

Jochen schneidet das (mitgebrachte und bereits gegarte) Kalbfleisch in feine Streifen für das Vitello tonnato.

Es muss Oktober sein während der Dreharbeiten. Ein Oktober, der besonders in Bayern gefeiert wird. Da fällt mir gerade ein, dass das Oktoberfest eigentlich Ende September stattfindet ... oft schon war an meinem Geburtstag der "Anstich", aber Berührungspunkte habe ich trotzdem keine.

Rein optisch gefällt der Hauptgang mir gar nicht. Drei Gäste lästern auch sehr und ausgesprochen gerne über die Qualität, während Inga noch in Jürgens Küche steht und ihm auf die Finger guckt.

Der Nachtisch ist - vielleicht zu vanillehaltig für Inga - schön anzusehen.


Fazit

Ein Koch-Wettbewerb geht seinem Ende entgegen, so wie es jede Woche ist. Und in jeder Woche gibt es Highlights und Tiefpunkte. Ums Kochen allein geht und ging es beim "Dinner" noch nie: es geht um eine gelungene oder weniger gelungene Mischung von Kochen, Wohnen, Extravaganzen oder Bodenständigkeiten, um  Mitmenschlichkeit oder auch fiesen Attacken - und um Geld. Zusätzliches Geld hat vielleicht der eine oder andere überhaupt nicht nötig, aber Ehrgeiz ist schließlich auch eine Option, um nicht ganz so freundliche Seiten zu zeigen.

Der Tiefpunkt in dieser Woche war "eine gegen alle" oder eher "alle gegen eine", und ich muss mich leider auf die Seite der Mehrheit stellen, weil ich ihre Sichtweise besser nachvollziehen kann.

Aber adrett sieht Inga heute in ihrem Dirndl aus. Bei diesem Dress-Code wäre ich aufgeschmissen: ich habe kein Dirndl, und ich würde mir auch keines kaufen, um mich mit einem Bayern-Detail herauszuputzen.

Die Punkte: je 9 geben Inga, Sina und Lisa, 8 gibt Edip.

Mit 35 Zählern liegt Jürgen, der unserem Bundeskanzler so ähnlich sieht, aber sicher gelassener in die Welt guckt und sich um die korrekten Steuerzahlungen anderer Leute kümmert, damit der Staatssack nicht austrocknet, auf dem 2. Platz.

Es gewinnt Sina.

Abschied von der Münsteraner Gruppe vor Jürgens Tür: Jürgen, Lisa und Edip rauchen je eine dicke Zigarre. Könnte man sie als Friedenspfeifen betrachten oder als Rauchzeichen der Versöhnung? Leider muss Jürgens Malteser-Hündin Simba auf seinem Arm aktiv mitrauchen. Pfui, Jürgen!

Kleine Randbemerkung: eigentlich darf Ingas 11jährige Tochter die Dinner-Folgen gar nicht ansehen, denn die Sendung hat eine Freigabe ab 12 Jahren.

Mir bleibt, allen Lesern ein schönes Wochenende zu wünschen.


Guten Morgen, Gruß Silvia 



Freitag, 27. Januar 2023

27. Januar 2023 - Tatsächlich - "Das perfekte Dinner" - Genau



Tatsächlich - "Das perfekte Dinner" - Genau

Natürlich sind diese beiden Wörter überall auf dem Siegeszug, die deutsche Sprache mittels künstlicher Verlängerungswörter zu kapern, aber da ich regelmäßig nur diese Sendung sehe, beziehe ich mich hauptsächlich darauf. Neben Kochschwaden ziehen unangenehme, in Endlosschleife wiederholte Wörter am Horizont auf und lassen die Aufmerksamkeit für andere Dinge - wie z. B. dem Kochen - massiv sinken.

Warum schaffen es diese Wörter immer, immer wieder, aus den Köpfen direkt in die Münder zu fließen, ohne dass es auf diese Zutat ankommt, um Sätze verständlich ins Mikrofon zu stottern? Wer als Zuschauer einem inneren Monk frönt, kann sich auf keine andere Sache mehr konzentrieren, als auf die, mittels Finger nachzuhalten, wie oft diese beiden Wörter fließen. Doch Halt, wenn nur die 10 Finger reichen würden, wäre es noch einigermaßen erträglich,

doch die Finger reichen nicht. Es müssen Strichlisten auf Papier geführt werden. Ein wirklich überflüssiger Papierverbrauch! So überflüssig, wie es die beiden Wörter sind.

In der Hitliste der gebräuchlichsten Wörter halten sich "genau" und "tatsächlich" tatsächlich (mit voller Absicht benutzt) die Waage. Manche Teilnehmer möchten keines der beiden vernachlässigen, als gelte es, einen Weltrekord im "auf die Nerven gehen" aufzustellen.

Immer öfter gelingen diese Rekordversuche, und so kann jeder Zuschauer am Ende einer Woche sagen: das am häufigsten gehörte Wort ist nicht etwa Bitte oder Danke, sondern Tatsächlich und Genau.

Nebenher, aber bei weitem nicht derart ausufernd, hört man "So, ihr Lieben". Das ist gerade noch vertretbar, weil sich der Ausdruck ohnehin auf völlig natürlichem Wege im Laufe der Woche verringert. Eben in der Art, wie man die anderen nicht mehr als "meine Lieben" betrachtet. Ein besseres Kennenlernen verringert also die allgemeine Anrede und schafft somit Platz für noch mehr

Genaus und Tatsächlichs.


Ein kleiner Tipp

Als Ur-Dortmunderin habe ich mit etwa 12 oder 13 Jahren bemerkt, dass ich nach jedem Satz ein unnötiges, aber lokal recht häufig gebräuchliches Nicht-Wort angewandt habe: W o l l.

Das ging mir selber wohl mehr auf die Nerven als allen anderen. Ich habe mich damals entschlossen, diesem Wort-Geist entgegenzuwirken - und bin damit allen anderen eine kleine Weile lang wirklich auf die Nerven gegangen:

jeden Satz, den ich mit "Woll" beendet habe, habe ich unverzüglich ohne "Woll" wiederholt. Bis heute hat meine

eigene Therapie einen dauerhaften Erfolg gezeigt.

Diese Therapie kann ich vielen, vielen Dinner-Teilnehmern ebenfalls empfehlen - allerdings sollten sie dies auf keinen Fall vor laufenden Kameras, sondern im Vorfeld tun.


