Freitag, 6. März 2020

6. März 2020 - Robin Hund - 13. Januar 2004 - 6. September 2019: Seit einem halben Jahr vermisse ich ihn sehr

Robin Hund
13. Januar 2004 - 6. September 2019


Ein ganzes halbes Jahr ohne Robin

Der 6. September 2019 war auch ein Freitag. Mein schwarzer Freitag.

Robin mit dem hochtrabenden Zucht-Namen

Illusion of Moonlight-Star

war genau 9 Wochen alt, als ich ihn für sein Immer zu mir nach Hause holte.

Auch seine Züchterin, Frau W., hat wohl gemerkt, dass der Name Illusion nur etwas für die Papiere ist, aber dem wahren Wesen Robins nie standgehalten hätte: Sie nannte ihn in diesen 9 Wochen Eddie.

Mir war noch auf der Heimfahrt von Unna-Massen, von dort stammte der beste Yorkshire-Terrier aller Zeiten,  klar, dass Eddie auch nicht der richtige Name sein konnte - von einem Eddie hatte ich eher keine genaue Vorstellung, außer, dass es vielleicht einen sehr beliebiger Name ist. Am Anfang hatte ich eben ganz beliebige Sorgen, die eigentlich nicht der Rede wert sind.

Nach etwa 60 km Heimweg war klar: Er sollte Robin heißen.

Geboren als Illusion, vorhin noch Eddie - und ab jetzt Robin. Robin forever!

Er gewöhnte sich schnell an seinen bleibenden Namen und lernte ebenso rasch, daran vorbeizuhören, wenn man ihn rief, aber er gerade keine Lust auf Gehorsam hatte.

Diese Handvoll Hund, die er am Anfang in der Tat und wörtlich zu nehmen, war, wurde zu einer großen Bereicherung für mein Leben.

Zunächst betätigte er sich als Müllsammler: Ich habe nie vorher und auch nie nachher (nach seiner Welpenzeit) gemerkt, wie viel Müll und Unrat wirklich auf den Straßen herumliegt, bis er alles in sein Maul steckte, was den Wunsch nach

In einer Hundeschnute-herumtragen

hegte - und eigentlich schon vorher von nachlässigen Menschen hätte entsorgt werden müssen. Es waren auch wirklich eklige Sachen dabei.

In den vielen darauf folgenden Jahren betätigte er sich als Seelen-Freud- und Seelen-Leid-Sammler, der tausend Freuden in seinen Blicken transportierte, weil er kein Leid zulassen wollte. Zum Glück durfte er wesentlich mehr Freude und nur ganz wenig Leid aufsammeln.


Welpenzeit

Es war die Zeit, in der ich von Robin erzogen wurde. Nein, das ist kein Schreib- oder Denkfehler, denn genau so war das.

Ich ließ mich gut in die Hundesprache einführen, und er und ich hatten nur selten, und wenn, dann absichtlich, Verständigungsschwierigkeiten.

Manchmal sagte mein Mann zu mir: Du bist schon selber ein Hund ...


Für Robin

Du fehlst in allen Lebenslagen. An jedem einzelnen Tag, der aus 24 Stunden Sehnsucht nach dir besteht. Es fehlt dein Trippeln vor mir, der Anblick deiner Nase, tief in die Erde gesteckt auf der Suche nach den wirklich wichtigen Gerüchen dieser Welt.

Du fehlst an jedem Morgen, und an jedem Abend ist es beinahe noch schlimmer. Du stehst nicht mehr vor mir, wenn ich das "Dinner" gucke,

ungeduldig und mit deinem Quietsche-Kotelett. Auch deshalb ungeduldig, weil ich meistens nach dieser Sendung ins Bett gegangen bin und von dort aus mit dir weiter fern gesehen habe.

Ich vermisse deine Freundlichkeit gegenüber den meisten Menschen. Durch dich haben wir so viele Leute kennen gelernt - und sie alle und obendrein noch Fremde, die uns nur zusammen gesehen haben, vermissen dich. Du warst bekannt

wie der sprichwörtlich "bunte Hund".

Ich danke dir, dass du in 2010 erlaubt hast, nach dem Tod meiner Mutter Bienchen zu uns zu nehmen. Sie ist mir ein Trost in diesen Tagen, Wochen, Monaten.

Ohne deine Toleranz hätte ich sie leider in gute Hände weiter vermitteln müssen.

Robin mit seinem weißen Bienchen


Ich träume oft von dir - und im Traum erlebe ich all deine guten Eigenschaften wieder, aber auch dein unbändiges, geliebtes Temperament, wenn es darum ging,

hündische Feinde in die Flucht zu schlagen, um dein Rudel vermeintlich schützen zu wollen.

Du warst eben ein Terrier. Und nicht nur du hast stets gedacht, ein riesiger Terrier zu sein - ich selber dachte genau das gleiche.

Für mich warst du der Größte! Mein Held! Mein Kämpfer ... gegen deine seit Mitte 2018 drohende Erblindung - und ein Kämpfer nach deiner totalen Erblindung seit dem 2. April 2019.

So wie du oft voller Ungeduld sein konntest, warst du dennoch mit deinem Handicap und all den Tierarztbesuchen geduldig wie ein Schäfchen.

Niemand wird dich je ersetzen, einfach, weil das schier unmöglich ist.

Du hattest diesen Charakterkopf, dieses Nachdenkliche und Überlegte in deinem Wesen, warst nie ein Dummkopf, manchmal nur ein Narr, wenn dir ein läufiges Mädchen Lust versprochen hat, das es am Ende leider nicht halten wollte und auch nicht durfte (da habe ich schon aufgepasst). Das tat deinem natürlichen Trieb sicherlich weh, aber was sollte ich tun ...

Deinen Lebensweg habe ich in Bildern festgehalten. Aber wie es im Leben ist:

Es gibt immer ein 1., und es gibt ein letztes Bild.

Dein letztes kann ich mir kaum ansehen. Ich vermeide es, unnötig den Ordner zu öffnen, in dem es mich für immer an meinen guten, besten, jetzt alt gewordenen Jungen erinnert,

der bis zur letzten Minute ein tapferer kleiner, alter Mann war.


Ich kam, weiß nicht woher,
bin und weiß nicht wer,
leb, weiß nicht wie lang,
sterb und weiß nicht wann,
fahr, weiß nicht wohin,
mich wunderts, dass ich so fröhlich bin.

Da mir mein Sein so unbekannt,
geb ich es ganz in Gottes Hand. –
Die führt es wohl so her wie hin,
mich wunderts, dass ich noch traurig bin.

Hans Thoma (1839 - 1924)

Deinetwegen hoffe ich als Agnostikerin, dass es den Himmel doch gibt. Denn es wäre nicht auszudenken, dich

nie wiederzusehen.

Bis dahin liegt deine Seele zum Greifen nahe immer in der Luft, die ich atme.

Denn du, der nie ein Wort mit mir gewechselt hat, hast mich am besten verstanden. Das versetzt mich in die Lage, dich nun überall dort zu sehen, wo es nötig und wichtig ist.  Und es ist täglich nötig. Ich kann mit dir kommunizieren, als wärest du nicht gegangen.

Bist du auch nicht, denn du hockst seit dem 6. September 2019  in meinem Herzen verankert und sorgst dafür, dass es weiter pumpt, obwohl du fort bist und ein wichtiger Impuls fehlt.


Tschüss, mein Robin!


Guten Tag, Gruß Silvia


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