Alle Jahre wieder lockt der Weihnachtsmarkt
und am schönsten ist es in der Dunkelheit, wenn alle Lichter richtig zur Geltung kommen und man nicht nur die Tassen hochleben lassen kann, sondern auch die Freude.
Ob man Glühwein, Maronen, Dampfnudeln und so vieles andere mag oder nicht, spielt keine große Rolle - denn man hat die Wahl und kann sich genüsslich fallen lassen.
Manche Touristen sieht man auf den Märkten, während viele auch von Markt zu Markt ziehen, bis sie sich Weihnachten erschöpft zurück ziehen.
Doch ein Damokles-Schwert hängt über dem Ganzen: Immer mehr Leute kaufen online ein, immer mehr Netz-Shops gibt es. Mit teilweise haarsträubenden Mitteln werben sie um bequemliche Kunden. Heute bestellt, morgen geliefert ... und der Einzelhandel um die Ecke guckt in die Röhre.
Wie sieht die Welt in zwanzig Jahren aus? Ich mache widerwillig einen Zukunftsgang:
Und bleibe entsetzt an der Pforte zur Innenstadt stehen. Wo ist meine City hin, wenn sie nicht mehr hier ist?
Leere Gebäude säumen meinen Weg. Nicht nur die kleinen Geschäftsleute mussten vor langer Zeit aufgeben, auch die großen Kaufhäuser sind zwar nicht verschwunden, aber leer. Ein Tummelplatz für die Ratten einer Großstadt. Nicht mehr beachtet und überflüssig.
Ich laufe über die einstige Einkaufsstraße und hätte Lust auf einen Glühwein, denn es ist Advent. Aber nur gähnende Leere in einem Meer von tristen gelben Lichtern. Kein Tannenbaum weit und breit in Sicht. Keine Bude, die ihre Herzen aus Lebkuchen anpreist.
Das alles können die Leute jetzt online kaufen. Es gibt inzwischen den Glühwein-Bringdienst und den Facebook-Service "Weihnachtsmarkt-Duft - wahlweise Lebkuchen, Vanille undsoweiter - einfach mit einem Klick auf "Gefällt mir" - und schon duftet es zu Hause.
Ich gehe verdrossen weiter und finde einen einsamen Friseurladen, in dem die einzige Angestellte auf Kunden wartet. So unattraktiv diese Stadt geworden ist, so sinnlos ist alles.
Traurig gehe ich nach Hause, mache meinen Computer an, der dann Allround-Life heißt und anbietet:
Virtuell gehe ich noch einmal über den Weihnachtsmarkt von vor zwanzig Jahren. Und klicke ich auf eine Bratwurst - ist die zehn Minuten später geliefert. Übe ich Kritik, werde ich schnell blockiert oder für ein paar Tage gesperrt.
Meine Freunde habe ich seit zwanzig Jahren nicht mehr live gesehen - wir machen unsere Parties jetzt in einer Community. Für ein reales Treffen lässt uns der Computer leider keine Zeit mehr ...
Ein Horror, der vielleicht schlimmer werden könnte als hier kurz erdacht. Geht mal wieder offline einkaufen, und besucht die Weihnachtsmärkte. Habt Spaß.
Einen schönen Advents-Tag wünscht Biene
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