Guten Tag, Gruß Silvia 

26. Januar 2023 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Münster bei Inga



„Mien Münster - Pumpernickelraise“
Vorspeise: Pumpernickelkiärken
Hauptgang: Pumpernickeldürnänner
Nachtisch: Pumpernickelleeze


Stimmungs-Niedergang

So kann es gehen, wenn die 11jährige Tochter Jette "ins Fernsehen" will und die Mutter Inga mit seltsamen Ideen improvisieren muss. Dass Jette "ins Fernsehen" wollte, erklärt sie selber und entspringt keiner Vermutung meinerseits. - So ist es auch unbedingt nötig, dass Mutter und Tochter eine Runde "Speckbrett" (ein tennisähnliches Spiel) auf einem Platz spielen. Am Ende des Matches meint Jette trotzig wütend "ich habe scheiße gespielt", gezeigt wurden nur ein paar ihrer guten Schläge. Aber manchmal ist solch ein kleines Wörtchen ein Omen für die nächsten Stunden.

Inga ist Sonderpädagogin in einer Realschule - und doziert heute, was das Zeug hält und die Mikrofone aushalten. Zumindest gerät sie wegen ihrer Koch-Tätigkeiten kein bisschen ins Schlingern, denn sie hat diese auf ein Minimum beschränkt. Und manchmal ist einfach der Wurm drin ... erst funktioniert ihre vierte Herdplatte nicht, dann gibt die Kaffeemaschine ihren Geist auf - und am Ende funktioniert das Miteinander von Gastgeberin und Gästen überhaupt nicht. Murphys Gesetz! Oder auch die Frage: was ist wann zwischen Inga auf der einen Seite und den vier Mit-Kandidaten auf der anderen Seite falsch gelaufen?

Ist es nur ihr seltsames "Dinner"? Eckt sie an, weil sie bislang und bei den anderen Dinnern ausgesprochen viel Kritik geübt hat? Immerhin hat sie alle fair bewertet, was die Gäste jedoch noch nicht wissen - und sich vielleicht während der Ausstrahlung ärgern, weil sie heute nicht nur ihr Dinner abqualifizieren, sondern im Grunde auch Inga als Person.


Das Menü

Ich bin ebenfalls Westfälin (aus Dortmund), und ich kann trotz der Nähe zu Münster mit der Speisekarte rein gar nichts anfangen. Pumpernickel wird auch in Dortmund gern gegessen ... aber ein Pumpernickel-Menü findet sicher eher selten bis überhaupt nicht statt. Ich kenne allerdings auch die lokalen westfälischen Ausdrücke nicht.

Das Brot hat sie nicht selber gebacken, obwohl es ein Hauptbestandteil der gesamten Chose ist. Eine coronaaffine Erklärung dafür hat sie parat: es fehlte an einer Zutat, die sie nicht käuflich erwerben konnte.

Inga hilft den Zuschauern und übersetzt: zur Vorspeise gibt es eine "Kirche" aus Roter Bete, Steckrüben samt einem Feldsalat. Natürlich ist die Kirche Quatsch, auch, wenn sie sich bemüht, alles wie  Kirchtürme aussehen zu lassen. Es könnten genauso gut zwei der 7 Zwerge aus Schneewittchen auf jedem Teller herumlungern.

Wohlschmeckend geht anders. Und das beurteile ich rein nach den Zutaten. 

Für den Hauptgang fällt Inga ein, den Zander mit einer Pumpernickelkruste herabzuwürdigen und zu ärgern. Pumpernickel schmeckt gut - als Deckel auf einem halben Brötchen zum Beispiel, aber dem Zander gefällt dieser Deckel sicher nicht.

Den Nachtisch-Vanille-Pudding für die Herrencreme nimmt sie aus einer Tüte (Brückenschlag Münster - Bielefeld), denn sie mag keinen Vanille-Geschmack ... ich habe schon intelligentere Ausreden gehört. Es gibt noch eine weitere Creme in einem Gläschen - dann müssen zwei Gläser auf einem viel zu kleinen Teller umeinander herumpoltern.


Fazit

Die Stimmung ist eisig. Steril, wie Jürgen bemerkt. Ein Tiefpunkt.

Haben die Gäste eigentlich Gläser mit Wasser? Ich frage, weil das Wasser sich aufgrund der vielen nicht sehr freundlichen Worte  schnell in einen eisigen Zustand hätte verwandeln können, um mit seinem äußeren Zustand auf den inneren der Gäste schließen zu lassen.

Wie viel bemerkt Inga von diesem Dilemma? Oder bemerkt sie überhaupt nichts, weil sie redet und redet und auf sich selber bezogen bleibt?

Ich traue mich kaum, die Punkte rauszuhauen, aber was muss, das muss: je 5 geben Jürgen und Sina, je 4 Edip und Lisa.

18 von 40 möglichen Punkten - das äußere Zeichen der inneren Unzufriedenheit der Gäste. Leider habe ich keine Gegenargumente zu dieser niedrigen Bewertung. Ich habe keine Mühe gesehen, die Inga auf sich genommen hat - außer der, dass sie ihrer Tochter dazu verholfen hat, ins Fernsehen zu kommen ... eine liebe Mutter, aber keine passende Kandidatin für diese Sendung.


Guten Morgen, Gruß Silvia 



Donnerstag, 26. Januar 2023

25. Januar 2023 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Münster bei Sina



„Pute“
Vorspeise: Lachs / Pumpernickel / Limette
Hauptgang: Filet / Trüffel / Maronen / Panko
Nachtisch:Tonkabohne / Brombeere / Meringue


Das Wunder von Wolbeck
- Titel eines Münsteraner Tatorts

... ist natürlich wesentlich interessanter und witziger als der Auftritt der Wolbecker Bürgerin Sina in dieser Sendung, und weder ist Sina so schräg wie der Profi-Ermittler Thiel und der selbsternannte Super-Cop Boerne, der eigentlich mit der Rechtsmedizin verbandelt ist.

Und Sinas 4 Jahre und 10 Monate alte Söhne können auch keine Nutznießer dieses Tatort-Wunders sein, denn in dem Vorort von Münster wurde der Arzt, dem die Frauen ihre Kinderwünsche anvertrauen durften, damit dieser sie auf seine spezielle Art erfüllen konnte, bereits 2012 ermordet.

Ein Wunder geschieht hier und heute trotzdem: Sinas Punkte schnellen beinahe uneinholbar in die Höhe. Das muss an der guten Luft

von Wolbeck liegen - oder vielleicht am Zwischen-Absacker-Whisky.


