Samstag, 3. September 2022

3. September 2022 - Mein Hundesohn Robin - unsere letzten gemeinsamen 5 Monate





Für dich

aus bestem Grund . Gestalten . Verwalten . Behalten . Alte, unsere Wege gehen .
Appetitlosigkeit . Hunger . Dein Charme . Mein Schwarm . Du und ich 
Lächeln unter Tränen .
Regenbogen . Dunkelheit . Loslassen . Festhalten . Atmen . Atemstillstand . Wut . Innerer Frieden .
Schmerz . Durchatmen . Blitzschmerz .
Stille . Schweigen . Reden . Schreiben .
Weinen ohne Wasserlauf . Verlassen . Mit Erinnerungen allein gelassen .
Erste Momente . Letzte Momente . Erinnernd .

Du und ich . Nie mehr . Und doch für immer .


Robin (13. Januar 2004 bis 6. September 2019)
Mein Hundesohn Robin - Das Zusatz-Kapitel

Am 1. April 2019 verschlechterten sich plötzlich Robins Augen, um deren Licht und Erhalt wir fast ein Jahr lang gekämpft hatten, dramatisch. Sofort fuhren wir in die Tierklinik - und bekamen für den 2. April 2019 den Operations-Termin zur Entfernung beider Augen.

Hätte ich Robin gefragt: Möchtest du lieber getötet werden - oder ohne Augen weiterleben? Was hätte er mir wohl geantwortet?

Diese Frage stellte sich mir überhaupt nicht - und auch seine Augen-Tierärztin war sicher, dass wir alles Mögliche auch möglich machen. Sie hat nicht einen Moment daran gedacht, dass ich eine Operation zugunsten einer Einschläferung abgelehnt hätte. Robin war an diesem 1. April bereits über

15 Jahre alt und herzkrank. Die größte Sorge, die sowohl die Ärztin als auch ich hatten, war die Narkose. Darum war sie auch während der Operation, die ein anderer Arzt durchführte, durchgängig anwesend. Sein Alter sprach gegen eine gefahrlose Narkose, seine Herzerkrankung ebenfalls.

Warum schreibe ich das erst heute, fast drei Jahre nach seinem Tod?
Weil überall die Kamele lauern, die das Gras runterfressen .....

Und ob die Kamele im Recht sind oder nicht, spielt keine Rolle - denn es ist bereits Gras über diese damalige Entscheidung gewachsen, und ich war gar nicht in der Lage, eine andere Option als die einer Operation zu wählen.

Eine vorzeitige Entscheidung für seinen Tod wollte ich nicht treffen, konnte ich gar nicht, denn sie stand mir überhaupt nicht zu, solange es noch andere Möglichkeiten gab. - Und selbst, wenn es keine anderen Möglichkeiten mehr gibt, ist diese Entscheidung schwer genug ...


Das Kamel

hat natürlich eine menschliche und in diesem Fall männliche Gestalt und ist selber Hundehalter. Ich traf ihn hin und wieder, wir wechselten ein paar Worte - und gingen weiter unserer Wege. Und was er mir vor ein paar Tagen gesagt hat, hätte er längst vor fast drei Jahren loswerden können - aber wäre er nicht so schlechtgelaunt gewesen, hätte er mich mit seinen Erkenntnissen vielleicht verschont. Miese Laune ist kein guter Ratgeber - und sie an anderen auszulassen, ist beinahe unverschämt.

In der Sache selber kann er natürlich denken, was er will.

Er sagte, nein, warf mir an den Kopf: "Ich wollte es Ihnen schon damals sagen: anstatt Ihren Hund (er sagte Hund und nicht Robin) einschläfern zu lassen, haben Sie ihm noch die Augen herausoperieren lassen. Das würde ich meinem Hund nie antun, das ist Tierquälerei ..."


Jedes Lebewesen hängt an seinem Leben

Der Mann darf seine Meinung haben, aber er hätte sie besser für sich behalten. Im Nachhinein kann man ohnehin nichts ändern, und ich hätte immer wieder genau so entschieden wie ich damals entschieden habe.

Robin wurde nicht von jetzt auf gleich vom gestochen scharf sehenden zum blinden Hund. Bereits seit Beginn seiner Augenerkrankung war sein Sehvermögen stark eingeschränkt, aber wegen seines hohen Alters kam eine Operation zunächst nicht in Frage. Sie wurde unerlässlich, als seine Augen "kollabierten" - und es keinen anderen Weg als die Operation gab.

Robin war wie alle Hunde in erster Linie ein Nasen-Tier, aber natürlich war er ebenfalls ein Augen-Tier: er hat so gern alles gesehen, war neugierig auf die Welt, die vor seinen Augen lag. Und es fiel ihm überhaupt nicht leicht, blind zu sein.

Viele Leute behaupten, dass Blindheit Hunden nichts ausmache ... das kann ich in Robins Fall gar nicht bestätigen.

Vielleicht war er auch schon zu alt, um vom Sehenden zum Nicht-Sehenden zu werden.

Aber er genoss weiterhin all die Dinge, die wir auch vorher gemacht hatten. Nur musste er unterwegs zur Sicherheit nun an die Leine - was er schnell und praktisch veranlagt, wie er nun einmal war, sofort gut angenommen hat. Hauptsache, er konnte den Schnüffelspuren in der Natur folgen ...

Zuhause kannte er sich aus: und wir haben natürlich keine Möbel verstellt oder irgendetwas im Weg stehen lassen.

Und wir hatten noch viele, viele gemeinsame Stunden auf der Couch. Ich habe gesehen, dass er die Zweisamkeit genossen hat. Bienchen war ihm ja nie so wichtig gewesen wie Robin umgekehrt für Bienchen war.


6. September 2019

Robin starb nicht, weil er blind war - aber ohne die vielen Schmerzmittel und die Narkose hätte er vielleicht länger leben können. In der Tierklinik

wurde er an diesem 6. September durchgescheckt - und das Ergebnis war, dass seine Nieren versagten.

Nun musste ich die Entscheidung treffen, die ich am 1. April nicht hatte treffen können: die Erkenntnis, dass ich ihm einen längeren oder auch nur kürzeren Leidensweg ersparen konnte, hat mich 

von der Schuld freigesprochen, dass ich eine Entscheidung über Leben oder Tod getroffen habe - die mir dann sogar leicht fiel,

weil ich aus Liebe zugunsten des Todes entschieden habe, aus keinem anderen Grund. In seinem augenlosen Blick habe ich ein Danke gesehen und seine Ahnung vom nahen Tod ... und dass die Zeit gekommen war, uns zurückzulassen.

Ich werde diesen klugen, tapferen, mutigen, übermütigen, humorvollen, lebenslustigen (ein Terrier, wie er im Buche steht) kleinen Kerl vermissen, so lange ich lebe.


Guten Tag, Gruß Silvia 


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