Freitag, 2. September 2022

2. September 2022 - Ohne Heizung in Nord-Schottland


Ohne Heizung in Nord-Schottland

Es ist bereits einige Jahre her, es war April oder Mai. Genau weiß ich es nicht, denn wir sind einige Male durch Großbritannien gefahren. Wir hatten sonnige Tage oben in Ullapool und Umgebung, und auch, wenn die Nächte  kühler wurden - wen störte es? In unserem Wohnwagen hatten wir eine Gasheizung. Neben der angeschlossenen Gasflasche gab es immer noch eine Ersatzflasche, die in zwei Minuten angeschlossen werden konnte. Vorsorge tragen ist immer das Beste. Dachten wir. Denn es gibt diese Situationen, da hilft keine Vorsorge ... weil Unvorhersehbares passiert. Und man könnte oft genug denken, dies passiert aus einem einzigen Grund: um uns zu ärgern.

Wir verbrachten die sonnigen Tage voller Freude an der Landschaft und den Restaurants und ließen uns den Wind um die Nasen wehen. In der Nacht stellten wir  die Heizung an, was tagsüber meistens nicht nötig war - aber ein Wohnwagen ist

natürlich kein Mauerwerk, das mehr Kälte abhält. Aber: wie viel Kälte hält am Ende auch ein Mauerwerk ab? Ich habe das noch nie ausprobieren müssen.

Aber in Schottland habe ich zum ersten Mal merken müssen, was

Frieren bedeutet.

Mitten in der Nacht fiel die Gasheizung aus und weigerte sich, weiterhin Gas zu fressen, um als Gegenleistung Wärme abzugeben. Da halfen kein Rütteln und kein kompetenter Blick - die Heizung war elendig verendet.


Die Kälte

machte sich breit - und es war kein gemütliches leichtes Frösteln, das man mit einer Tasse heißen Tees besänftigen konnte. An Schlaf

war in dieser Nacht nicht mehr zu denken. Wir mussten uns erst einmal so dick mit mehreren Kleidungs-Lagen umhüllen wie es eben möglich war - und man noch durch die schmalen Gänge eines Wohnwagens passte. Mehrere Lagen an Kleidung übereinander halfen nicht viel ... und wir froren in der  schottischen Kälte.

Am frühen Morgen sah ein wirklich kompetenter Mensch vom Campingplatz nach der Gasheizung, aber er erklärte sie für tot. RIP - Ruhe in Frieden - war hier der falsche Ausdruck, denn wir froren wie  Pudel in der Antarktis - und da war nix mit Frieden.


Die Lösung

war ganz einfach und doch nicht so einfach: ein Heizlüfter musste her. Aber auf den meisten Campingplätzen würde der sehr schnell die Stromverbindung kappen - wegen des zu hohen Verbrauchs. Aber es blieb uns keine Wahl,

wenn wir nicht erfrieren wollten.

Während mein Mann sich mit dem Auto auf den Weg zu einem Geschäft machte (und es im Auto schön mollig warm hatte), blieb ich frierend bibbernd sitzen, weil

ich kaum in der Lage war, mich irgendwie fortzubewegen, bevor die Wärme zu mir zurückfand - und nicht umgekehrt, ich zu ihr.

Dabei scheue ich Kälte überhaupt nicht. Ich bin nicht sehr empfindlich. Aber offenbar hatte ich auch noch nie zuvor derart

hoffnungslos gefroren.

Nach mehr als einer endlosen Stunde kam er mit einem elektrischen Heizgerät zurück. Wir  kappten, damit die Sicherungen nicht durchknallten, alle anderen Stromquellen im Wohnwagen

und ließ das Gerät laufen.


Erleichterung

Endlich taute ich wie aus dem Eise genesen ein wenig auf, bis es mir dann wieder warm genug wurde. Wir wollten immerhin noch einen oder zwei Tage in Nord-Schottland verbringen, weswegen überhaupt eine Ersatzheizung nötig geworden war ...

und man konnte schließlich nie wissen, ob man sie unterwegs nicht noch einmal brauchen würde.

Wir brauchten sie nicht mehr. Die Heizung wurde nach diesen zwei weiteren Tagen hoch oben in Schottland nie mehr gebraucht,

aber sie hatte unser Leben gerettet. Zumindest kam es uns so vor.


Eigentlich

hatte ich diese kleine Episode vom tiefen Frieren fast völlig vergessen - aber angesichts der drohenden Zukunft kam sie mir allzu deutlich wieder in den Sinn.

Frieren kann schrecklich sein. Ich spüre jetzt, während ich darüber schreibe und es außerdem sehr warm ist, plötzlich mit aller Klarheit diese entsetzliche Kälte wieder ...


Guten Tag, Gruß Silvia 


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