Das Menü

Warum ihr Motto "Pute" heißt, obwohl es überhaupt kein Putenfleisch enthält, ist mir halb durchgegangen, halb habe ich diesen Gag überhaupt nicht verstanden, weil er zu albern war, um als witzig durchzugehen.

Zur Vorspeise gibt es gebeizten Lachs auf Pumpernickel-Bröseln, Limetten-Mousse, Avocado-Creme und noch dieses und jenes.

Rinderfilet im Hauptgang bekommt als Beilage Kartoffel-Stampf mit einer Trüffelöl-Zugabe, Maronen und Panko-Crunch.

Die parierten übriggebliebenen Reste vom Filet entsorgt Sina im Müll - sie hätte diese auch für die nächste Soßenherstellung aufbewahren können, dann muss sie nicht wieder ein Fertigprodukt aus dem Glas benutzen - wie heute. Im Vorfeld rätseln die Gäste, was Panko ist ...

Experten und Hobby-Köche unter sich rätseln auch über Meringue.

Das sind Baisers. Auf einem Brownie-Boden und einer cremigen Brombeer-Masse finden Baisers (einmal getrocknet, einmal noch frisch) ihre Unterkunft. Das Eis stellt Sina mittels Kondensmilch (Milchmädchen) her.

Jürgen überrascht diese simple Herstellungs-Art und das cremige Ergebnis. Vermutlich hat er die Sendung "Das perfekte Dinner" noch nie gesehen. Milchmädchen als Hilfswillige einzusetzen ist scheinbar ein Dinner-Trend geworden ...


Fazit

Am Rande erzählt Inga, dass ihr in der bekennenden Fahrradstadt Münster bereits mehr als 10 Fahrräder gestohlen worden sind. Unglaublich, wenn man davon ausgeht, dass doch jeder Münsteraner mindestens zwei eigene Räder hat. Aber so soll es wohl sein: auch der schusselige

Münsteraner Ermittler Overbeck hat sich bereits ausgiebig mit Fahrraddiebstählen befasst, wenn er nicht gerade mit der genetischen Verfolgung von liegengebliebenem Hundekot beschäftigt war.

Münster ist eben ergiebig für Krimi-Freunde. Ist Münster auch ergiebig für Dinner-Freunde auf der Suche nach neuen und außergewöhnlichen Rezepten?

Entscheidet selbst!

Die Punkte: je 9 geben Edip, Inga und Jürgen, 10 gibt Lisa.

Mit wunderbaren 37 Zählern liegt Sina auf dem bislang 1. Platz.

Vielleicht passiert am Donnerstag bei Inga allen ihr "blaues Wunder" - die Vorschau könnte darauf hindeuten. Doch oft kommt es anders, als gedacht ...


Guten Morgen, Gruß Silvia 


Mittwoch, 25. Januar 2023

24. Januar 2023 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Münster bei Edip

Baklava, gekauft



Vorspeise: Ravioli mit Lachs-Basilikum-Füllung und Pilzfüllung in Butter geschwenkt
Hauptgang: Münsterländer Wagyu-Streifen mit Chimichurri, dazu Gemüsepfännchen, gefüllte Champignons und Rosmarin-Ofenkartoffel
Nachtisch: Baklava mit Eis


Theoretisch sind wir alle entschlossen, das Leben zu genießen, aber die Praxis ist schwierig.
- Charles Lamb (1775 - 1834)

Vor 35 Jahren kamen die Eltern des heute 40jährigen Edips aus der Türkei nach Deutschland. Heute lebt er in oder in der Nähe der 3-Länder-Stadt Beverungen sehr ländlich und genießt die Ruhe, die auch seinen zwei Söhnen gut bekommt.

Auch in der Küche herrscht viel Ruhe zwischen Edip und seiner Frau Zekiye, obwohl sie ansonsten nach eigenem Bekunden kein wirklich gutes Küchen-Team abgeben: entweder kocht sie oder er, nie beide zusammen. Es geht vielen so, dass die größte Küche für zwei Leute zu klein sein kann und mit den Kochschwaden Streitnebel aufziehen. Heute ist alles friedlich und Zekiye erledigt ihren Schnibbeljob, bevor sie wieder in ihren Friseursalon aufbricht, um Kundinnen zu verschönern.

Inzwischen vervollständigt der Wirtschaftsingenieur Edip das Menü, mit dem er seine Gäste erfreuen möchte.

Inga steht bei dem Rassebegriff Wagyu auf dem Schlauch, während sie und auch die eine oder andere keine Ahnung haben, was Chimichurri ist. Den besten Durchblick hat Jürgen,

der als Double für Olaf Scholz Karriere machen könnte. Es ist auch vorstellbar, dass Olaf Scholz selbst gerne hier und da einen Doppelgänger in den täglichen K(r)ampf schicken möchte - aber dann auch wieder nicht, denn der Look-a-like könnte ein besseres Gedächtnis haben ...


Das Menü

ergibt sich aus der klar und deutlich geschriebenen Karte. Eine Wohltat, wenn man bis zur Ausstrahlung der Sendung nicht rätseln muss, was auf die Tische kommt.

Allgemeine Zustimmung erfährt die Vorspeise.

Doch das große Glück auf der einen Seite, ist auf der nächsten Seite bereits verflogen. Über den Hauptgang wird abgelästert, dass es keine Rosmarinkartoffeln oder Gemüsepfännchen mit allzu vielen Gemüse-Sorten gebraucht hätte. Auch Chimichurri sei nicht nötig. Am Fleisch sei zu viel Fett. So wird der Hauptgang im Grunde komplett überflüssig und hätte ausfallen können. Ich sehe das anders: nur die eher vernachlässigten Rosmarin-Kartoffeln sehen aus, als wären sie in Trauer.  Das Leben und das Kochen bleiben Gratwanderungen zwischen Gefallen, Nichtgefallen, Müssen, Nicht-Müssen und Enttäuschungen oder erfüllten Erwartungen.

Zum Nachtisch gibt es Eis, das er mühsam aus einem gefrorenen Brocken herauslöffelt. Auf den Tellern sieht es plötzlich cremig aus ... Baklava findet Anklang. Ich mag das Zeug nicht: außer süß schmeckt es nach nichts anderem. Okay, das ist jetzt ein hartes Urteil.


