Cornelia Gröschel: Leonie Winkler
Martin Brambach: Peter Michael Schnabel
Christian Bayer: Simon Fischer
Amelie Kiefer: Kathrin Fischer
Katharina Behrens: Beate Lindweg
Robert Schupp: Norman Wagner
Nadja Stübiger: Eva Kriegler
Karina Plachetka: Kliemann
Buch: Anne Zohra Berrached
Christoph Busche
Regie: Anne Zohra Berrached
Tatort Dresden
Das kalte Haus
Die Regisseurin, die mitverantwortlich für das Drehbuch ist, scheint eine vielbeschäftigte zu sein, denn der letztwöchige Tatort "Liebeswut" geht ebenfalls auf ihr Konto. Liebeswut wäre auch als Titel für diesen Krimi durchgegangen - familiäre Abgründe scheinen ihr zu liegen.
Inhalt
Simon Fischer rennt völlig gaga durch die Gegend, ruft die Polizei, ist verzweifelt, am Boden zerstört und ein nervliches Wrack wie es im Buche steht. Man könnte Mitleid mit ihm haben, denn seine Frau ist verschwunden - und ihr Bett blutbesudelt. Ich habe jedoch kein Mitleid, denn der ist in einer Art "drüber", dass man ihn sofort zu einem Arzt bringen müsste. Das passiert natürlich nicht, denn nach der Tatortbegehung und dem Einsatz der Kriminaltechnik müssen die Kollegen erst einmal
ein "Happy-Birthday"-Ständchen auf Gorniak singen. Das ist ebenfalls ziemlich gaga und die Frage drängt sich auf: Wofür soll das gut sein? Das Psychodrama ist ein trauriges, da helfen keine Slapstick-Einlagen.
Gleich zu Beginn ist mir klar, dass der Ehemann seine Frau nicht ermordet hat - Ideen-Anleihe vom Psychothriller "Gone Girl" (ich kenne nur das Buch). Er ist ein mieser Schläger und häuslicher Despot, und einzig in den Rollenspielen Mama (Ehefrau) und Söhnchen (Ehemann) darf sie zurückschlagen.
Ehedrama
Nach jedem schlagenden Argument seinerseits hat er sich mit kostbarem Schmuck entschuldigt. Einige Nachbarn werten diese Geschenke als aufmerksame Gesten eines liebevollen Ehemannes. Aber - obwohl das Haus ein freistehendes ist - wurde vor einiger Zeit die Polizei gerufen, als andere Nachbarn häusliche Gewalt in dem traurigen Haus gehört haben wollen.
Der Ehemann und auch die Ehefrau versichern allerdings wahrheitswidrig, dass sie ihren Fernseher bei dem Film "Psycho" zu laut gestellt hätten ... vermutlich haben sie nicht "Psycho", sondern einen Tatort geguckt. Diese "Krimis" sind ja bekannt für ihre schlechte Tonqualität.
Doch Ungereimtheiten interessieren nicht. Zumindest nicht die Drehbuchautoren oder die Regisseurin. Sie lässt die Kolleginnen Kommissarinnen samt einer anderen Polizistin zu einem Geburtstags-Kaffeekränzchen im Tatort-Haus zusammenkommen.
"Dieser Fall ist Scheiße", meint Dienststellenleiter Schnabel. Recht hat er.
Auflösung
In der Tat ist Kathrin Fischer - wie einst Gone Girl - mit Hilfe ihrer besten Freundin (die vor langer Zeit ebenfalls mit Fischer liiert war) untergetaucht - und hat ihrem brutalen Kerl mittels gesammelter Blutkonserven vom Eigenblut einen Mord unterstellen wollen.
Und endlich wird Fischer auch wirklich zum Mörder. Möchte man darüber aufatmen? Nein! Das vergrößert die Abscheu gegen den Film eher. - Er erschlägt Kathrins Freundin. Danach findet er seine Frau - und wird von ihr erschossen.
Fazit
Das Spiel von Christian Bayer ist herausragend.
Martin Brambach ist Martin Brambach und spielt auch nur Martin Brambach: mit einem einzigen Gesichtsausdruck und einer sprachlichen Attitüde, die immer die gleiche ist, schleicht er durch viel zu viele Filme.
Aber aufzuwerten ist hier ohnehin nichts. Kaputte Typen in einem sozial heilen Umfeld - und die Polizeibeamten tanzen sozusagen auf Gräbern häuslicher Gewalt (na ja, Gorniak hat schließlich Geburtstag, da kann das schon mal passieren).
Ich will aber nicht altmodisch sein und einen normalen Sonntags-Tatort fordern: einen mit einem Mord, vielen Verdächtigen und einem zufriedenstellenden Ende, an dem der Täter oder die Täterin gefasst wird. Aber das Label
Tatort
verspricht eigentlich genau einen wie von mir gewünschten Fall. Und weder Klamauk noch Psycho-Drama oder von abgedrifteten Autoren in der tiefen Gülle wühlenden Schreibtisch-Verbrechen.
Und der Hund - der Hund hätte auch nicht sterben dürfen. Das sollte man als Autorin wissen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen