Hannelore Elsner
26. Juli 1942 - 21. April 2019
Ein Leben wie "Alles auf Zucker"?
Nachdem man sie erst kürzlich zur Premiere des Films "Kirschblüten und Dämonen" in allen Medien und wie immer strahlend bewundern konnte,
kam dieser Tod für die Öffentlichkeit überraschend. Nach einer schweren Erkrankung ist sie am Ostersonntag friedlich eingeschlafen.
Sie gehörte zu jenen Schauspielerinnen, über die man nicht sinnieren musste, ob man sie mag oder nicht, wenn sie von Zeit zu Zeit Gast in unseren Wohnzimmern war: Sie gehörte einfach zum TV- und Film-Leben dazu, war ein fester Bestandteil des Ganzen und vermutlich eine der letzten
Diven,
die Deutschland hatte. Na ja, mindestens eine weitere fällt mir noch ein ...
Eine Diva ist eine einzigartige Frau, die sich ihrer Einzigartigkeit bewusst ist und diese Rolle zelebriert.
Von bescheidenen schauspielerischen Herausforderungen in ihren Anfängen hat Hannelore Elsner sich in die Riege der Besten hochgespielt. Zu den trivialen Anfängen gehörten u. a. die "Lümmel-Filme",
aber man hat nie vernommen, ob sie sich später dafür geschämt hat (Romy Schneider war auskunftsfreudiger, wenn es um Sissi ging).
Überhaupt hat sie ungern Privates erzählt, ging nicht gerne in Talk-Shows und war für nicht wenige Journalisten keine einfache Interview-Partnerin. Immerhin hat sie vor ein paar Jahren ihre Autobiografie "Im Überschwang" geschrieben. Ob das Buch der Wahrheit entsprach, konnte sie nicht sagen - aber es sei ihre Wahrheit. Für die Buch-Präsentation machte sie eine Ausnahme und war in einer Talkshow zu sehen - ebenso zu ihrem 70. Geburtstag.
War Hannelore Elsner gerecht oder ungerecht, ausgeglichen oder zerrissen, mutig oder feige, eher positiv oder mehr negativ eingestellt, ehrgeizig oder flog ihr alles einfach zu? Man weiß es nicht.
War sie Die Unberührbare oder gab es Zeiten, die sie geändert haben, die Diva in Thailand, die den großen Rudolph persönlich kannte, selbst die Schwarzwaldklinik von innen war ihr ein Begriff und Am Ende muss Glück sein vermutlich teilweise sowieso. Es gibt immer das Sichtbare und das Unsichtbare.
Mir fiel auf, dass sie gern die Haare wirr herumhängen hatte ... ein Stilmittel zur Verdeutlichung der nonverbalen Aussagen über ein wildes Leben sowohl in Filmen als auch privat? Oder einfach ein schräges Markenzeichen?
Eine geheimnisvolle Frau muss eben in allen Lebenslagen das Geheimnisvolle bewahren. Auch das entspricht dem Diventum. Die Zuschauer dürfen alles konsumieren, aber sie dürfen noch lange nicht alles wissen ...
und das ist auch gut so. Intime Geständnisse jeder Art sind ohnehin meistens eher peinlich als aufschlussreich.
In diesem Sinn hat Hannelore Elsner alles richtig gemacht. Ob ihr Leben wirklich wie "Alles auf Zucker" war,
kann man natürlich somit auch nicht beurteilen. Aber es wäre ihr zu wünschen gewesen.
Ein starkes Schauspieltalent wird fehlen. Doch sie hinterlässt eine Menge an Film-Material, es gibt sogar noch unveröffentlichtes.
Gestern am sehr späten Abend habe ich im NDR "Die Spielerin" gesehen - eine von ihr eindrucksvolle schauspielerische Leistung, in der sie gezeigt hat, wie sehr man als Darstellerin eine Rolle verinnerlichen kann. Man wollte schon zu Beginn sagen: Lass die Finger vom Roulette ... doch ihre Figur wandert strikt und folgerichtig in den Abgrund, die nur eine Sucht auslösen kann.
Wie viele solcher Rollen hätte sie noch gestalten und Leben geben können ... und wie sehr wird auch ihre außergewöhnliche Stimme fehlen, die ich nur rundum schön nennen kann.
Traurig.
Guten Tag, Gruß Silvia
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