Fazit

Der Unterhaltungswert der Edip-Ausgabe entspricht einem ruhigen Bächlein, das sich wehrt, über die Ufer zu treten. Das ist gut so und überhaupt nicht negativ. Auch, wenn hier und da ein wenig Krawall durchaus angebracht ist, aber eben nicht in jeder Folge der Sendereihe.

Die Punkte: je 8 geben Sina, Inga und Jürgen, 9 gibt Lisa.

Mit 33 Zählern liegt Edip am 2. Tag auf dem bislang 1. Platz. Die "Luft nach oben" ist noch im Rennen und im Rahmen der Möglichkeiten.


Guten Morgen, Gruß Silvia 


Dienstag, 24. Januar 2023

23. Januar 2023 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Münster bei Lisa



„Heimatliebe - So schmeckt das Münsterland“
Vorspeise: Die feurige Maren trifft auf Walnussbrot
Hauptgang: Der saftige Bernd und sein junges Gemüse
Nachtisch: Die flambierte Birgit 


Unorganisiertes Larifari

Mir gefallen diese 75 Minuten (trotzdem: bitte die Sendung endlich kürzen), in denen man über nichts weiter nachdenken muss, als über eben das, was gerade auf dem Bildschirm passiert. Die Leichtigkeit vor dem Bildschirm ist jedoch keinesfalls mit der Leichtigkeit vor den Kameras zu vergleichen: hat Lisa sich beworben, um ihrer Elternzeit für ein paar Tage zu entkommen? Gab ihr die Euphorie nach der Geburt ihres zweiten Kindes den Rat, sich für diese Sendung zu bewerben? Möchte sie auf dem Spielplatz endlich ein neues Gesprächsthema mit den anderen Müttern und Vätern auf den Weg bringen?

Oder hat ihr am Ende die von ihr geliebte Familie zu einer Bewerbung geraten?

Die 27jährige Sport- und Fitnesskauffrau Lisa äußert jedoch keine wirkliche Entschuldigung, warum sie sich für eine "Kochsendung" beworben hat - sie legt einfach los; planlos, unorganisiert, aber mit viel stressigem Spaß an einer Sache, für die ihr die nötige Übung fehlt.


Das Menü

ist kein wirklich schwieriges, aber Lisa schafft es, den Begriff "Menü" unkenntlich zu machen. Sie setzt ihren Gästen dreimal ein Essen vor, das ist alles.

In der Vorspeise spielt Maren eine Rolle: sie ist die Inhaberin eines Kürbisfeldes in der Nähe, und somit heißt die entsprechende Suppe: die feurige Maren. Welch ein unsinniger Brückenschlag: folglich müsste meine Kürbissuppe demnächst "Sonderangebot von Edeka" heißen. Frisches Walnussbrot wird unnötigerweise in der Pfanne nachgebraten.

Aber es geht unsinnig weiter: Bernd züchtet Angus-Rinder, und für Lisa logisch heißt der Hauptgang nun "der saftige Bernd". Ist Bernd jemand, der seine Freude an jungem Gemüse hat? Oder geschieht ihm hier Unrecht? Aber ein bisschen Porno geht immer! Semmeltaler vervollständigen das Gericht. Selleriepüree verhunzt es sogleich wieder.

Im Ganzen gegarte Sellerie (übrigens gart sie auch zwei Butternut-Kürbisse im Ganzen, damit sie sich leichter schneiden lassen ...) wird zu einem Püree, das viele Fragen offen lässt, die Lisa mal anderen Leuten stellen sollte, damit es irgendwann einmal gelingt.

Die flambierte Birgit wird sich sicher für diesen Titel bedanken: bei einer Birgit kauft Lisa den Quark für einen Teil der Nachspeise. Quaaak!

Der findet in einem Schichtdessert seine Heimat und wird mit Pumpernickel aufgebrezelt. Mit einem großen Flammenwerfer und weißem Zucker will sie das Schichtgelage flambieren ... es gibt übrigens auch kleine, küchentaugliche Bunsenbrenner.

Wenn nur die Bezeichnungen lächerlich wären ... wäre ja alles gut. Leider ist das gesamte Essen lächerlich. Wenn hier und da etwas gelingt, ist das nur ein Zufall ...


Fazit

Lisa würde sich selber für ihr Essen 8 Punkte geben. Mit ihren 27 Jahren ist sie jedoch nicht mehr so jung, dass man nachsichtig sein müsste ...

Stundenlang müht sie sich in ihrer Küche ab, stößt die Ordnungsliebe gnadenlos vor den Kopf, damit das Koch-Ergebnis in ein paar Minuten vertilgt ist - aber das Aufräumen des Chaos Stunden in Anspruch nimmt.

Zumindest hegt sie für das Wort "genau" mehr Liebe als zu allem anderen an diesem Tag.

Die Punkte: je 7 geben Edip, Sina, Inga und Jürgen.

Das sind sehr freundliche 28 Umdrehungen. Sie darf sich nun zurücklehnen - und vielleicht als Gast kennenlernen, wie ein Dinner wirklich schmecken kann, wenn jemand weiß, was er tut. Vielleicht. Wir werden sehen.


Guten Morgen, Gruß Silvia 


Montag, 23. Januar 2023

22. Januar 2023 - ARD - Tatort Ludwigshafen - "Lenas Tante"



Lena Odenthal – Ulrike Folkerts
Johanna Stern – Lisa Bitter
Niki Odenthal – Ursula Werner
Herr Wolter – Dieter Schaad
Herr Kahane – Rüdiger Vogler
Simona Ferizaj – Maja Zeco
Heimleiterin Busse – Cristin König
Markus Gruner – Niklas Kohrt
Dr. Hanno Roters – Johannes Dullin
Edith Keller – Annalena Schmidt
Peter Becker – Peter Espeloer
Dr. Hakan Özcan – Kailas Mahadevan


Tatort Ludwigshafen
"Lenas Tante"

Langsam gleitet der Sarg des 96jährigen Fritz Herrweg auf den Kremierungs-Ofen zu, als der "Tote" völlig unerwartet und zum großen Schrecken des Institut-Mitarbeiters eine Hand herausstreckt ... dieser stoppt sofort die letzte Fahrt und ruft die Polizei.

Ein Element wie aus einem Gruselfilm, an dem es bereits jede Menge zu kritisieren gäbe. In der Rechtsmedizin stellt sich heraus, dass Herrweg fälschlicherweise für tot erklärt wurde, jetzt ist er aber tatsächlich verstorben.

