Donnerstag, 2. März 2017

1. März 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch im Ruhrgebiet/Essen bei Patrizia

Madame Tussauds, London


„Eine Reise durch Italien von Süden nach Norden“

Vorspeise: Ein Dreierlei aus Vitello tonnato, Mozzarella di bufala in carozza, Bruschetta mit Pistazien-Pesto aus Bronte
Hauptspeise: Pistazienbraten auf glasierten Zwiebeln mit ‚Fettuccine‘, dazu ein kleiner Salat mit Aceto-Balsamico-Granatapfel-Vinaigrette
Nachspeise: Vanille-Mandeleis auf Zeppole di riso-Nest mit Himbeersoße und Pistazien-Bröseln


Müde bin ich, geh' zur Ruh' ...

und zwischendurch fallen mir die Augen zu.

Natürlich dauert die Sendung für uns Zusehende immer nur diese eine Stunde zwischen 19.00 und 20.00 Uhr - die Stunde, in der es noch nicht ganz Abend ist, aber auch nicht mehr Nachmittag und die von allen Sendern gern mit Kurzformaten gefüllt werden.

Doch es gibt noch die gefühlte Zeit - und die erlebe ich heute hautnah und in beinahe voller Länge mit. Aber niemand soll sagen, Patrizia würde nicht vorwarnen:

Als sie damals ihren späteren Mann in einer Sprachenschule zum ersten Mal sah, waren sie - und wie es viel, viel später aufgedeckt wurde - und er ebenfalls sprachlos geflasht vor Entzücken.

Es dauerte dann noch ein halbes Jahr, bevor sie überhaupt miteinander sprachen ...

Ob der Kulturschock der Süditalienerin, die einst von Mailand nach Essen-Katernberg gekommen ist - wirklich sooo groß war wie sie meint, kann ich leider mangels Kenntnissen über Mailand nicht beurteilen, glaube ich aber nicht. So riesig wird die Kluft zwischen beiden Orten gar nicht sein, wenn man mal von ein paar Highlights hier und einigen dort absieht.

Als die Sprache auf Patrizias Herkunftsland kommt, steuert Jenny ihre Story vom verpassten Segen des Papstes Johannes Paul hinzu ... als er seine Hände auf ihren Kopf legen wollte, lief das damals kleine Mädchen weg ...

Sie wäre besser lieb und geduldig stehen geblieben.

Dieser Segen fehlt ihr heute - nach dem für mich erstaunlichen Lob über Patrizias Vorspeise - kommt dann nämlich doch noch raus, was mehr Kritik als Lob aus ihrem Mund verdient.

Leider spielt Patrizia ihr rein zeittechnisch in die Hände - denn diese Langzeitstudie eines Dinners ist ermüdend:

Wer kann sich beim Essen des Nachtisches,der um zwei Uhr in der früh endlich Geschichte ist, eigentlich noch an die Vorspeise erinnern?

Dem Hauptgang fehlt lt. Patrizia im Grunde nur die Zutat "Orange", um perfekt zu sein, aber eben diese verträgt Jenny nicht, was die Gastgeberin berücksichtigt -

obwohl sie letztendlich die Orangensoße an die Zwiebeln gibt.

Jetzt muss man eigentlich einen anaphylaktischen Schock erwarten, aber Jenny scheitert an diesem Schock. Gottseidank! Der Segen des damaligen Papstes hat sie wohl doch noch auf der Flucht erreicht.

Unterdessen entscheidet Patrizia völlig selbstsicher und von sehr weit hergeholt, dass dieses Menü für sie keine Herausforderung ist -

es seien nur die Umstände der Dreharbeiten.

Diese bösen Umstände bringen ihr vierundzwanzig Umdrehungen ein.

Über die nur fünf beigetragenen Zähler von Jenny kann ich nicht mal meckern ...

Schöne Grüße an alle Mailänder und Essener Kulturhauptstadt-Bewohner (2010), den Essen stellvertretend fürs Ruhrgebiet repräsentiert hat.


Guten Morgen, Gruß Silvia

1 Kommentar:

  1. Patrizia - Süditalien trifft Mailand, trifft Essen, trifft die Dinnergemeinde!

    Über einige Wege und weite Strecken hat die heutige Gastgeberin ihr Zuhause in Essen gefunden und freut sich darauf, ihre Heimatküche vorzustellen. Eine Rundreise durch Italien, vom Stiefel bis zur Spitze, vom Absatz bis zum Schuhband wird uns versprochen -und- soviel wird bereits verraten, nur partiell erfüllt.

    Ist es jetzt italienische Gelassenheit, das Wissen um die eigenen Kochkünste oder eine leichte, künstlerische Verpeiltheit die dazu führt, dass Patrizia ein wenig über den Dingen schwebt? Im Bioladen erobert sie sich die letzte Packung mit getrockneten Thymian, ähnlich zielsicher, wie sie später in ihrer Küche regelmäßig nach Kochutensilien sucht. Die Vorbereitungen wird mit Bedacht, sehr konzentriert und in einer sehr eigenen Reihenfolge durchgeführt. Nudelteig - nö, nicht jetzt, machen wir nach der Vorspeise, der Braten kann noch warten, weil jetzt rösten wir mal das Brot. Was sich mit die ganze Zeit komplett nicht erschließen mag: warum gibt es jetzt in jedem Gang Pistazien? Eine Sucht, eine verlorene Wette, familiäre Tradition, ein Versprechen an den Ehemann - viele Fragen, wenig Antworten.

    Die Gäste nahen und freuen sich auf den kulinarischen Ausflug - die Erwartungen sind hoch!

    Apero: bekannter Cocktail aus Italien mit, warum, Olive!

    VS: gelungen, sehr knusprig, sieht wirklich gut und ansprechend aus! Jungs und Mädels, packt die Messer weg - geröstetes Brot kann man besser ohne Besteck zu sich nehmen!
    HG: zu spät, zu lange die Wartezeit, zu sehr sind die Gäste bereits jetzt komplett entnervt! Nudeln in dieser Dicke kommen eher selten zum Einsatz und dürften die italienischen Mütter, Großmütter und Ur-Omis rotieren lassen. Der Braten komplett trocken und durchgebraten und der kleine grüne Blattsalat kaum erwähnenswert. Die Gäste und auch die Gastgeberin sind sichtlich enttäuscht.
    Dessert: Keiner in dieser Runde hat mehr Lust auf eine Nachspeise. Egal was jetzt serviert wird, es wird die Stimmung nicht mehr retten.

    Die heutige Gastgeberin wollte zu viel und ist in der Küche, mit Sicherheit, zeitlich falsch aufgestellt. Die Gäste absolut am Zeitlimit angekommen, konnten sich auch nicht mehr zu einer besonders hohen Bewertung durchringen - schafften es aber doch noch auf 6 Punkte pro Gast im Durchschnitt!

    Mehr Punkte, ich gebe es zu, hätte auch ich nicht vergeben mögen!

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