Ich besuche manchmal Friedhöfe ...
... aber nicht unbedingt die Gräber meiner lieben Verstorbenen: zu denen habe ich keinen Bezug und fühle mich ihnen auf einem Friedhof überhaupt nicht nahe. Da bringt es mir viel mehr, ein Erinnerungs-Foto anzusehen oder hin und wieder auch über eine Erinnerung zu schreiben. Das habe ich bereits öfter auf diesem Blog getan.
Fotos sind allerdings auch so eine Sache, denn manchmal quälen sie mich eher als dass sie mich erfreuen. Zwar sind alle Fotos archiviert oder in vielen Alben eingeklebt, aber sie anzusehen, macht mich meistens eher traurig als glücklich. Erinnerungen sind eben nicht immer ein Paradies ...
Im Ausland jedoch gehe ich gern hin und wieder und wenn es sich ergibt, auf einen Friedhof. Meistens steckt kein Plan dahinter, sondern der reine Zufall: so finde ich neben einigen anderen, die ich im Laufe der Zeit besucht habe,
besonders die britischen Friedhöfe sehenswert. Sie sind wenig prunkvoll, was die Gräber anbelangt, aber oft mit
großzügigen Inschriften über das Leben der Verstorbenen versehen. Man steht davor und schon weiß man, was Jane oder Charles in ihren Leben gemacht haben und mit wem sie verheiratet waren, manchmal erfährt man auch ihre Berufe.
Würde man auf diese Weise alle Geburts- und Todesdaten in einen Zusammenhang bringen, wüsste man, wer zur etwa selben Zeit die Umgebung bevölkert hat - und man könnte Verwandtschaften erkennen.
So weit geht mein "Forscherdrang" dann doch nicht - ich begnüge mich stets mit einem Gang über jene Friedhöfe und führe natürlich keine Statistiken.
Auf Bali
konnte ich zu meinem großen Erstaunen diese leichte Hingezogenheit ziemlich erweitern. Eigentlich hatten mich gerade dort die Friedhöfe recht wenig interessiert, aber dann kam
meine Liebe zu Krimis zum Vorschein, als ich sah, welche "Ausflugsziele" das Hotel, in dem wir wohnten, angeboten hat.
Meine Liebe zu Krimis, besonders den englischen, ist meistens mit mindestens einer filmischen Darstellung eines Friedhofes oder einer schriftlichen Beschreibung in einem Buch verknüpft.
Auf Bali war (ist?) es möglich, örtlichen Beerdigungen beizuwohnen. Die angebotenen Plätze sind natürlich immer sehr wenige, denn die Begräbnisfeierlichkeiten sollen durch keine Touristenströme gestört werden,
aber den Angehörigen ein bisschen Geld in die Kasse spülen.
Und so kam es, dass ich eines Tages als Zaun-Trauergästin auf einer Bestattung zugegen war, die völlig anders ablaufen als unsere in Deutschland.
Zunächst findet man sich vor dem Haus des Verstorbenen ein und bekommt etwas zu Trinken, denn es ist sehr heiß auf der Insel, und man benötigt viel Flüssigkeit. Ich kann mich erinnern, dass es in diesem Fall eine kühle Limonade gewesen ist. Derweil
stehen die Trauergäste beieinander oder auch einzeln herum und warten, bis sich der Trauerzug in Bewegung setzt. Auf einer Bahre wird der Verstorbene zu seinem letzten Ort geführt,
und dort erfolgt die öffentliche Einäscherung.
In diesem Fall waren wir auf der Beerdigung eines Reisbauern.
Eigentlich mag ich auch keine Beerdigungen, aber wenn man nicht persönlich involviert ist und damit ein wenig von den fremden Gebräuchen kennenlernen kann ...
Zumindest war die gesamte Bestattungsfeier nicht traurig ... so dass man sich nicht schämen musste, daran teilzunehmen. Freundlich begrüßt wurden wir auch.
Andere Länder, andere Sitten ...
Guten Tag, Gruß Silvia
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