Hat der Arzt Dr. Hanno Roters, der den Totenschein ausgestellt hat, einen unverzeihlichen Fehler begangen? Roters ist am Boden zerstört und sieht seine Karriere am Ende. Wie gut, das Johanna Stern ihn tröstet.

Unterdessen muss Lena Odenthal ihre Tante Dr. Niki Odenthal am Bahnhof abholen. Endlich besucht Lenas Ersatzmutter sie in Ludwigshafen und in ihrer bunten, vollgestellten Wohnung, die so gar nicht zu Lena passt - und in keiner Weise ihre sonstige Nüchternheit unterstreicht.

Niki Odenthal ist eine pensionierte Staatsanwältin, die nicht nur zu ihren aktiven Zeiten Nazis gejagt hat ... und leider viel zu wenige bis zu einem gerechten Urteil verfolgen durfte. Und schon ist sie mehr als mittendrin in dem neuen Fall ihrer Nichte. Hat sie sogar etwas mit dem Tod Herrwegs zu tun, der den Tod von vielen, vielen Menschen auf dem Gewissen hat? Überdies war er folgerichtig ein sehr unangenehmer Zeitgenosse, der alle Menschen in seiner Umgebung tyrannisiert hat.

Warum findet Herrweg, nachdem zunächst eine Kremierung vorgesehen war, dann in einem Grab seine ewige Ruhe - oder seinen Weg ins Fegefeuer?

Damit die beiden Odenthal-Damen sehen, wie solch eine ewig gestrige Bestattung abläuft: Lena muss eingreifen und am offenen Grab ein Index-Lied verbieten ... und hat ihre liebe Sorge mit Markus Gruner, dem Enkel des Verstorbenen, der nicht nur den Holocaust leugnet, sondern jegliche jetzt-staatliche Kompetenz.



Auflösung

Der Mörder von Herrweg ist dessen Zimmergenosse Herr Kahane. In einem Konzentrationslager hat das jetzige Mordopfer unter vielen, vielen anderen Menschen auch Kahanes große Liebe zu Tode gefoltert.

Es gibt einen weiteren Mord, den Kahane verübt: Herr Wolter aus dem Altenheim steht ebenfalls auf seiner Liste.


Fazit

Filme wie diesen, in dem es um die späte Rache für NS-Verbrechen geht, gibt es jede Menge. Und sie sind sich allesamt ähnlich.

Doch der Krimi weist Lücken auf: Herr Kahane ist schon alt und hat nicht mehr viel zu verlieren. Solch ein Mensch will sicher nicht, dass er als Täter unerkannt bleibt, sondern dass die ganze Welt erfährt, warum er gemordet hat. Der Tod allein kann in diesem Fall nicht die endgültige Lösung sein, sondern der Beginn einer neuen Welle des Nachdenkens.

Dr. Hanno Roters hat als Arzt, der den todesähnlichen Zustand nicht erkannt hat, ebenfalls Schuld auf sich geladen. Auch das wird nicht weiter verfolgt.

Dr. Niki Odenthal will Kahane verteidigen. Das ist schlüssig, wirft aber die Frage auf, ob sie als pensionierte Juristin überhaupt in einem Schwurgericht zugelassen würde.

Ein wenig Erheiterung bringen die zickigen Momente der zwei Odenthal-Damen. Und ihrer Tante Niki ist es auch zu verdanken, dass mir der Krimi am Ende doch - trotz all der Löcher und Unvollständigkeiten im Ablauf - gefällt. Niki wird von Ursula Werner dargestellt. Eine Schauspielerin, deren Gesicht man kennt, aber deren Name unbekannter ist.

Ich vergebe 3 von 5 möglichen Sternen. Die alte Dame könnte gern einmal wieder zu Besuch kommen und Lena hilfreich zur Seite stehen - ohne jedoch selbst in einen Fall verwickelt zu sein.


Guten Morgen, Gruß Silvia 

Samstag, 21. Januar 2023

21. Januar 2023 - Adel vernichtet ...


Foto: S. B.

Adel verpflichtet vernichtet

Auf mehr als 500 Seiten tröpfelt es schwer im Gebälk der englischen Paläste, wenn Harry vom Leder zieht, seine Sicht der Dinge beschreibt - und in so manche selbst zusammengeschusterte Falle tappt, die er wohl mangels Intelligenz nicht umgehen konnte.

Wort für Wort entfernt er sich mehr von seiner Familie, in der Uhren anders ticken als in gut bürgerlichen. Glaubt man Harrys Anfangsworten in seinem Werk, dann hätten sie das Machwerk einfach und simpel vermeiden können, wenn sie nur mit ihm geredet hätten ...

So schreibt er:

Sie hörten mir nicht zu
und deshalb:
Pa? Willy?
Welt?
Bitte sehr!

Das Buch habe ich nicht oder noch nicht gelesen, sondern nur einen "Blick ins Buch" geworfen. Der Blick endet vermutlich dort, wo es wirklich brenzlig für seine Familie wird - oder er zumindest beabsichtigt, dass diese endlich das Fürchten lernt.

Harrys Ghostwriter J. R. Moehringer, 58, schreibt einen flotten, angenehmen und gut lesbaren Stil, der mich durchaus veranlassen könnte, "Reserve" käuflich zu erwerben, obwohl mich Harrys Leben und die scheinbar bitteren Erfahrungen, die der Prinz machen musste, nicht wirklich interessieren.

J. R. Moehringer fasst Harrys Verzweiflung nach dem Tod der Mutter in Worte, die bei einer Leserin Mitleid erregen können - und es ist natürlich dramatisch, wenn Kinder so jung ihre geliebte Mutter verlieren.

Dass Harry als Ersatzmann auf dem früher 2. Platz hinter seinem Bruder William stand, ist allerdings keine Alleinstellung, für die man ihn besonders bedauern muss.

Dass dieser Ersatz am Ende sogar einem physischen Ersatzteillager gleicht, ist natürlich eine andere Geschichte: wenn nötig, hätte er William nicht nur Blut spenden müssen (das ist ja keine große Sache), sondern auch Knochenmark oder sogar eine Niere. - Aber Harry sei mit diesem Wissen konfrontiert worden und aufgewachsen, ohne sich großartig viele Gedanken darum zu machen.

Hat er sich viele Gedanken gemacht, bevor er Moehringer mit dem Texten seiner Biografie beauftragt hat? Und hätte der ältere Moehringer ihn nicht von dieser oder jenen Offenbarung abhalten können?

Im Afghanistan-Krieg will Harry 25 Taliban getötet haben! Selbstverständlich bedient er hier die Neugier Außenstehender, die noch nie von einem anderen Soldaten dieses Zeitalters ähnliches erfahren haben, aber auf der anderen Seite rückt er sich, seine geliebte Meghan, seine Kinder und auch den Rest der Familie damit in den Fokus möglicher Racheanschläge.

In den weiteren Passagen, die nicht mehr durch "einen Blick ins Buch" abgedeckt sind, die aber in diverse Zeitungen Einzug gehalten haben, hebt er Meghan geradezu in den Himmel, der sich hoffentlich niemals verdunkelt, aber überall ziehen irgendwann Wolken auf und es wird Nacht ...

Meghan habe an Dianas Grab meditierend um Beistand gebeten. Ich sehe in solch einer Szene eine ehrgeizige Schauspielerin, die endlich mal eine Hauptrolle in einem Block-Buster ergattern will - und wenn sie dafür auf die Knie sinken muss (oder sich an einen Prinzen heranschmeißen musste). - In einer anderen Passage will Prinz Harry selber mittels einer Seherin mit seiner Mutter kommuniziert haben.

Meghan und Harry haben einander wirklich verdient.

Es ist nur die Frage, wer in ihrem theatralischen und absurden Schauspiel die Regie führt.

Ein trotziger Sohn eines Königs hofft auf Mitleid - und wenn die Leser einmal den guten Stil des Ghost-Writers außer Acht lassen, dann ist das Buch eine einzige Litanei darüber, wie sehr ihnen beiden Unrecht geschehen ist. Sie sind die Opfer! Sie haben alles richtig gemacht! Die ganze Mischpoke soll sich bei ihnen entschuldigen!

Auf seine Stiefmutter Camilla hat Harry ein besonderes Auge: sie habe mit der Presse kollaboriert.

Das war doch eigentlich die Paradedisziplin seiner Mutter Diana. Diese hat eng mit der Presse zusammengearbeitet, wenn es ihr passte und sie etwas Bestimmtes platziert haben wollte - und dass die Presse sich dann auch auf sie gestürzt hat, als es ihr nicht passte - kann man es ihr verdenken. Presseleute leben eben davon ...

Nun leben Harry und Meghan davon, die Familie durch den Kakao zu ziehen  - oder eher durch den Dreck.

Fazit

Harry hat den Ausverkauf seines eigenen Lebens gestartet, als er mit seiner Lieblingsschauspielerin England verlassen hat - und den lässt er sich nun vergolden, denn versilbern wäre ein viel zu schwacher Ausdruck dafür, dass jetzt alles - fast alles - auf den Tisch kommt, damit das Tischtuch endgültig zerschnitten werden kann.

Fast alles - denn Harry hat gedroht, dass es Dinge gibt, die in seinem Buch nicht vorkommen, die die Öffentlichkeit aber schwer erschüttern würden  ... der arme Kerl muss an seine Zukunft denken und noch ein paar Handgranaten auf Reserve behalten.

Eigentlich warte ich nur auf das Buch, dass Harry eines Tages über Meghan schreibt - und auf das, das Meghan über Harry zusammenschustert.

Bis dahin sollen sie in ihrem ureigenen Wolkenkuckucksheim residieren. Aber es ist bekannt, dass solche Heime sehr zerbrechlich sind und keinen großen Stürmen standhalten.

Nachdem ich das hier alles geschrieben habe, habe ich mich entschieden, dieses Buch nicht zu kaufen. So kann ich vielleicht verhindern, dass sie sich vom dem Kaufpreis, den ich entrichten müsste, eine Rolle goldenes Toilettenpapier kaufen können.


Guten Tag, Gruß Silvia 


20. Januar 2023 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Graz bei Niclas

Foto: Marianne Mossel

"Gaumenurlaub “
Vorspeise: Lachs in Japan
Hauptgang: Hirsch in Thailand
Nachtisch: Schokolade in Amerika


So nah! - So fern! - Verstehensprobleme!

Wenn sich Langeweile breit macht, wo Unterhaltung gefragt ist: dann sind wir als Zuschauer bei Kandidaten zu Gast, die die deutsche Sprache zu Wortfetzen herunterqualifizieren.  Niclas, den ich in den vergangenen Tagen eigentlich ganz gut verstanden habe,

schludert heute mit unserer gemeinsamen Sprache. Und er hat mich an den letzten Tagen besser unterhalten als an seinem eigenen Dinner-Tag. Gaumenurlaub - heißt sein Motto.

Gaumenurlaub: eine hohe Erwartung mit einem für mich geringen Unterhaltungswert. Ich begreife ihn ja, er lebt in Graz, frönt seinem Dialekt - ich lebe nicht dort, ich kann den meisten Wörtern, mit denen er um sich wirft, überhaupt nicht folgen.

Und es sind viele, viele Wörter, die beinahe allesamt nicht bei mir ankommen. Mir vergeht die Lust an diesen Grazer-Dinnern, mir fehlt die Freude -

obwohl ich vor allem - auch vor Christoph - Gloria in Ordnung fand: sie hat sich nicht aufdringlich, sondern eher bescheiden in ihrer eigenen Welt präsentiert. Ihr Gestalter Christoph ist blass, aber stets freundlich nuschelnd unterwegs.



Das Menü

Schöne Tischdeko.

Der Vorspeisen-Lachs sieht übergart  aus. Die Beilagen bestehen aus einem Apfel-Gurken-Radieschen-Salat und einem Wasabi-Gurken-Eis. Isabella hätte sich ein "bisschen mehr Japan gewünscht".

Neben Hirsch auf thailändische Art gibt es eingelegten Kürbis, den er zum Püree verarbeitet: Niclas selber meint, der Geschmack sei "Weltklasse". Kokos-Koriander-Creme und Rotkohlröllchen vervollständigen den Gang.

Brownies und Schokomousse-Kugeln bilden den Abschluss des Dinners, und die Teller sind sehr ansprechend angerichtet. Er tritt den Beweis an, dass Schokolade nicht mit Würmern gepimpt werden muss. Schokolade benötigt eben keine Fleisch-Beigabe.


Fazit

Wenn ich einer Sendung folgen soll, muss ich verstehen, was erzählt wird und was sie mir sagen soll. Ich verstehe beinahe gar nichts von dem Gesagten. Das liegt natürlich zusätzlich an einer miserablen Ton-Qualität, aber nicht an meinen guten Absichten, genau hinzuhören. Über deutsche Grenzen hinaus zu gehen ist generell eine schöne Sache, aber wenn die Teilnehmer dann Kameras und vor allem die Mikrofone vergessen, ist der Spaß nur ein halber.

Die Sendereihe ist halt eine Billig-Produktion, der jedoch mein ganzes Soft-Sendungen-Herz gehört. Es ist überdies die einzige "Kochsendung", die ich mir ansehe - obwohl natürlich der Begriff "Kochsendung" ein zu hoch gegriffener ist - eher ist es ein Rundumpaket mit vielen Zutaten, in denen Kochen nur eine davon ist. Manchmal ist Kochen nicht einmal die wichtigste Zutat.

Die Punkte: 8 gibt Isabella, 9 Christoph, und je 10 lassen Lisa und Verena springen.

Mit 37 Umdrehungen gewinnt der Mann, den ich von vorne bis hinten akustisch so gut wie gar nicht verstanden habe.

Isabellas Lächeln nach der Bekanntgabe des Siegers wirkt gequält, was vielleicht verständlich ist, da sie nur einen Punkt weniger hat als Niclas. Jedoch ist Niclas' Menü das beste der Woche - und die letztplatzierte Verena hätte durchaus den 2. Platz verdient gehabt. Shit happens, denn sogar Christophs Gloria hat Verenas Punktezahl toppen können.

Ein bisschen mehr Mühe könnte man sowohl den Teilnehmern, aber vor allem den Verantwortlichen der Sendung wünschen, die vermutlich glauben,

alles liefe wie von selbst ... bis es sich irgendwann ausläuft. Das aber wäre schade.


Guten Morgen, Gruß Silvia 


Freitag, 20. Januar 2023

20. Januar 2023 - Midsomer (Inspektor Barnabys Revier) - Alibi-Prophylaxe



Midsomer (Inspektor Barnabys Revier) - Die Alibi-Prophylaxe

Rose McMurphy war ein riesiger Fan der Midsomer-Gegend. Sie war fasziniert von der einzigartigen Natur, die in Mooren und Seen und Flüssen ihre Höhepunkte hatten, aber auch von der oft feinen und sehr spezifischen  englischen Art in diesem Bezirk. So entschloss sie sich eines Tages, von Liverpool nach Badgers Drift in Midsomer-County überzusiedeln. Sie könnte den Bezirk ein bisschen aufmischen ...

Natürlich wusste sie von der Gefahr, die von diesen verschachtelten Orten ausging: es wurde viel gemordet in Midsomer. Es war also ein potenziell gefährliches Pflaster. Trotzdem überwogen für Rose die Vor- gegenüber den Nachteilen, und sie kaufte sich ein kleines schnuckeliges Häuschen, vor dem die Rosen bereits blühten, als sie einzog. Der Duft stieg in ihre Nase ... und erinnerte sie daran,

dass auch bereits der dunkle Duft eines nächsten Mordes in der Luft hing. Aber zunächst überwog die Freude, in ihrer Traum-Landschaft leben zu dürfen.

In der folgenden Zeit trat sie dem örtlichen Kirchenchor als Sopran-Vervollständigung bei, dem "Häkel-Club der fröhlichen Witwen", einem Koch-Club, und sie traute sich sogar in den Verein für "Jenseits-Fragen und Antworten". Damit waren ihre Renten-Tage gut ausgefüllt. Würde es ihr dennoch einmal langweilig werden, könnte sie in weitere Vereine eintreten. Nirgendwo war die Interessen-Palette so gut abgedeckt wie in Midsomer.

Aber Rose McMurphy war kein leichter Brocken für ihre Mitmenschen. Schnell machte sie sich im Kirchenchor Feinde, weil sie mit ihrem Sopran nicht homogen unterwegs war, sondern es auf die Solisten-Parade abgesehen hatte. Sie sang sich die Kehle aus dem Leib und hatte  ansonsten allzu lockere Sprüche parat, die meist unfreundlich waren.

Als die Damen und Herren des Koch-Clubs sich entschieden, Haschkekse zu backen - drohte sie ihnen unverhohlen mit einer Anzeige. Die wollte sie direkt vor Inspektor Barnabys Schreibtisch aussprechen.

Im Häkel-Club entdeckte sie einige potenzielle Mordopfer: die meist älteren Damen schienen alle ein schweres Päckchen an familiären Missständen mit sich herumzutragen - und ließen ihren Frust an der Wolle aus, in die sie munter Masche für Masche hineinstechen konnten.

Sehr heikel wurde es im Verein "Jenseits-Fragen und Antworten": eine Frau sah bereits den nächsten stattfindenden Mord voraus ...

Nach einem anfänglichen positiven Neu-Bürgerinnen-Bonus bekam Rose schnell das Label "Intrigante Gewitterziege" verpasst - so gut wie niemand mochte sie. Sie galt zu recht als bösartig, intrigant und hinterhältig und zu allem fähig.

Diese Prädikate blieben auch Rose nicht verborgen. Die Leute trauten ihr also das Ungeheuerlichste zu: einen Mord.


Die Alibi-Prophylaxe

Rose war gewieft, und sie wusste, wie schnell manchen Leuten in Midsomer ein Mord von der Hand ging. Einfallsreich waren sie alle in den Mitteln ihrer Mord-Instrumente - und auch Rose hatte in Gedanken schon mal die Heckenschere als tödliches Werkzeug bereitgelegt: aber sie würde sich die Finger auf keinen Fall schmutzig machen.

Lieber verbreitete sie weiterhin lebendige Gift und Galle, als sich einmal an einem Mord gütlich zu tun und zu erfreuen.

Allerdings war ihr klar, dass sie für den Fall der Fälle, dass ein Mord in ihrer Umgebung passierte, gewappnet sein musste: sie brauchte ein Permanent-Alibi. So etwas wie ein Permanent-Make-up, nur viel ausgeklügelter und natürlich auch teurer.

Im Internet wurde sie fündig: dort bot eine Alibi-Agentur ihre Dienste an. Und da sie in Midsomer lebte, waren die Alibis nicht für eventuelle Fremdgänger gedacht, sondern tatsächlich für Leute, die unter Umständen und bei Mord in direkten Tatverdacht kamen.

In dieser Agentur engagierte Rose Alibi-Sitter. Zu ihrem Glück war Rose vermögend, um 24 Stunden eines jeden Tages finanziell abdecken zu können. Fortan begleiteten sie drei Frauen im Wechsel rund um die Uhr: Lissy, Joan und Agatha.

Rose fühlte sich safe. Ihr konnte niemand etwas anhängen, was bislang zwar noch nicht passiert war, aber jederzeit passieren könnte.


Das Ende

kam unweigerlich, und in Midsomer ist es meist ein bitteres mit dem faden Geschmack von Mord. Lissy, Joan und Agatha waren nach einem Monat ihrer Tätigkeiten für Rose mit ihren Nerven am Ende. Nach ihren jeweiligen Schichten brachen alle drei weinend in sich zusammen.

Lissy mischte Rose Gift ins Essen.
Joan schlug ihr mit einem Kreuz, das sie vorher in einer Chor-Kirche hat mitgehen lassen, von hinten auf den Kopf.
Agatha nahm eine von Roses Häkelnadeln und stach ihr durch die Ohren direkt ins Gehirn.
Alle drei sangen ihr ein Abschieds-Halleluja.

Die drei Frauen beriefen sich auf Notwehr.

Und damit Inspektor Barnaby erst gar nicht auf die Idee von Morden kam, hatte sich im Ort eine Initiative gebildet, die sich  "Freiheit für Lissy, Joan und Agatha - Freiheit für Notwehr" nannte.


Guten Tag, Gruß Silvia


19. Januar 2023 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Graz bei Lisa




„Finde deinen Mut“
Vorspeise: Herbstwärmer mit Speck-Croutons oder Apfel-Mut-Mix
Hauptgang: Süß-saurer Maispicker im Mantel mit Salz-Hüpfer auf Wunsch
Nachtisch: Fruchtig eisige Schokoladenwurmschale


Im Kopfkino krabbelt es ...

Viele Jahre lang musste ich aus Liebe mein Kopfkino ausschalten, denn ein Gewöhnungs-Prozess, wenn ich regelmäßig lebende Mehlwürmer gekauft habe, wollte sich nie einstellen. Es blieb ein Balance-Akt zwischen Muss-sein und Abneigung, aber für Hitchcock habe ich es gern getan. Hitchcock, meist Cocky genannt, war mein Beo - und ganz verrückt nach Mehlwürmern. Nebenbei: er hat ebenfalls gern Kiwis gefressen, die es heute bei Lisa auch gibt ...

Und schon beginnen 75 Minuten einer puren Werbesendung, und ich weiß gar nicht, ob ich das nicht als "unbezahlte Werbung" hier deklarieren müsste.

Lisa hat Mikrobiologie studiert und ist heute Geschäftsführerin einer Insektenfarm. Future Food, erklärt sie. Sie erklärt überhaupt sehr viel rund um Insekten und doziert ellenlange Litaneien und will Überzeugungsarbeit leisten, damit die angesprochene Kundschaft, die sie in den Zuschauern dieser Sendung zu finden hofft, auf ihre Produkte zugreift. Sicher hegt sie die stille Hoffnung, dass auch die BILDzeitung oder das österreichische Pendant ihre Leidenschaft aufgreift ...

Welchen Mehrwert haben die Insekten in ihrem Menü, wenn man vom Proteingehalt absieht, den man auch auf anderen Wegen erhalten kann? Offenbar ist das Höchste der heute geäußerten Gäste-Gefühle, dass man sie nicht herausschmeckt.


Das Menü

beginnt neben dem Aperitif mit einem Heuschrecken-Streicheln (die sind wirklich niedlich). Zum Glück dürfen sie nach dem Begrabschen durch Gästehände wieder in ihr Terrarium zurück.

Zur Vorspeise gibt es Maronensuppe. Für einige Gäste mit, für andere ohne Insekten-Einlage.

Zum Hauptgang serviert sie mit Bacon umwickelte Hähnchenbrüste nebst einer Tomaten-Mehlwurmmischung.

Ist es der Hauptgang, für den sie Würmer püriert, um sie allen Gästen unterzujubeln? Mehr oder weniger bin ich unaufmerksam, weil die Präsentation ihrer Leidenschaft übergriffig ist.

Sicher handelt es sich um Future-Food, aber ganz sicher ist das "perfekte Dinner" dafür nicht das geeignete Format.

Im Nachtisch verhunzt sie Schokolade, die sie zu Körbchen verarbeitet, mit Schoko-Würmern. Das Zitronensorbet darf sich jeder nach Wunsch mit Würmen pimpen lassen. Kiwi hinzu, mein Hitchcock hätte seine Freude gehabt - ich allerdings nicht.

Ich kann verstehen, dass Isabella hoch aufrecht am Tisch sitzt, um die Würmer im Dessert-Schälchen nicht sehen zu müssen.


Fazit

Ein kleines Glück ist auf meiner Seite: ich verstehe rein akustisch nicht alles, was Lisa erzählt und mit welch ausgewählten Worten sie Gäste und vor allem Publikum von ihrem Weg der Ernährung überzeugen will.

So sind sowohl die Speisen als auch die Tischgespräche sonderbar weit entfernt von einem Dinner, das sich perfekt nennen kann.

Wir im Westen haben unsere anerzogenen Gewohnheiten und ebensolche Abneigungen: wir essen auch keine Hunde und Katzen, sondern hegen und pflegen und streicheln sie.

Wie geht es eigentlich ihrem verunfallten Hund "Dash"? Nicht ein Wort verliert sie über ihn, denn das würde ihre Botschaft wohl empfindlich stören ... und die Konzentration verlagern.

Besonders gut kochen kann sie auch nicht, aber viel reden, reden, reden.

Insgesamt hat ihr TV-Auftritt etwas von dem eines Mitgliedes einer esoterischen Sekte. Natürlich müssen und dürfen wir auch über diese Ernährungs-Form informiert werden, aber in rein wissenschaftlichen Sendungen bitteschön.

Die Punkte: je 8 geben Isabella und Verena, je 7 Christoph und Niclas. 30 Zähler insgesamt.

Dabei waren die beiden Männer genau die, die alles begeistert in sich hineingeschaufelt haben.

Für Isabella und Verena und die Zuschauer war die Sendung eher eine nach dem Motto: Augen zu und durch.

Das einzig Interessante für mich persönlich: ich habe mich wieder an Hitchcocks kulinarische Vorlieben erinnert. An ihn selber denke ich sowieso oft.


Guten Morgen, Gruß Silvia